Montag, 29. April 2019

FT-4 und Pudelschnitten



Auch die Bewohner der Anstalt haben Ostern glücklich überstanden. Die Hasen sind gegessen und die, die noch übrig blieben, wurden in Putins Heizungsraum eingeschmolzen. Für Neuleser sei hier erwähnt, dass der Hauswart der Anstalt Putin heißt. Altleser wissen, dass seine Hauptbeschäftigung das Fahren eines designlosen Rasenmähers im Wodkarausch ist. Jetzt wo die Hasen weg sind, hat die Mähsaison wieder angefangen.
"Schmilzt an Ostern der Hase, friert es im Dezember die Nase", erklärte mir Putin gestern bei meinem Besuch.
"Das kann nicht sein", erwiderte ich, "denn geschmolzene Hasen sind ein Zeichen des Klimawandels."

Anschließend besuchte ich Armin. Er war gerade in ein Gespräch mit der Ampelfrau verwickelt. Ihr wisst schon: die Pilotin, die sich ein Auge hat tätowieren lassen. Jetzt ist eins grün, das andere rot. Darum kann sie nicht mehr fliegen und spinnt.

"Du kommst gerade recht", meinte Armin.

"Wir diskutieren über FT-4", sagte die Ampelfrau. Ihren richtigen Namen habe ich vergessen.

"Eine neue Betriebsart?", mutmaßte ich.

"Genau!", entgegnete Armin. "Viele Funker haben einen wunden Hals vom FiveNine schreien und wunde Finger vom Morsen. Sie lechzen nach einer bequemeren Betriebsart."

"Wieso benutzen sie nicht FT-8?"

"Das ist zu langsam", warf die Ampelfrau ein. "FT-4 ist zweieinhalb mal so schnell wie FT-8 und kann daher auch mit Ritirati konkurrieren."

"Sie meint RTTY", erklärte Armin. "Außerdem braucht FT4 deutlich weniger Bandbreite als RTTY."

"Etwa 90 Hz", ergänzte die verhinderte Pilotin."

"Leider ist man bei FT4 auch an ein Zeitraster gebunden wie bei FT-8", meinte Armin. "Ursprünglich wollte man darauf verzichten, aber das hat nicht geklappt. Dafür kann man noch Signale aufnehmen, die zu schwach für RTTY wären. Der Vorteil beträgt etwa 10dB."

"Zurzeit läuft die Testphase", erklärte die Frau mit den Ampelaugen.

"In diesem Etablissement ist man aber gut orientiert", meinte ich. "Für mich ist das neu."

"Musst halt Youtube gucken und Englisch können", meinte Armin, "und nicht nur von Fransenkäfern und Schnarchmorcheln träumen."

"Und von Frauen, die Schallplatten gefressen haben", ergänzte die Ampelfrau.

Damit war die Diskussion gelaufen. Armin brabbelte was von Pudelschnitten und die verhinderte Pilotin forderte darauf mehr tote Stierkämpfer.
Fluchtartig verließ ich die Anstalt und gondelte in meinem Opel Rekord nachhause.


Samstag, 27. April 2019

Genau und stabil



Jeder hat seinen Fetisch. Das ist nicht nur in der Anstalt so. Außerhalb ist es viel schlimmer.
Fetische sind unabhängig vom Bildungsniveau, werden aber mit dem Alter stärker. Gut zu beobachten ist das bei den Funkern.
Da entwickeln sich aus Fetischen schon mal Allergien. Zum Beispiel eine S-Meter Allergie. Oder eine CW-Allergie.
Ein besonderer Fetisch ist die Frequenzgenauigkeit. Abweichungen von einigen Hertz führen da schon zu verstärktem Herzklopfen.
So auch bei Armin. Da er in der Anstalt zuhause ist, vermutet er hinter jeder Frequenzabweichung eine Verschwörung. Kürzlich habe ich mit ihm darüber gesprochen:

"Wieso legst du so großen Wert auf Frequenzgenauigkeit", fragte ich ihn.

"Na hör mal, das ist doch so klar wie Kloßbrühe. Wenn ich mit jemandem auf 1296.220 abmache und er ruft mich auf 1296.222 dann verpassen wir uns. Ist doch logisch."

"Das sind doch bloß 2 kHz, daran kann es doch nicht liegen."

