Montag, 12. November 2018

Das Fibonacci-Kind



Liebe Leserinnen, Leser und Leserx

Ich bins wieder, euer Armin. Vom Namenlosen selbst, dem Verantwortlichen für diesen Blog, habe ich bisher nichts gehört. Aber ich habe mit Sämu und Bienchen am Telefon gesprochen.

Sämu sagte, er habe gehört, dass jemand mit Zahlenkrankheit in den Notfall eingeliefert worden sei. Ein leider nicht so seltener Fall. Diesen Sommer hätten sie einen Contester im Spital behandelt. Allerdings ein eher einfacher Fall. Der Mann habe immer nur "Fünfneun" gemurmelt.
Contester sind nicht etwa Protester oder Anhänger einer bestimmten Religion, sondern Funker, die sich an Funkwettbewerben beteiligen. Bei diesen Veranstaltungen, die praktisch jedes Wochenende stattfinden, geht es darum, möglichst vielen anderen Funkern "Fünfneun" zuzurufen.

Im Gegensatz zu Sämu meinte Bienchen, es könnte sich beim Zusammenbruch des Namenlosen um einen sogenannten Backlash gehandelt haben - nicht zu verwechseln mit dem Backflash oder dem Backfish. Ein fortschreitendes Zurückfallen in einen Traum. Wie wir ja alle wissen, ist der Namenlose ein starker Träumer - schlimmer noch: ein zeitreisender Träumer. Bei derartig veranlagten Menschen kann es vorkommen, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihren Träumen zu entfliehen. Sie sitzen fest. Vielleicht sitze der Namenlose immer noch auf einer Tanne im Vallée de Trient und binde dort Marconis Antennen an, meinte Bienchen. Die Zahlen seien wohl eine verschlüsselte Botschaft - vielleicht eine Frequenzangabe - aber in jedem Fall ein codierter Hilferuf.

Charlie oder das Fibonacci-Kind habe ich seit vorgestern nicht mehr getroffen. Das liegt auch daran, dass neuerdings einer mit Schlapphut vor meiner Zimmertür steht und ich es nicht mehr wage, ohne Begleitung durch einen Weißkittel hinauszugehen.
Hoffentlich schaut mal Charlie bei mir rein. Beim Fibonacci-Kind ist das eher unwahrscheinlich. Es ist sehr speziell und man sieht es nie in den unteren Etagen. Es wird gemunkelt, dass es ein Kind von Putin, unserem Abwart, sei und in der Nacht gebrauchte Teebeutel für ihn sammle. Er würde sie im Serverraum im Keller für den Wiedergebrauch trocknen.
Im Sinne des Klimaschutzes zwar erfreulich, aber vermutlich bloss ein Gerücht. Was ich jedoch bestätigen kann ist, dass das Kind auf dem Dach nachtwandelt. Ich habe es nämlich selbst gesehen, wie es im Pi-jama über den Dachfirst lief und dabei zu den Sternen schaute. Es sei sehr an Satelliten interessiert, sagt man.

Apropos Satelliten: Gerade hatte ich eine Verbindung mit einem Funkkollegen. Der hat mir gesagt, er habe jetzt endlich eine Bewilligung für den Satellitenfunk vom BAKOM bekommen. Der Bereich 2400 - 2410 MHz ist ja hierzulande nicht generell für den Amateurfunk freigegeben. Dies im Gegensatz zu den umliegenden Ländern. Und wenn man über den neuen Satelliten funken will, den die Funker aus Qatar nächstens in eine geostationären Umlauf schiessen werden, braucht man diese Frequenzen. Das ist eine erfreuliche Nachricht. Weniger erfreulich ist die zweite Nachricht, die mir der Kollege mitgeteilt hat: günstige und leichte Morsetasten würden rar - die Firma Palm stelle ihren Betrieb ein. Wer also noch keine Schnapsnase hat, muss sich mit Tastenöl begnügen.

Liebe Leserinnen, Leser und Leserx, ich hoffe, es geht euch allen gut, auch wenn ihr dort draußen irgendwo im Nirgendwo wohnt und nicht wie ich in der Sicherheit einer Anstalt.

Euer Armin       

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen