Samstag, 19. Dezember 2020

Magnetloop gegen L-Antenne

 


Die rosa Platten auf dem Bild im letzten Blog, lieber Bodo, das isst man zur Stärkung nach dem Antennenbau. Mit Vakuum hat das natürlich nichts zu tun. Aber ich hatte gerade kein passendes Vakuum-Bild zur Hand, ausser das vom Hirnkasten eines bestimmten Politikers. Der runde Kuchen unter den Platten ist Rösti. Ein Leibgericht der Deutschschweizer. Die Welschen, also die Französisch sprechenden Schweizer, essen lieber Fondue. Mein Magen verträgt beides, denn ich wohne mitten im Röstigraben. Das ist die Sprachgrenze, die in meinem Fall mitten durch unser Haus geht. Da wir nun das Wesentliche geklärt haben, kommen wir zu meiner Magnetloop Antenne für das 160m Band.

Ihre Konkurrentin hängt draussen an der frischen Luft: Eine L-Antenne, 12m hoch, 40m horizontal, mit einem CG-3000 am Speisepunkt und den vereinigten Gartenzäunen der Nachbarschaft als Gegengewicht. Die L ist eine gute Antenne. Sie wird auf 160 und 80m benutzt, kann aber auch noch andere Bänder, wenn einem das zerfledderte Strahlungsdiagramm nicht stört. Auf 160m gleicht sie einem Springbrunnen und schickt die meisten Wellen direkt in den Himmel über dem Röstigraben. Auch etwas flachere DX-Strahlung entfleucht aus ihrem Vertikalteil. 

Aber natürlich ist meine L nicht so gut, wie die der Platzhirsche im 160m Band. Dafür hängt sie zu tief. 

Behalten wir das mal im Hinterkopf bei unserem Vergleich mit der Magnetloop.

Mit WSPR existiert ein wunderbares Tool für Antennenvergleiche. Man muss sich nicht mehr auf die Schätzometer seiner Kumpel verlassen und kann auf jegliches Hilfspersonal für seine Tests verzichten. Der Antennentest läuft quasi anonym und die Stationen, die man zu diesem Zweck einspannt, merken das meist nicht einmal. Denn in der Datenbasis von WSPRnet kann man sich beliebige Partner aussuchen, deren Computer gerade QRV ist. Das ist der Segen der digitalen Technologie. Operateure werden sowieso überbewertet - vor allem die, die nicht morsen können. Der Computer kommt ganz ohne Five-Nine-Geschrei aus. 

Der Plan ist ganz einfach: Man lässt den Computer flüstern und schaltet bei jedem Durchgang (also alle 2 Minuten), während der Decodierphase des Programms, die Antenne um. Wenn einem die Umschalterei verleidet, lädt man sich die Rapporte der auserwählten Gegenstation runter und berechnet die Durchschnittswerte. Viele Durchgänge gleichen das QSB aus. Viele Gegenstationen zementieren das Endresultat. Der geneigte OM nimmt dann den Durchschnitt der Durchschnitte.

Der langen Rede kurzer Sinn: Meine L-Antenne war 12dB besser als die Magnetloop. Oder man könnte auch sagen: Die Magnetloop ist etwa 12dB schwächer als eine durchschnittliche 160m Antenne. An und für sich ein erfreuliches Resultat. Es gibt nur einen einzigen Wermutstropfen, der in der Suppe hockt:

Ich habe nämlich meine Magnetloop mit dem Rechner von DG0KW berechnet. Gut habe ich das nicht vor dem Bau der Antenne getan, sonst hätte ich das Projekt wohl bleiben lassen. Denn nach diesem Programm hat meine Loop nur einen Wirkungsgrad von 0.065% und soll fast 32dB schlechter als ein Dipol sein. 


Natürlich habe ich nach dieser niederschmetternden Nachricht alle greifbaren Antennenbücher gewälzt und Magnetloop-Artikel gelesen. Und natürlich habe ich meine Loop dann mit dem  Taschenrechner durchgerechnet. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Ansichten der Experten  auseinanderklaffen. Mit jedem weiteren Loop-Rechner, den ich im Internet fand, entdeckte ich wieder ein andere Resultate. Das Thema Magnetloop scheint noch keineswegs gegessen, und schon gar nicht verdaut. Da bleibt noch viel Spielraum für Experimente und Theorien. Ich vermute: Die Loop-Experten haben teilweise einander abgeschrieben und Jahrzehnte alte Annahmen wurden als unumstösslich akzeptiert. Die Herleitungen zu den Formeln sucht man z.T. vergebens. VK1OD macht in seinem Blog auf diese Defizite aufmerksam.

Wenn mein Loop -12dB schlechter als meine L-Antenne ist, und ich weiterhin annehme, dass meine L etwa 10dB schlechter ist als der ominöse Freiraumdipol im obigen Programm. Dann komme ich anstatt auf -32dB auf -22dB. 

Nach dem Antenna Book des ARRL (24. Ausgabe) erhalte ich 0.46% Wirkungsgrad. Nach dem Rechner der tschechischen MLA Erfinder Burger&Dvorsky ca. 0.4%.  

Auch der neuste Rothammel bietet eine gute Zusammenfassung des Themas. Den habe ich übrigens kürzlich erhalten. Ihr erinnert euch: "Fuck Rothammel". Der dicke Wälzer hat nach einem Umweg über die Buchhaltung doch noch zu mir gefunden. Ich hab's ja schon immer gewusst: die Buchhalterinnen sind die Gescheitesten, die finden alles raus. Herzlichen Dank Frau Griewald. 

2 Kommentare:

  1. Warum heisst der Abfluss des Schwarzsees eigentlich warme Sense? Es sieht doch eher kühl aus auf dem ersten Bild. Wird der See etwa durch den Drachen am Ende des Sees aufgewärmt?

    Freundlicher Gruss vom 7° warmen Bodensee, Willi

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  2. Gratuliere, lieber Willi. Vom Bodensee aus den Schwarzsee anhand eines Fotos zu identifizieren, gelingt wohl den wenigsten. Umgekehrt ist einfacher.
    Vielleicht liegt es einfach an der Temperatur? Der Schwarzsee ist eindeutig wärmer als das Gantrischseeli, wie ich aus persönlicher Erfahrung weiss.
    Liebe Grüsse vom Schiffenensee

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