"Wenn die Signale sehr schwach sind und ich dann noch meine Antenne ausrichten muss, kann das durchaus ein Scheitern der Verbindung bedeuten. Denn mit der Antennenrichtung und der Frequenz habe ich zwei Variablen in der Gleichung. Wenn jetzt mit QSB noch eine dritte dazu kommt, ist der Ofen aus."

"Wer funkt denn schon auf 1296 MHz?"

"Die, die sich für hohe Frequenzen interessieren und das werden mit dem Erscheinen des ICOM IC-9700 in Zukunft sicher mehr werden."

"Der scheint ja nicht gerade ein Wunder von Frequenzgenauigkeit zu sein."

"Das ist leider nur eine Seite der Medaille. Die Frequenz mag wohl genau sein, kurz nachdem man einen Abgleich mit der Referenzfrequenz gemacht hat. Doch stabil ist sie nicht. Frequenzgenauigkeit und Frequenzstabilität sind zwei verschiedene Dinge. Oft werden sie verwechselt oder in die gleiche Schublade getan."

"Und der IC-9700 ist bei beiden schwach?"

"Er ist vor allem nicht stabil. Er wandert, wie jetzt auch ICOM DL zugeben musste."

"Da wird sicher bald eine Lösung gefunden werden. Aber was ist denn so schlimm an der mangelnden Stabilität?"

"Da muss man wieder unterscheiden: Es gibt die Langzeitstabilität und die Kurzzeitstabilität. Wenn die Frequenz über Stunden einige zehn Hertz wegdriftet, wie das bei alten Röhrenkisten der Fall ist, ist das nicht so schlimm."

"Weil die Drift bei mangelnder Kurzzeitstabilität grösser ist?"

"Nicht unbedingt. Kurzzeitige Schwankungen der Frequenz vertragen sich schlecht mit modernen digitalen Betriebsarten wie zum Beispiel JT65 oder WSPR."

"Und bei SSB und CW?"

"Heutzutage ist man es zwar nicht mehr gewohnt. Aber jaulende Telegrafie lässt sich noch sehr gut aufnehmen. Nur der Computer wirft dann die Flinte ins Korn. Ihm mangelt es bei sowas an künstlicher Intelligenz. Auch bei SSB hören nur Elfenohren kurzzeitige Schwankungen."

"Was ist denn noch tolerierbar?"

"Das kommt auf die Betriebsart an. Aber Schwankungen von mehr als 1Hz sind sicher nicht mehr Stand der Technik."

"Und wie ist es bei der Frequenzgenauigkeit. Was ist genau genug?"

"Das hängt von der Frequenz ab. Die Genauigkeit von Oszillatoren wir in ppm angegeben - ppm heißt Parts per Million. Eine Million Hertz sind bekanntlich ein Megahertz. 1 ppm Abweichung heißt daher 1 Hertz Abweichung bei einem MHz. Doch Vorsicht: bei 10 MHz sind es bereits 10 Hz und bei 100 MHz schon 100Hz...."

"....Wieso schreibt man eigentlich Hertz mit tz?"

"Weill sich der Heinrich Hertz mit tz schrieb. Aber du lenkst vom Thema ab. Wenn wir also einen Oszillator mit einer Genauigkeit von +/- 1 ppm haben, bedeutet das bei 1296 MHz im 23 cm Band bereits eine Genauigkeit von +/- 1296 Hz. Das ist um zwei Zehnerpotenzen ungenügend."

"Das sehe ich ein. Aber wie ist es bei der Stabilität der Oszillatoren? Du hast mir ja gerade erklärt das Genauigkeit und Stabilität zwei verschiedene Dinge sind..."

"...die oft miteinander Verknüpft sind. Bei der Stabilität ist es noch viel schlimmer. Stell dir einen Oszillator vor, der eine Stabilität von 1 ppm hat, wenn du diesen auf 10 GHz einsetzt!"

"Mhm...10 GHz sind 10'000 MHz. 1ppm wäre also 10'000 Hz, also 10 kHz."

"Richtig und völlig inakzeptabel. Ein solcher Oszillator ist als Referenzoszillator unbrauchbar."

"Icom spezifiziert die Stabilität des internen Oszillators beim IC-9700 über einen Temperaturbereich von -10 bis 60 Grad Celsius mit +/- 0.5ppm."

"Darum hat das Teil einen Eingang für eine Referenzfrequenz. Leider wird der interne Oszillator nicht durch die Referenz kontrolliert, sondern dient nur dem sporadischen, durch den OP initialisierten, Abgleich."

