Montag, 8. Februar 2021

Operation mit Komplikationen, Patient lebt (noch)

 


Wie bereits gemeldet, hatte mein Icom IC-7300 ein Problem mit einer Inkontinenz, die sich in einer Demenz äusserte. Er verlor jeweils über Nacht den Strom seiner Uhrenbatterie, die genau genommen keine Batterie sondern ein Akku ist. Beim Aufwachen wusste er jeweils weder Datum noch Wochentag und auch nicht, wie spät es ist. Er dämmerte gewissermassen zeitlos vor sich hin. 

Eine Operation war also fällig. Natürlich wurde der Patient vorher ins Komma versetzt. Das heisst, der Strom wurde abgeklemmt um nervöse Reaktionen wie Rauch oder Funkenwurf auszuschliessen. 

Natürlich haben wir Bastler es wesentlich einfacher als die Chirurgen. Geht mal was schief, können wir einfach einen neuen Patienten kaufen. So ging ich guten Mutes und mit einem Beruhigungstrunk ans Werk.

In einem ersten Schritt wurde der Patient in Rücklage positioniert. Dann wurde die Bauchdecke geöffnet. Und zwar mit folgendem Operationswerkzeug:


Dieser JIS-Schraubenzieher....ja, ja ich weiss, in gewissen Gegenden heisst das Teil auch Schraubendreher....also dieser Schraubenzieher verhindert eine Verletzung der Verschlussorgane des Patienten. Der ist nämlich ein waschechter Japaner und hat andere Schrauben als wir.

Nachdem die Bauchhöhle offen vor mir lag, konnte das kranke Teil sofort erspäht werden. Es besteht übrigens keine Notwendigkeit, andere Organe des Patienten zu entfernen um die Operation erfolgreich durchzuführen. Wer glaubt, den ganzen Patienten zu diesem Zweck zerlegen zu müssen, sollte lieber die Finger davon lassen. 

Die Blase Der Akku ist zwar winzig klein, aber leider ist er fest mit den Lebensadern des Transceivers verlötet. 

Da hilft - wie so oft - nur Power. Der kommt aus dem zweitwichtigsten Instrument des Operateurs. Das wichtigste ist übrigens die Zwickzange. Und da passierte auch gleich das erste Malheur. Eine der Lebensadern löste sich vom Körper - in einschlägigen Kreisen auch Leiterplatte genannt. Der Schreck war gross und liess meine Hand unwillkürlich zittern. Dieser leichte Tremor bescherte dem nächstliegenden Teil einen kleinen Sprutz flüssigen Zinns. Das war Fehler Nummer zwei.

Da der Patient stromlos war, passierte kein weiteres Unglück. Trotzdem werde ich noch an weiteren Patienten üben müssen, um mich in dieser Operation zu perfektionieren. Aber meine Funkkollegen haben ja noch genügend 7300er um damit zu üben. Sofern sie mir einen entsprechenden Freibrief mit Verzicht auf jeglichen Schadenersatz unterzeichnen, steht dem nichts im Wege.

Wie die meisten Filme haben auch die meisten Operationen irgendwie ein Happy-End. Lebt der Patient, freut er sich, stirbt er, freuen sich die Erben. So gelang es mir schliesslich, die Beschädigungen notdürftig zu vertuschen. 

Der Rest war ein Kinderspiel. Ich entschied mich für das bewährte zweiseitige Klebeband und drückte dem nächstliegenden Organ - es ähnelt einem viereckigen Tausendfüssler - einen Batteriekasten aufs Dach. Ein Stent Eine Schottky-Diode verbindet diesen mit dem Pluskontakt des entfernten Akkus. Es ist eine 1N6263 aus meinem Erste-Hilfe-Kasten. Ein Teflon isolierter Draht stellt die Verbindung zur Masse her und schliesst den Kreislauf des Ersatzorgans. Zum Schluss setzte ich eine CR2032 in den eingeklebten Batteriekasten. Damit kann er die nächsten 10 Jahre sicher leben, ohne dass ihm der Strom vor seiner Zeit ausgeht.

Nachdem ich kontrolliert hatte, ob ich nicht etwa eines meiner Instrumente im Bauch des Patienten vergessen hatte - den Lötkolben, die Zwickzange oder den JIS-Schraubendingsbums - konnte ich die Bauchdecke wieder schliessen.

Ob ihr es glaubt oder nicht: der Patient lebt noch, und das wichtigste: seine Inkontinenz ist beseitigt. Er behält nun den Strom über Nacht und weiss am Morgen noch, wie spät es ist.


Wenn man schon mal einen Patienten auf dem Operationstisch hat, kann man gleich auch noch andere Dinge erledigen. Wie ihr wisst, haben die meisten Menschen überflüssige Organe, die problemlos entfernt werden können, wie zum Beispiel Blinddarm oder Gallenblase. Bei Funkgeräten ist es nicht anders. Ein Teil, das mich immer sehr gestört hat und meinem 7300er wie ein Klotz am Fuss hing, ist dieses unsägliche EMI-Filter. Ein europäischer Furz, da hier die Normen strenger sind als anderswo. Vielleicht ging es nur um ein dB oder zwei, das entzieht sich meiner Kenntnis, aber Icom musste bei den 7300ern für Europa nachrüsten. 

Innerlich ist es ein wunderbares Teil mit zwei Drosseln und einer Handvoll SMD-Kondensatoren:


Ohne schlechtes Gewissen habe ich es ausgebaut, denn meine selbstgebauten Netzteile enthalten bereits ähnliche EMI-Filter. Die Filterplatine wird derweil in meiner Bastelkommode verstaut. Vielleicht baue ich nochmal ein Netzteil, dann kommt mir das Teil sicher kommod.

Oberstes Bild: Sahara-Staub färbt den Himmel wie über Tatooine - nur die zweite Somme fehlt ;-)

 

   

1 Kommentar:

  1. Hallo Anton.Interessante Beiträge wie gewohnt. Was meinst zu der Verbindung zwischen SO239 Buchse und Leiterplatte beim IC 7300?? da fehlt doch eine Verbindung , HF Return??. Gruß Eddy DJ2MT
    https://photos.google.com/photo/AF1QipO17S0qXJeltpx7wYilugWqIXOo7NuAVDkXUMja?hl=de

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