Sonntag, 3. April 2022

Funkbericht aus meinem neuen QTH

 


Mein neues QTH gefällt mir und ich habe mich gut akklimatisiert. Es sind ja auch nur 300m Höhendifferenz zum vorherigen Standort. Da merkt man nicht, dass das Wasser etwas länger braucht, um zu kochen. Und die grössere Entfernung zum Gravitationszentrum trägt nur unmerklich zu einer zeitlichen Verschiebung bei. Die Luft ist klar, die SOTA-Gipfel sind nah und die Mitmenschen angenehme Zweitwohnungsbesitzer. Etwas weniger prominent als auf der anderen Seite des Gebirgspasses. Der Tourismus brummt in allen Sprachen und die Geschäfte sind auch Sonntags offen. Wichtig bei zunehmender Altersvergesslichkeit. 

Die gut subventionierten Bergbauern kümmern sich um ihre Kühe und die damit verbundene Herstellung eines wichtigen Nahrungsmittels: des Greyerzers. Unverzichtbar für die Lokalspeise, das Fondue moitié-moitié. Ein Zweikomponenten-Nahrungsmittel. Nicht ganz so klebrig wie Epoxy Kleber. Man tunkt hier oben hauptsächlich Brot und vielleicht noch gekochte Kartoffeln in dieser Käsesuppe. Die zweite Komponente heisst übrigens Vacherin Fribourgeois und kommt auch aus der Gegend. Nur von anderen Kühen.

Funktechnisch sieht es aber ganz anders aus. Am vorherigen QTH konnte ich Drähte spannen und Masten pflanzen, ohne mich jemals um eine Antennengenehmigung zu kümmern. Meine Referenz waren dort die ansässigen Künstler und Anhänger alternativer Wohnformen. Meine Antennenkunst war vergleichsweise harmlos. 

Hier gelten andere Regeln. Règlement des Propriétaire par Etage, ist das Stichwort. HOA (Home Owner Association) heisst das in den USA. Immer mehr Amerikaner beklagen sich über die strikten Vorschriften betreffend Funkantennen, wenn sie im Rentenalter in eine solche "Anstalt" ziehen.

Aber dafür gibt es ja die immer beliebteren Loop Antennen. Klein, unauffällig, ohne Radials und sehr effektiv im Verhältnis zu ihrer Grösse. Sofern sie sorgfältig konstruiert sind. Auf Anhieb fallen mir bei den 100Watt+ Exemplaren gerade Ciro Mazzonis Antennen und die Käferlein Loops ein. Letztere aber auch nur, wenn sie keine Drehkos mit Schleifkontakten haben. Für Portabel-Einsätze mit QRP gibt es inzwischen eine grosse Palette an Magnet-Loop Antennen. Doch beim stationären Einsatz auf dem Dachboden, der Terrasse oder dem Balkon möchte man gerne die Möglichkeit haben, bei Bedarf die volle Leistung des 100 Watt Transceivers zu nutzen.

Die kleinen Loop-Antennen sind teuer. Doch selber bauen ist nicht besonders schwierig und natürlich günstiger. Die kritische Komponente ist der variable Kondensator, der auch bei QRP Spannungen im Kilovolt-Bereich aushalten muss. Leider sind günstige Vakuum-Kondensatoren wegen des Krieges in der Ukraine z.Z. schwerer zu beschaffen. Gut, dass ich noch Reserve-Kondensatoren habe.

Kürzlich habe ich meine "grosse" Loop mit 1.6m Durchmesser mit einem Extrapaket Kondensatoren ausgerüstet, das sich bei Bedarf dazuschalten lässt. Das Paket besteht aus einer Batterie von Vakuum-Kondensatoren mit Fixwerten von Comet. Insgesamt sind es 1250 pF. Zusammen mit dem variablen Vakuum-Drehko von 500pF kann der Loop damit über das ganze 160m Band abgestimmt werden. Das SWR ist ausgezeichnet, die Rücklaufdämpfung liegt bei -26dB, ohne dass die Einkopplung verändert werden muss. Doch die Bandbreite schrumpft dabei auf Werte zusammen, die einen SSB-Betrieb schwierig und für die Endstufe des Senders riskant machen. Zwischen den 1:1.5 SWR Punkten liegen gerade mal 1.2kHz und zwischen den 1:2 SWR Punkten nur etwas über 2 kHz.

SSB hatte ich bei der Konstruktion des Zusatzpakets eigentlich nicht im Sinn, ich dachte mehr an Telegrafie. 

Trotzdem habe ich es riskiert, kurze SSB-QSO's zu fahren. Mein Erwartungshorizont lag entsprechend tief und ich war deshalb überrascht, wie gut es geklappt hat. Über Entfernungen von 50 bis 200km mit Rapporten bis zu 59plus 20dB. Dabei sollten von meinen 200W aus dem IC-7700  nach diversen Online-Rechnern nicht mehr als 1% abgestrahlt werden - also maximal 2 Watt.



 Fazit: Die Loop scheint eine gute NVIS-Antenne zu sein, und auch im 160m Band hat QRP eine Chance. Die Loop ist sehr ruhig und der QRM-Pegel bewegt die Nadel des S-Meters nicht aus der Null-Stellung. Trotzdem erreichen starke Signale auch mal S9+20. Dass die Antenne im Shack steht - drei Meter vom Operator entfernt, hat mich nicht gestört. Erstens soll HF gesund sein, glaubt man gewissen Heilpraktikern. Zweitens wird der grösste Teil der HF ja in der Antenne in Wärme umgesetzt. Störungen von und in der Hauselektronik sind keine aufgetreten. 

 

2 Kommentare:

  1. In der Höhe kocht das Wasser schneller aber das kochen dauert länger (auf 2.000 Metern Höhe das Wasser kocht dann schon bei 93°C)

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    1. So ist es. Auf 880m koche ich mein weiches Frühstücksei 2 Minuten, im Urlaub auf Meeresspiegel ist das schon fast hart.

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