"Wieso haben die das so gemacht?"

"Das wissen die Götter. Kein vernünftiger Ingenieur würde sowas tun. Bei allen Geräten, die einen Referenzeingang haben, kontrolliert dieser dauerhaft den internen Oszillator."     


 
 

Donnerstag, 11. April 2019

IC-9700 - Wir schaffen das!



Noch vor ein paar Tagen hat Adam Farson abgewiegelt und von Nörgelei gesprochen. Jetzt ist es im Forum still geworden. Ist er abgetaucht? Seine Theorie, ICOM mache sich Sorgen um eine Verschlechterung des Phasenrauschens, wenn der VCXO von der 10 MHz Referenz kontrolliert würde, stand m.E. auf sehr dünnem Eis.
Vermutlich hat er gemerkt, dass er noch gar keinen IC-9700 im Shack stehen hat ;-)

In der Zwischenzeit haben andere OM die Frequenzdrift auch gemessen. Unter anderen der legendäre Rob Sherwood (Sherwood List).
Seine Messungen bestätigen die Resultate, die hier im Blog publiziert wurden.

Die Lage ist zwar ernst, doch nicht hoffnungslos. Denn das Driftverhalten weist auf ein Problem mit dem Ventilator hin. Sobald man zu senden anfängt, beginnt dieser zu laufen.
Michael DL5OCD bringt es auf den Punkt und zeigt gleichzeitig einen Lösungsansatz auf. Er schreibt in der Diskussionsgruppe:

I did some tests last night with the 9700 on 2m.

Short term stability (key-down 1 minute): it started at 0Hz, deviated 20Hz and turned back to +2Hz
The next test (wait 1 minute, key-down 1 minute): it started at 1Hz, deviated 10Hz and returned to 0Hz
The drift looks like a bow on my scope.

My conclusion was that the TCXO is fine, but too slow to compensate the airflow (delta in temperature).
So i stopped the airflow by just blocking the output of the blower...i know, not the professional way, but i run the TRX only at 10W.
The blower immediately kicks in after PTT.

What happened?
1 minute key-down, deviation below 1Hz, THAT is fine for me.
Now it looks like an arrow on my scope ;-)

Next step is to modify the blower, i will run it permanently and see what is happening.
Or shield the TCXO against a fresh breeze. Will see….

PS: I do not confirm this spur issue, here everything is fine with strong signal handling.

Just my 6 cents

73
Michael
DL5OCD

Von ICOM selbst erwarte ich nicht viel. Denn ein niederer Erwartungshorizont schützt vor Enttäuschungen. Wenn sie plötzlich die Oszillatorschaltung umbauen oder dem Referenzeingang parmanent den VCXO anhängen würden, würde mich erstaunen.

Positiv ist, dass sich die Meldung über Artefakte bei stärkeren Eingangssignalen nicht bestätigt haben. Auch ich konnte diesbezüglich nichts feststellen. Die Kiste ist zwar kein Wunder an Grosssignalfestigkeit und bei S9+60dB (mit Vorverstärker) fängt der Empfänger an, Zicken zu machen. Doch wer nicht gerade in der Nähe eines Repeaters oder eines APRS Freaks wohnt, hat wenig zu befürchten. Außer bei Contesten, wenn auf dem nächsten Hügel eine Mammutstation hockt.
Aber alles kann man eben nicht haben, wie der IC-7300 aufgezeigt hat. Interessanterweise habe ich mit dem Signalgenerator bisher die Overflow-Anzeige nicht zum Leuchten gebracht. Ob das Teil überhaupt eine hat?

PS. Dass in diesem Blog Anton rumtrollt, halte ich für ein Gerücht. Das Upload-Filter würde das sicher nicht zulassen.





Montag, 8. April 2019

Unglaublich: IC-9700 driftet wie ein altes Röhrenradio.



Inzwischen haben mehrere andere OM ebenfalls die aussergewöhnliche Frequenzdrift des ICOM IC-9700 festgestellt. Nachzulesen ist das in der Diskussionsgruppe von Adam Farson VA7OJ/AB4OJ.

Gross ist dort auch die Aufregung um den Umstand, dass der 10MHz Referenz-Eingang nur ein "Fake-Input" ist. Er lässt sich nämlich nur zum manuellen Eichen des Transceivers benutzen und kontrolliert nicht dauernd den Master-VCXO des Geräts. Leider war das erst im kürzlich erschienen Advanced Manual nachzulesen und nicht vorher bekannt.
Gerade dieser 10MHz-Input verleitete wohl einige OM zu falschen Annahmen und dazu den Transceiver zu bestellen. Gingen doch die technisch versierteren OM davon aus, dass der VCXO des Geräts an die Referenz angebunden sei, wie das bei Geräten Standard ist, die einen solchen Eingang haben.

