Freitag, 30. Dezember 2022

Aus für den FT818ND

 


Ein legendärer Transceiver steht vor dem Aus. Die Produktion des FT-818ND von Yaesu wird eingestellt. Damit geht eine lange Erfolgsgeschichte zu Ende, die vor mehr als zwei Jahrzehnten mit dem FT-817 begonnen hat. Ein kleines QRP-Gerät mit allen Bändern von 160m bis 70cm und 5 Watt in SSB, CW, AM und FM. 

Das Gerät wurde in dieser Zeit mehrfach überarbeitet. Doch die Schaltung und das Erscheinungsbild blieben im Wesentlichen erhalten. 

Als Grund für die Einstellung gibt Yaesu an, dass wichtige Komponenten für die Produktion des Gerätes nicht mehr erhältlich seien. Ein Nachfolger wurde bisher nicht angekündigt. Damit bleibt als einziges Portabelgerät mit ähnlichen Eigenschaften nur noch der Icom IC-705 übrig. 

Quelle: SWL.com

Mittwoch, 28. Dezember 2022

“Do what you can, with what you have, where you are.”

 


Vallée du Motélon, 25. Dezember 2022 

Mach was du kannst, mit dem was du hast, wo du bist (T. Roosevelt). Kein Spruch könnte besser zu meinen Amateurfunk-Aktivitäten passen. Das führt dann oft zu interessanten Experimenten:

Dass ich mit einer Ferritstab-Antenne im Shack Stationen im 630m Band empfangen kann, habe ich vergangenen Winter bewiesen. Doch ohne Aussenantenne schien es mir unmöglich, dass jemand mein Signal ausserhalb des Val-de-Charmey aufnehmen könnte. Es schien mir so aussichtslos, dass ich es nicht einmal versucht habe. 

Doch die Suche nach einer Möglichkeit, auch von meinem neuen QTH auf 472 kHz QRV zu werden, hat mir keine Ruhe gelassen. Vielleicht würde es gelingen, die kupferne Dachrinne des Hauses anzupassen, war eine der Ideen, die in meinem Kopf herumgeisterten. Oder gar das stillgelegte VDSL-Kabel, nachdem wir jetzt Glasfaser im Haus haben? Eine verrückte Idee jagte die andere.

Schliesslich habe ich einen der Magnetloop-Rechner im Internet benutzt, um zu sehen, was es bedeuten würde, meine 1.9m Loop auch im 630m Band zu betreiben. Im 160m Band klappt das ja, obwohl die abgestrahlte Leistung vermutlich bei einem Prozent oder weniger liegt. NVIS-Verbindungen in der Schweiz und ins nahe Ausland kamen sowohl in CW als auch in SSB zustande. 

Doch die 630m Welle ist viermal länger als die 160m Welle. Und da die abgestrahlte Leistung eines Loops bei jeder Halbierung der Betriebsfrequenz mit der vierten Potenz abnimmt, würde meine Loop irgendwo im einstelligen Milliwatt-Bereich landen. Im günstigsten Fall.

Trotzdem entschloss ich mich, den Versuch zu wagen. Denn mit den neuen digitalen Betriebsarten können Signale tief im Rauschen versteckt aufgenommen werden. 

Dazu habe ich die 1.9m Magloop mit einem Zusatzkondensator bestückt, um sie auf Resonanz zu bringen. Notwendig waren rund 20nF. Dieser Cluster-Kondensator besteht aus 34 Glimmerkondensatoren die parallel und in Serie geschaltet sind. Alternativ wären Keramik-Kondensatoren (Türknopf-Typ) zur Verfügung gestanden, doch die Glimmerkondensatoren haben eine höhere Güte und sind temperaturstabiler. Und so sieht der Kondensator-Cluster aus:


   Die Feinabstimmung geschieht mit dem motorisierten 500 pF Vakuumkondensator und reicht knapp aus, um das 630m Band von 472 bis 479 kHz abzudecken. Doch von Interesse war in keinem Fall nur eine Frequenz: 474,2 KHz USB +1500Hz+/_100Hz. Also 475,7 kHz. Dort spielt die Musik, bzw. spielt sich der Schmalbandverkehr ab. In meinem Fall FST4W mit 300 Sekunden Durchgängen. Hier findet man eine Übersicht über die aktuellen Digitalfrequenzen. 

Gespeist von einem Icom IC-7300 mit nachfolgendem externen Tiefpassfilter. Das Stehwellenverhältnis war eher bescheiden (1:3), aber ich verzichtete darauf, die Speisung der Loop anzupassen. Schliesslich ist sie meine einzige Antenne für 1.8 bis 10 MHz. 

Bei 10 Watt Sendeleistung liegt die abgestrahlte Leistung im 630m Band im einstelligen Milliwatt-Bereich. Irgendwo zwischen 1 und 5mW. Sofern man den gängigen Formeln glauben darf. Dabei strahlt die Loop - wie ein Springbrunnen - hauptsächlich steil in den Himmel, bzw. in die Ionosphäre.

