Dienstag, 17. Dezember 2019

Mbit/s und MHz



Amateurfunker sprechen von MHz, IT-Affine von Mbit/s.
Beiden schwant, dass da ein Zusammenhang bestehen könnte, wenn es darum geht, Daten per Funk zu übertragen. Cracks wissen natürlich Bescheid. Wenn du zu Letzteren gehörst, solltest du nicht weiterlesen, sonst musst du u.U. in die Tischkante beißen.

Bei uns bringt das TV-Kabel das Internet ins Haus. Kürzlich entschloss ich mich zu einem Upgrade und wählte eine Geschwindigkeit von 100 Mbit/s (Download). Bisher hatten wir "bloß" 10 Mbit/s.

Und da Kontrolle in vielen Fällen besser ist als Vertrauen, testete ich die Download-Geschwindigkeit mithilfe eines Tools, wie man es im Web findet.
Und siehe da: mein Misstrauen war berechtigt, mehr als 10Mbit/s lagen auch nach dem Upgrade nicht drin.
Doch rasch wurde klar, dass nicht der Kabelbetreiber schuld war.
Als Funker sind mir nicht abgeschirmte Leitungen ein Gräuel, aber ich brachte es trotzdem über mich und stöpselte meinen Laptop ausnahmsweise direkt ins Modem, anstatt via WLAN zu surfen. Und da waren sie dann: die 100 MBit/s. Die Filme purzelten nur so aus dem Internet herunter, von der Musik gar nicht zu reden.

Glücklicherweise sammle ich alle Bedienungsanleitungen in einer großen Kiste und nicht in der runden Ablage. Weit unten in der Kiste fand ich das Datenblatt meines in die Jahre gekommenen WLAN-Routers...und siehe da:
das WLAN war in der Tat der Flaschenhals.

Wie gesagt, ich mag keine Leitungen in der Wohnung außer Koaxialkabel; ein neues WLAN musste her. Und möglichst eins, das nicht nur 2.4 GHz konnte, sondern auch 5 GHz, damit die 100 MBit/s auch sicher durchrauschten.

Denn um einen bestimmten Daten-Durchsatz zu erreichen, braucht eine drahtlose Verbindung auch eine bestimmte Bandbreite. Vereinfacht kann man sagen: 1 Bit/s braucht eine Bandbreite von 1 Hz.
100 MBit/s brauchen also 100 MHz. Als Faustregel, notabene. Mit einer geschickten Codierung kann man etwas mehr in 100 MHz reinpferchen.

Im 2.4 GHz WLAN-Band stehen in der Schweiz 13 Kanäle mit je 20 MHz Bandbreite zur Verfügung. Da das WLAN nicht an der eigenen Haustür halt macht, muss man diese Kanäle mit den Nachbarn teilen. Bei mir sind alle 2.4 GHz Kanäle mehrfach besetzt. Zudem benutzen die meisten Router gleich vier Kanäle gleichzeitig. Das wären dann 80 MHz und würde wohl für 100 MBit/s reichen, wenn die lieben Nachbarn nicht wären.

Glücklicherweise gibt es aber noch das 5 GHz Band. Und neuere Laptops, Tablets und Handys haben das auch intus. Bei 5 GHz stehen dann weitere 80 MHz und sogar 160 MHz breite Kanäle zur Verfügung. Das 5 GHz Band hat eine geringere Reichweite innerhalb Gebäuden und ist bei mir noch ziemlich verwaist. Gut, denn der neue WLAN Router ist ein Zweibander.
Dabei kombiniert er beide Bänder und so steht immer genügend Bandbreite zur Verfügung, um satte 100 MBit/s zu erreichen.

Mein Kabelnetz-Betreiber bietet auch ein 1 GBit/s Abonnement an. Doch in diesem Fall liegt der Flaschenhals nicht nur bei meinem WLAN, sondern beim Koaxkabel, das vom Verteiler unser Haus erreicht. Es schaft zwar fast 1 GHz, doch braucht es die Bandbreite hauptsächlich für die unzähligen TV-Programme, die uns beglücken.
Sollten wir tatsächlich einmal auf 1GBit/s upgraden wollen, muss eine Glasfaser ins Haus. Vielleicht wenn wir nicht mehr in die Ferien fahren, sondern per virtuelle Realität verreisen.

Glasfasern haben Bandbreiten, die in THz gemessen werden, sind hauchdünn und werden in Bündel zusammengefasst. Ihre Übertragungskapazität ist daher fast unbegrenzt. Das neue 5G Mobilnetz, wird niemals das leisten können, was Glasfaserkabel können. Auch nicht im 60 oder 70 GHz Band.

     

3 Kommentare:

  1. "Denn um einen bestimmten Daten-Durchsatz zu erreichen, braucht eine drahtlose Verbindung auch eine bestimmte Bandbreite. Vereinfacht kann man sagen: 1 Bit/s braucht eine Bandbreite von 1 Hz.
    100 MBit/s brauchen also 100 MHz. Als Faustregel, notabene. Mit einer geschickten Codierung kann man etwas mehr in 100 MHz reinpferchen."
    ...
    Du weisst aber schon, dass man per MIMO z.B. mehrere Datenströme gleichzeitig im selben Band übertragen kann und dass sich damit die Datenrate vervielfachen lässt. Oder nicht ?
    HNY
    Mark
    PS: Funkamateure brauchen natürlich kein MIMO, zum Übertragen von Rufzeichen + 5nn wäre das Overkill ;-)

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  2. Es gibt übrigens auch geschirmte Twisted-Pair-Kabel. Aber WLAN ist ohne Frage natürlich praktischer als Kabel-Ethernet.
    73 de DC4AC

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