Man muss nicht über GPSDO, Rubidiumnormal und genaue Signalgeneratoren und Frequenzzähler verfügen, um die unglaublichen Drift des IC-9700 "zu erleben". Es genügt, auf 23cm auf ein stabiles Bakensignal zu drehen und dann für eine halbe Minute einen CW-Dauerstrich zu senden. Zugegeben nicht gerade die feine Art ;-)
Geht man dann wieder auf Empfang, kann man die Frequenzabweichung sogar auf dem Spektrumskop beobachten und dann auch sehen, wie das Signal langsam wieder auf die angezeigte Frequenz zurückkehrt (Anzeige auf Center und +/-2kHz Auflösung).

Das Drift-Verhalten beim Senden scheint von der Betriebstemperatur des Geräts abzuhängen. Je wärmer die Kiste, desto ausgeprägter die Drift.

Natürlich darf nicht sein, was ist, und so spielt auch Adam Farson, als ICOM-Mann, das Problem herunter und wiegelt ab. Andere Diskussionsteilnehmer regen sich gar über die "Nörgelei" auf.
Die Praxis wird ihnen vermutlich Recht geben. Denn für FM QSO's spielt die Frequenzdrift keine Rolle und auch in SSB wird das kaum einem OM auffallen. Und wenn, auch nur im 23cm Band.
Nur die "Weak Signal" Spezialisten stört die Drift. Für EME und WSJT Betriebsarten ist das Teil in diesem Zustand unbrauchbar. Doch das ist eine kleine Minderheit.

Was die Messtechnik anbelangt: Die im letzten Post gezeigten Bilder kamen noch über die Luft zustande. Inzwischen habe ich die Messungen mit Leistungsabschwächer und am "kalten Ende" eingespeisten Signalgenerator verifiziert. Der GPSDO wurde dabei durch ein Rubidium-Normal ersetzt.

Während ich diese Zeilen schreibe, driftet der IC-9700 auch ohne zwischenzeitliches Senden - also nur auf Empfang - fröhlich weiter. Heute morgen frisch geeicht, hat er sich schon um 40 Hz (im 23cm Band) davon gemacht und wandert weiter.
Im 70cm Band beträgt die Drift aber "nur" ein Drittel davon und im 2m Band nur ein Neuntel. Das fällt OM Waldheini sicher nicht auf.

Abgesehen von diesem Problem, ist der IC-9700 soweit ein nettes Gerät mit interessanten Eigenschaften. Ich werde es behalten und nicht mit der Anstalts-Ambulanz zum Händler zurück schicken. Vielleicht finden die Entwickler noch eine Lösung, um den VCXO dauernd an die Referenz zu binden, oder tauschen den internen Osci gegen ein besseres Exemplar. Denn so wie es ist, ist es keineswegs State of the Art. Ein moderner SDR mit dem Oszi einer alten Röhrenkiste.

Hier zur allgemeinen Verblüffung nochmals eine Aufnahme von heute Vormittag. Der erste Strich ganz links zeigt das Signal, das sich während drei Stunden schon 49 Hz von der Sollfrequenz entfernt hat (Ich hatte das Gerät zu Beginn 30 Minuten nach dem Einschalten kalibriert).
Dann erkennt man einen vergeblichen Kalibrierungsversuch. Erst beim zweiten Versuch klappte es und der Transceiver kehrte auf 496 Hz zurück. Ok, 4Hz daneben, das können wir noch in Kauf nehmen. Interessant, dass die Autokalibrierung mit den externen 10MHz erratisch arbeitet.

Dann kommen drei Sendungen mit Key Down in CW auf 23cm. Die Frequenz driftet dabei 100 Hz weg. Also das gleiche Verhalten wie gestern.



Sonntag, 7. April 2019

IC-9700: Unbrauchbar!



