Montag, 9. Dezember 2019

Erkenntnisse eines DJ-Lehrlings



Ich habe in meinem Leben schon verschiedene Berufe ausprobiert. In welcher Wirklichkeit ich sie ausgeübt habe, weiß ich zum Teil nicht mehr. Einiges mag geträumt sein, aber das ganze Leben ist in der Rückschau ja nicht mehr als ein Traum.
Zurzeit bereite ich mich auf eine Karriere als DJ vor. Ich stelle mir vor, dass das ein spannender und lustiger Job ist. Einer meiner Funkkollegen macht das schon Jahre lang und hat ein zufriedenes Stammpublikum.

Mein Debüt werde ich an Sylvester in einer kleinen Kneippe in einem verschneiten Alpental am Ende der Welt geben. Gespielt werden sollen Hits aus den letzten hundert Jahren und natürlich fetzige Tanzmusik. Von Charleston bis Lambada.
Zur Silvesterparty soll auch ein Wettbewerb gehören, bei dem es darum geht, den richtigen Filmtitel aus der abgespielten Filmmusik zu erraten. Wie ich erfahren habe, stehen die Experten schon in der Startlöchern. Ich werde es ihnen nicht leicht machen.

Als Alpen-DJ sollte ich zwar Singen oder mindestens ein Instrument spielen können. Zumal ich Anton heiße. Aber ich komme ja nicht aus dem Tirol. Vielleicht reichen ein paar grenzwertige Witze.


Doch etwas Bescheid wissen und in ein Mikrofon sprechen, sollte man vermutlich schon können.

Kein Problem, dachte ich, als Funker bin ich ja Mikrofone gewohnt. Einfach den Knochen drücken und losplappern, wie auf dem 80m Band. Vielleicht im Takt der Musik; das wird heutzutage Rappen genannt und ist bei der Jugend beliebt.

Also besorgte ich mir ein Mikrofon, wie ich es bei Sängern beobachtet habe. Aus China. Free Shipping.
Aber als ich es anschloss, kam nichts raus. Auch das Oszilloskop konnte nichts sehen.
Ich wollte es schon wegwerfen, doch da fiel mir die Bedienungsanleitung auf, die bereits im Papierkorb lag.
Na sowas! Wie hätte ich denn wissen können, dass da eine Batterie rein muss? Meine Funkmikrofone haben ja auch keine Batterie.

Im Gegensatz zu meinem Kollegen werde ich die Musik nicht von der Schallplatte, sondern aus dem Computer holen. Was liegt da näher, als das Mikrofon auch am PC anzuschließen. Dachte ich.

"Du brauchst ein Mischpult", riet mir ein Kollege aus der Branche. "mit Equalizer", fügte er hinzu.
"Mein PC ist auch ein Mischpult", hielt ich entgegen. "Außerdem verstehe ich was von Mixern. Meine Frau hat auch einen."

Doch dann beäugte ich den Audio-Anschluss meines Notebooks: WTF, ein einziger Stecker für Ein- und Ausgang? Überall wird gespart!
Also orderte ich auf E-Bay ein Y-Stück. Free Shipping.
Inzwischen habe ich einen ganzen Sack dieser China-Teile. Die meisten funktionierten nämlich nicht.
Doch als ich endlich ein Gutes gefunden hatte, war das Problem noch nicht gelöst.
Wenn ich ins Mikrofon sprach, kam aus dem angeschlossenen Verstärker ein Echo wie in einem Horrorfilm. Also doch ein Mischpult?
Ich hatte schon den Lötkolben eingeschaltet, um ein simples Mischpult und einen Vorverstärker für das Mikrofon zu basteln, da sagte mir eine wohlbekannte innere Stimme:
"Geh den Weg des geringsten Widerstandes."

"Widerstand?", das gefiel mir und ich dachte an das Streik-Chaos in Frankreich. Die hatten ja bei den Demos immer ein paar Meinungsverstärker dabei.
So ein Megafon konnte ich auch gebrauchen. Mein Computer macht die Musik, das Megafon macht die Ansagen.
Sollte das Publikum nicht auf meine Durchsagen hören, kann ich die eingebaute Sirene benutzen, und überhaupt.... so ein Ding ist sicher praktisch auf der nächsten Demo.


2 Kommentare:

  1. Amateurfunker?
    Es gibt laut der gesetzlichen Vorschriften nur Funkamateure und keine Amateurfunker,obwohl das im TV oder Zeitungen oft falsch gesagt oder geschrieben wird

    -> https://www.darc.de/der-club/distrikte/r/ortsverbaende/14/amateurfunker-oder-funkamateur/

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  2. Und was passiert jetzt? Muss ich ins Gefängnis?

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