Erste Versuche fanden in der Betriebsart WSPR statt, doch FST4W mit 300 Sekunden Durchgängen erwies sich als besser. Mein Signal konnte bei den Empfangsstationen noch mit einem SNR von bis zu -35dB decodiert werden.

Den besten Empfangsrapport erhielt ich von HB9TMC aus dem Tessin mit -16 dB. Die am weitesten entfernte Station war DL0AO östlich von Nürnberg in 469km Entfernung. 


 Die Versuche fanden natürlich in der Nacht statt. Tagsüber ist nur die Bodenwelle brauchbar und die wird es sicher nicht über die Berge schaffen. Erstaunlich, dass ich nur Stationen aus östlicher Richtung erreichen konnte. Ob das Zufall oder die Vorzugsrichtung meines Loops auf Mittelwelle ist, weiss ich noch nicht. Das ist Stoff für weitere Experimente. Da die Glimmerkondensatoren keine Erwärmung zeigten oder mit Durchschlägen reagierten, werde ich ihnen noch etwas mehr Leistung zumuten. Und dem IC-7300 mit 900 Sekunden auch längere Durchgänge.

Wie die Rapporte von HB9TMC zeigen, dürfte einem FT-8 bzw. FST4 QSO nichts mehr im Wege stehen, wenn eine Gegenstation in Reichweite liegt.

Freitag, 23. Dezember 2022

4m Band in der Schweiz

 


So ein tolles Weihnachtsgeschenk hätte ich nicht erwartet. 

Wie die USKA mitteilt, erlaubt uns das BAKOM die Benutzung des 4m Bandes. Ab dem 1. Januar 2023 sind für HB9er folgende Frequenzen zugelassen:

70.000 - 70.0375 MHz und

70.1125 - 70.500 MHz.

Und das für alle Betriebsarten, ausgenommen unbediente Stationen wie Relais- und Echolink Gateways. 

Die maximale Sendeleistung darf 25 Watt ERP nicht überschreiten.

Das ist eine grosszügige und schnelle Lösung, welche die USKA für uns Funkamateure mit dem BAKOM ausgehandelt hat. Vielen Dank an alle Beteiligten.

Nun geht's hinter den Antennenbau. Der IC-7300 steht bereits in den Startlöchern. Ich bin gespannt, welche QSO's von hier - aus dem Val-de-Charmey - möglich sind.

Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr.

Anton (Toni) HB9ASB

Bild: mein neustes Projekt von heute Mittag, hi

Montag, 19. Dezember 2022

Diamond RH-770 - das Original und die Kopie



Es gibt kaum ein Produkt, das in China nicht kopiert wird. fleissigen Leute aus dem Land des Lächelns sind Meisterkopierer. Doch die Kopien sind nicht per se schlecht. Manche sind sogar besser als das Original.
Neben Kopien gibt es auf den einschlägigen Internet-Portalen, wie z.B. Aliexpress und Ebay, natürlich auch Fake-Produkte, Ausschussware und umetikettierter Schwindel. Doch das ist ein Thema für ein anderes Mal. 
Heute geht es um die allseits beliebte Teleskopantenne RH-770 für Handfunkgeräte vom japanischen Hersteller Diamond Antennas. Etwas weniger weit östlich kann man sie natürlich auch als Kopie kaufen. 
Das Original arbeitet im 2m Band als Halbwellenstrahler und ist daher sehr effektiv. Denn im Gegensatz zu Viertelwellenstäben und den noch kürzeren Gummistummeln braucht ein Halbwellenstrahler kein gutes Gegengewicht. Das im Fall der Handfunke aus dem Funkgerät und dem Körper des Operateurs besteht. 
Im 70cm Band sieht es etwas anders aus: da arbeitet die RH-770 als gestockte 5/8 Antenne.

Damit es den Insassen der Anstalt nicht langweilig wird, haben wir kürzlich eine Kopie der RH-770 in China bestellt. Das Original kostet bei WIMO 40 Euro, in der Schweiz, wo alles teurer ist, gar 50 Franken. Die Kopie aus China kostet ca. 10 Franken, free Shipping. Ein eklatanter Unterschied. Doch ist die Kopie so gut wie das Original?

Auf den ersten Blick sind die Unterschiede marginal, wie man auf dem nächsten Bild sehen kann. Links die Kopie, rechts das Original:
 
 

Die Kopie ist im eingeschobenen Zustand ca. einen Zentimeter länger als das Original. Voll ausgefahren sind beide gleich lang: 93cm.
Den ersten grösseren Unterschied bemerkt man beim Gewicht. Beim Original zeigte die Briefwage 91g, die Kopie war mit 61g wesentlich leichter. Das wäre ein Vorteil, hat doch ein langer Stängel auf dem Handsprechgerät eine ziemliche Hebelwirkung. Zu heftiges Herumfuchteln tut der Antennenbuchse nicht gut.  Ich spielte bereits mit dem Gedanken, in Zukunft die Kopie auf meinen Wanderungen mitzunehmen und das Original zuhause zu lassen. Zumal auch die Kopie robust wirkt.