Wenn wir uns im Irrenhaus nicht irren, hat ICOM einen riesigen Bock geschossen.
Auf den ersten Blick scheint das neue Gerät von ICOM perfekt zu funktionieren. Empfindlicher Empfänger auf allen Bändern, stabile Sendeleistung und gute Modulation. Alles scheint perfekt zu sein.
Doch plötzlich traut man seinen Augen nicht mehr:
Die Frequenz wandert - je höher das Band, umso schlimmer.
Der IC-9700 besitzt zwar einen Eingang für eine Referenzfrequenz von 10 MHz, die zum Beispiel aus einem Quarzofen, einem Rubidiumnormal oder einem GPSDP stammen kann, doch damit lässt sich das Gerät nur bei Bedarf abgleichen. Die Referenzfrequenz kontrolliert nicht dauernd den internen Oszillator. Und dieser, einmal losgelassen, begibt sich prompt auf Wanderschaft.
Vor allem, wenn man den Sender betätigt. Was im 2m Band noch nicht so auffällt, lässt dem entsetzten Beobachter auf 23cm die Haare zu Berge stehen. Nach einem CW-Dauerstrich von ca. 30 Sekunden ist die Frequenz bereits 100 Hz daneben, wie folgendes Bild zeigt:


Ganz links im Bild sehen wir ein Signal das mit dem BFO bei 500Hz empfangen wird. Der IC-9700 wurde mit der Referenzfrequenz ab GPSDO abgeglichen, die Frequenz liegt etwa drei Hertz zu hoch. Genauer geht es für das 23cm Band offenbar nicht. Das ist ok. Auf 70cm wäre die Abweichung noch 1Hz und im 2m Band noch ein Drittel Hz.
Doch dann wird die Sendetaste für 30 Sekunden gedrückt (CW Dauerstrich). Was man im Spektrogramm davon sieht, ist der Mithörton mit 500Hz. Bis hierher ist alles paletti.

Doch dann geht man auf Empfang und "Huch die Waldfee", ist der Ton abgesoffen und sinkt noch weiter. Erst bei über 100Hz im Minus, dreht er wieder und steigt.
Da wir auf CW-USB hören, bedeutet das, dass die Frequenz während dem Senden steigt und das für eine Weile bei Empfang auch noch tut. Um gut 100 Hz! Das ist eine Katastrophe!

Das bedeutet, dass das Gerät - zumindest im 23cm und vermutlich auch im 70cm Band - nicht für WSJT-X Betriebsarten oder für EME tauglich ist.
Offenbar haben die Ingenieure ein thermisches Problem übersehen.
Hier nochmals ein Versuch mit mehreren 30 Sekunden CW-Dauerstrichen mit kurzen Pausen dazwischen. Die Talsohle ist hier bei -120Hz erreicht. Uff!


Hier im Bild ist die Frequenzskala mit der 500er Marke etwas nach oben verschoben, um nach unten mehr Platz zu haben.
In beiden Bildern bedeutet ein großer Strich in der vertikalen Frequenzskala 20Hz und ein kleiner Strich 10Hz Ein Strich auf der Zeitskala sind 30 Sekunden.
Im zweiten Versuch war das Gerät schon recht vorgewärmt und man sieht, dass die Frequenz nicht mehr ganz auf die Abgleichfrequenz zurückgekehrt ist. Immerhin: Die Drift geht nicht ins Bodenlose.

Doch für mehr als FM oder gelegentliche SSB QSO's ist das Gerät nicht geeignet und eine gewaltige Enttäuschung. Das wird sich kaum mit einem simplen Software-Update lösen lassen.

Wir in der Anstalt hoffen natürlich, dass wir falsch gemessen oder einen Denkfehler gemacht haben und sich das Ganze in Wohlgefallen auflösen wird.

Mittwoch, 3. April 2019

The real unboxing of the new ICOM IC-9700



Ihr kennt sicher alle die Youtube Filmchen, in denen gezeigt wird, wie ein, meist junger Funker sein neu erstandenes Gerät auspackt und dazu mehr oder weniger geistreiches Zeug erzählt. "Unboxing" nennt sich das.
Unboxing ist kein funkspezifisches Phänomen. Wie eine Stichwortsuche bei Youtube zeigt, lieben es die Menschen, das Auspacken von allen möglichen und unmöglichen Dingen zu zeigen.
Besitzerstolz, Clickbaiting oder Exhibitionismus?
Auch wir in der Anstalt lieben das Unboxing. Doch unsere Motivation ist Neugier und eine Portion Verrücktheit. Einfach nur eine Box zu öffnen, von der wir genau wissen, was drin steckt, ist uns zu blöd.
Und so haben wir auch den neuen IC-9700 von ICOM ausgepackt - wirklich ausgepackt. Hier zwar kein Film, aber die Bilder zu dieser Aktion. Was steckt wirklich in dem VHF/UHF Dreibander?

