Freitag, 16. November 2018

Heimliche Antennen



Hallo, ich bin's nochmal, der Sämu.
Das mit dem Antennenverbot war ein echter Schock. Allerdings ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der neue Gemeindepräsident scheint in eigener Regie gehandelt zu haben.
Gestern habe ich das Problem mit Bienchen besprochen. Nachdem ich ihr die Geschichte erklärt hatte, meinte sie:

"Ganz im Stil der EU. Wie hat doch dieser EU-Chef mit dem lädierten Ischiasnerv gesagt: "Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.
Das geht die ganze Zeit so. Gerade kürzlich wollten die Politiker einen Migrationspakt durchmogeln. Die Presse hat mitgemacht und stillgehalten. Aber das hat nicht geklappt. Schon springen einige Länder ab. Deutschland wird aber sicher unterschreiben. Die Schweiz ist in der Klemme: ihre Diplomaten waren an dem Vertrag maßgeblich beteiligt. Die deutsche Presse hat sich schon mal auf die Schweiz und Österreich eingeschossen und die beiden Länder als kleine Großhansel bezeichnet."

"Das habe ich im Radio gehört. Das Ganze sei aber kein richtiger Vertrag sondern bloss eine Absichtserklärung und verpflichte niemanden zu nichts. Also harmlos und für mich sowieso nicht relevant. Aber dieses Antennenverbot trifft mich direkt. Was mach ich ohne meinen Tower und meinen Beam. Da kann ich ja das Hobby an den Nagel hängen."

"Typisch. Solange es einem nicht selbst trifft und höchstens in der Glotze zu sehen ist, juckt es nicht groß. Du musst dich halt wehren Sämu. Gehe an die nächste Gemeindeversammlung und melde dich zu Wort."

"Was soll ich denn sagen? Dass man von meiner Antenne kein Kopfweh bekommt und dass die Hühner deswegen nicht weniger Eier legen?"

"Das ist keine gute Idee. Weisst du was Sämu: ich habe zwar keine Antenne, aber ich werde dich an die Gemeindeversammlung begleiten. Aber inzwischen machen wir einen Plan B für den Fall, dass dieses Reglement tatsächlich angenommen wird. Denn auch ohne deinen protzigen Aluminiummast mit dem Riesenrechen obendrauf kannst du schöne Funkverbindungen machen."

"Wie denn? Ich brauche doch eine Antenne, und die sollen ja verboten werden."

"Du baust eben eine die den Enten-Test nicht besteht."

"Du spinnst. Ich brauch keine Ente, mein Hund Hund reicht mir."

"Aha, dein Hund heißt also Hund. Habe mich schon gewundert wie du das Tier immer rufst. Aber der Ententest geht so: Wenn etwas aussieht wie eine Ente, schwimmt wie eine Ente und quakt wie eine Ente, dann ist es höchstwahrscheinlich eine Ente."

"Was hat denn das mit einer Antenne zu tun?"

"Denk mal scharf nach! Wenn etwas nicht aussieht wie eine Antenne, keine Isolatoren hat wie eine Antenne und kein Speisekabel sichtbar ist, dann ist es keine Antenne. Die Menschen haben eine ganz konkrete Vorstellung wie eine Antenne auszusehen hat. Ein Stängel oder ein Rechen aus Aluminium zum Beispiel, und als Toupet natürlich so ein Gittermast wie deiner. Sowas sieht gefährlich aus und macht den Leuten Kopfschmerzen wenn sie das Teil nur schon sehen. Da brauchst du nicht einmal zu senden. Auch die Größe spielt eine Rolle: Je grösser und mächtiger so eine Antenne ist, desto mehr muss sie strahlen, denkt der Betrachter. "

"Bienchen, du solltest Armin in der Anstalt Gesellschaft leisten. Das hilft mir überhaupt nicht weiter und ist kein vernünftiger Plan."

"Benutze einfach deinen Fahnenmast als Antenne, der sieht nicht aus wie eine. Oder hänge einfach einen Draht in den Zwetschgenbaum hinter dem Haus. Ein simpler Draht wird nicht als Antenne gesehen."

"Mhm...was würdest du denn tun, wenn du eine heimliche Antenne bauen würdest."

"Ich würde z.B. eine Endfeed vom Dachzimmer in den Nussbaum spannen. Ein kaum sichtbarer Draht fällt nicht auf."

"Mhm...einfach nur ein Draht. Funk ist doch drahtlose Kommunikation!"

"Genau das ist der Punkt, Sämu."



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