Nicht nur Berg- und Naturfunker interessieren sich für kleine Transceiver mit einigen Watt Sendeleistung. Alarmiert durch das Schreckgespenst Energie und Strommangel, das fast täglich durch den Zeitungswald getrieben wird, werden auch viele Heimfunker. Bei Kerzenschein zu lesen, auf TV und Internet zu verzichten und ein Hähnchen im Cheminée zu braten, geht ja noch. Aber wegen Stromabschaltungen nicht funken zu können: das geht gar nicht. Da wird auch der Funker in der (noch) warmen Stube ganz elektrisch und zum Prepper.
Vielen fällt bei diesem Thema natürlich sofort ein kleiner QRP-Transceiver als Lösung ein. Betrieben mit einem Akku-Packet, oder einer sogenannten Solar-Powerbank für die Pessimisten. Also für die, die glauben, dass der Strom nicht so bald wieder kommt, wenn er einmal abgestellt wurde.
Funker, denen das Leben zu kurz scheint für QRP, setzen auf massivere Lösungen: Notstromaggregate, riesige Batterie-Cluster und Solarzellen auf dem eigenen Dach. Eher ein ungeeignetes Instrumentarium für Balkonfunker und nichts für kleine Portemonnaies.
Uns Kleinfunkern bleibt also nur QRP-Geräte. Und die gibt es im Überschuss auf dem Markt. Fertig und als Bausatz. SOTA-Funker wissen da bestens Bescheid.
Dank Mikroprozessoren können auch Kleinsttransceiver, was die grossen können. Ein Bespiel ist der uSDX der in verschiedenen Versionen das Internet bevölkert. Er ist bereits für 100 bis 200$ als chinesischer Clown erhältlich. Es ist ein sehr interessantes "Tranceiverli", ein Open Source Projekt holländischer und deutscher Funkamateure, die sich zum Ziel gesetzt haben, möglichst viel Hardware durch Software zu ersetzen. Ansporn war der QCX von Hans Summers G0UPL von QRP-Labs. Der uSDX kann zwar mehrere Amateurfunkbänder und hat viele "nice to have" Funktionen, doch ein Poti als Volumenregler ist der konsequenten Software-Strategie zum Opfer gefallen.
Der ursprüngliche QCX dagegen, ist ein Einbandtransceiver für CW und WSJT-X Betriebsarten. Er ist als Bausatz erhältlich, inzwischen auch als QCX+ und QCX-mini. Dieser Bausatz ist der günstigste Weg zu QRP und wer Löten kann und die Funkerprüfung nicht nur mit Auswendiglernen bestanden hat, schafft das. Ein Lötkolben und ein Multimeter genügen, ein Messgerätepark ist nicht notwendig. Man muss sich aber für ein Band entscheiden.
Wer gerne bastelt und über Messgeräte, ein gut gefülltes Bauteilelager und entsprechendes Know-how verfügt, kann aber auch bei Null beginnen. Es gibt genügend Baupläne in den Tiefen des Internets, um daraus Ideen und Schaltungsteile zu übernehmen und sich einen massgeschneiderten Transceiver zu bauen. Meines Erachtens sollte man aber keine Schaltung nachbauen, die man nicht zu 100% versteht. Und ohne Oszilloskop, Spektrum-Analyzer, LCR-Meter und Frequenzzähler befindet man sich streckenweise im Blindflug. Wenn man zu viele Komponenten zukaufen muss, weil sie die Bastelkiste nicht hergibt, wird das Teil teurer als ein gekaufter Bausatz. Was jedoch bleibt, ist der Spass und der Lerneffekt und beides lässt sich schwerlich in Geld ermessen.
Kürzlich habe ich diesen Weg gewählt. Die Bauteile in meinen Schubladen haben mich angezogen wie Magnete und die ungenutzten Messgeräte auf dem Tisch bekamen Macken vor lauter Langeweile. Natürlich bin ich technisch längst nicht mehr à jour, meinen Augen droht der graue Star und die Hand braucht ab und zu einen Schnaps zur Sicherheit. Doch "Old Tech" ist in meinem Hirnkasten noch einigermassen erhalten geblieben.
Das Ziel war ein 80m CW-Transceiver mit 5W und VFO zu bauen. Mit einem guten Superhet-Empfänger mit Quarzfilter und AGC. Ein reines Hardwaregerät ohne eine Zeile Software. "Kalter Kaffee", denkt ihr sicher. "Der Opa baut sich ein Nostalgie-Gerät." Natürlich habt ihr Recht.
Allerdings kann dieser Selbstbau-Transceiver etwas, was selten einer der Käuflichen kann. Sein Empfänger braucht weniger als 30mA Strom bei 12 Volt.
Das scheint mir ein wichtiger Punkt zu sein: viele QRP-Transceiver brauchen bei Empfang zu viel Strom. Wenn euch nach einem Bausatz oder Fertiggerät gelüstet: schaut genau hin. Wieviel braucht der RX, wieviel der TX und für welchen Spannungsbereich ist das Gerät ausgelegt? Wie lange kann ich z.B. mit drei 18650 Zellen funken?
Hier einige Impressionen aus dem chaotischen Innenleben meines 80m Transceivers:
Als Mischer fanden NE602/612 Verwendung (Gilbert Zellen). NF-Verstärker ist ein LM386N4, Die ZF beträgt 5MHz. Das Leiterfilter hat eine Bandbreite von 200Hz. Der VFO mit einer Kapazitätsdiode BB112 läuft daher bei 1.4 MHz und ist deshalb sehr stabil. In der Endstufe kam ein RD15HVF1 zum Einsatz. Bei 12.0V liefert er mehr als 5 Watt aus seinem 7 Poligen Tchebychev Tiefpassfilter. Der Transistor ist natürlich ein Overkill. Dafür ist die Endstufe praktisch unkaputtbar. Der Transceiver arbeitet von 10 - 15 Volt. Verwendet wurde, was ich in der Bastelkiste fand. Nichts musste hinzugekauft werden. Mal sehen, was das Teil zu meiner MagLoop sagt - bzw. umgekehrt.
Und hier einige Quellen, die mir Inspiration und Ideen lieferten:
Du hast völlig recht. Der Standby Stromverbrauch ist bei den meisten Geräten wirklich unpackbar. Respekt für Deine 30mA. Selbst gebaut ist es immer noch am besten. Aber, zum uSDR nach DL2MAN sei noch etwas gesagt. Zum einen hat er mit chinesischen Partnern Clowns zertifiziert. Das kostet auch den Chinamann Geld die QK zu gewährleisten. Per Group Buy gibts den Kit für 50-60€. Zum anderen hat der Möller eine echte Class E Endstufe mit entsprechender Effizienz. Da frage ich mich eh schon lange, warum man da nicht mehr hört von anderen Herstellern. Mehr Saft als auf dem Gaspedal kann man nicht sparen. Zusätzlich bekommst Du in einer Ziggibox einen absolut brauchbaren TRX mit super Mikroskop, guter NF und CW Taste. DL1DN /QRP Lifestyle hat da einige wirklich starke Videos zu.
AntwortenLöschenBeste 73 de DL8YF, Peer