Zuerst die Oberseite. Hier ist das Teil doubleboxed: unter dem Deckel steckt ein Deckel.


Und wieder eine Unmenge Schrauben, die wiederum extrem fest angezogen sind.
Doch für den Anstaltsschraubenzieher stellt das kein Hindernis dar:


Nackt liegen die drei Endstufen vor unseren Augen. Zoomen wir etwas näher ran. Diese hier in der Mitte könnte für das 70cm Band sein:


Und die links davon wohl für 2m, den dicken Spulen und der SO239 Buchse nach:



Mit welcher Aufgabe sich die Schaltung unter der Abschirmung rechts von der 70cm PA befasst, darüber können wir auch nur spekulieren. Angeschlossen ist hier die 23cm Antennenbuchse, und so tippen wir auf die 23cm PA :


Nun wollen wir noch die Unterseite des Transceivers unboxen. Zu unserer Erleichterung gibt es hier keinen Deckel unter dem Deckel. Dafür viel Kleingemüse. Sein Geheimnis werden wir dann beim Ultimate Unboxing genau erforschen, wenn wir alle Teile einzeln rausschrauben und auslöten.






Montag, 1. April 2019

Der Frequenzhunger von 5G



Den Tacho in meinem Opel Rekord habe ich provisorisch repariert. Da ich nicht mehr als 80 fahre, habe ich den Zeiger bei der 80er Marke angeklebt. Im Dorf fahre ich sowieso nur im ersten Gang, der kann nicht mehr als 50, und so bin ich auf der sicheren Seite. Damit brauche ich zurzeit auch kein neues Auto mit all dem elektronischen Zeug, das einem nur vom Fahren ablenkt.

Mit all den Assistenzsystemen, die die EU in Zukunft vorschreiben will, werden die Automobile mit Sendern auf allen möglichen Frequenzen ausgerüstet werden. Von Langwellen bis in den Bereich der Millimeterwellen.
Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs in unserer elektromagnetischen Zukunft. 5G erwartet uns. Zwar weiß noch niemand so recht, was dieses 5G alles können und bewirken wird. Doch eines ist klar: Mit der rapide steigenden Datenmenge steigt auch der Frequenzbedarf.

In einem ersten Schritt wird in Europa der Bereich zwischen 3400 und 3800 MHz neu ins Auge gefasst. Doch das ist erst der Anfang. Der Frequenzhunger von 5G ist viel grösser, und dafür gibt es nur eine Lösung: höhere Frequenzen.
Die hat man am Übergang des Zentimeterbereichs (SHF) zu den Millimeterwellen (EHF 30 bis 300 GHz) gefunden.
Für Europa stehen zwei Bereiche im Vordergrund:
24.25 bis 27.5 GHz und 31.8 bis 33.4 MHz. Das sind insgesamt fast 5 GHz.

Zurzeit scheint der Amateurfunk in der SHF Region (3 bis 30 GHz) also nicht in Gefahr zu sein.

Darunter, im UHF-Bereich (300 bis 3000 MHz) sieht es etwas anders aus. 70cm dürfte uns erhalten bleiben. Übrigens ein ausgezeichnetes DX-Band (SSB, CW, FT-8), das 2m kaum nachsteht, aber diesbezüglich leider unterschätzt und vernachlässigt wird.
23cm wird von den Zulassungsbehörden jedoch scharf beobachtet. Der Frequenzbereich wird auch vom GPS-System Galileo benutzt. Sollte das zu Konflikten führen, ist der Amateurfunk weg von diesem Fenster, und aus dem Dreibander IC.9700 könnte dann über Nacht ein Zweibander werden.

13cm ist eh unter Beschuss, vor allem hier in der Schweiz. Für den Oscar 100 braucht es eine Spezialbewilligung, ebenfalls für die Benutzung des Bereichs 2320 MHz, der in unseren Nachbarländern für den Amateurfunk benutzt wird.

Fazit: Anwendungen wie 5G werden in Zukunft nicht mehr mit Brosamen von einigen 10 oder 100 MHz zufrieden sein, die sie anderen Diensten abzweigen können. Ihr Frequenzbedarf schreit nach GHz-Bandbreiten. Und die sind nur weiter oben im Spektrum zu finden.