Doch wie sieht es mit den elektrischen Eigenschaften aus?

Bei der Resonanzfrequenz im 2m Band sind beide Antennen ähnlich. Das Original von Diamond ist bei ca. 146.5 MHz resonant. Also ganz auf das 2m Band in den USA zugeschnitten, das dort von 144 bis 148 MHz reicht. Das SWR beträgt auf dieser Frequenz 1:1 und auf 145 MHz liegt es immer noch bei 1:1.35. Das Stehwellenverhältnis schwankt natürlich, je nachdem wie man die Handfunke hält. Doch sollte man das nicht überbewerten, denn die Antenne sitzt ja praktisch auf dem Ausgangsfilter der Endstufe. Dazwischen gibt es kein verlustbehaftetes Koaxialkabel. Zudem sind gute Handfunken so gebaut, dass sie bei schlechtem SWR nicht kaputt gehen. Dazu gibt es einen einfachen Test: Antenne wegschrauben und volle Pulle senden. Wenn Handy kaputt, Handy nix gut und Händler zurückbringen.

Auch die Kopie schnitt im 2m Band gut ab. Die Resonanzfrequenz haben wir übrigens mit dem RigExpert AA-600 als Handyersatz gemessen. Bei der Kopie lag sie etwas über dem 2m Band bei ca. 148.9 MHz, ebenfalls mit einem SWR von 1:1. Bei 145 MHz gemessen lag das SWR deshalb etwas höher, bei 1:1.6. Das ist noch akzeptabel.

Doch das Stehwellenverhältnis allein sagt nichts aus über die wirklich abgestrahlte Leistung, wie wir alle wissen. Ein Dummy-Load hat zwar ein perfektes SWR, strahlt aber nicht.
Also haben wir den Spektrum-Analysator, einen Anritsu MS2721B mit einer kleinen Sonde als Feldstärke-Messgerät benutzt. Und tatsächlich: beide Antennen strahlten im 2m Band gleich gut. Der Unterschied war mit unserem Messaufbau nicht feststellbar. Er lag im Bereich von ein paar Zehntel dB und ist deshalb in der Praxis irrelevant. Beide Antennen - Original und Klon - sind im 2m Band gleich gut.

Doch die RH-770 ist eine 2-Band Antenne. Gibt es wenigstens im 70cm Band einen Unterschied? Aufgrund des 2m Resultats erwarteten wir keinen. Die SWR-Messungen mit dem AA-770 bestätigten diese Annahme. Die Resonanzen lagen bei beiden Antennen innerhalb des 70cm Bandes. Beim Original bei ca. 434 MHz, bei der Kopie bei 431.4 MHz.
 
"Wieso also das Original kaufen, wenn die Kopie genau gleich gut ist?", fragten sich die Insassen.

Zum Schluss kam dann noch der Feldstärke-Verleich im 70cm Band. Auf 435 MHz.
Doch die Messungen wollten keinen Sinn ergeben. Hatten wir etwas falsch gemacht? Wir wissen ja alle: "Wer misst, misst Mist." Stimmte gar etwas mit dem Handy nicht, das wir als Sender benutzten und immer an der gleichen Stelle in meiner Hand platzierten? Übrigens ein Yaesu FT-70D. Ein bewährtes und zuverlässiges Gerät. 
Doch wir konnten messen wie wir wollten. Die Kopie brachte ganze 14dB weniger auf die Anzeige als das Original. Das ist jenseits von Gut und Böse und kaum zu glauben. Vielleicht lag es an der Hand der Testperson oder die Original-Antenne von Diamond hatte irgendeinen techno-magischen Trick, um Originale von Kopien zu unterscheiden? 
So schlossen wir die Antennen nochmals an den AA-600 an, um die Stehwellenkurven anzusehen und auch die Impedanz, die Reaktanz und den Realwert zu kontrollieren. So sieht das beim Original aus:


Die Original-Antenne ist bereits ziemlich breitbandig, doch die Messung der Kopie brachte eine erschreckend flache SWR-Kurve ans Licht:

     

  Erweitert man den Messbereich noch weiter, treten über 500 MHz weitere Resonanzen zu Tage. Was hat das zu bedeuten? Steckt eventuell gar ein Widerstand zur "Anpassung" in der Antenne?
Darauf konnte nur die Eisensäge eine Antwort liefern. Also ab in den Schraubstock zur grossen Zerlegung. 
Als erstes wollten wir wissen, was im schwarzen Mittelteil der Antenne zu finden ist. Im Original ist dort eine Spule, wie sie übrigens auch die Mobil-Version der RH-770, die NR-770 ganz offen zeigt. Doch in der Kopie war gar nix. Der schwarze Kunststoff Knubbel tarnte bloss die Tatsache, dass der Teleskopteil ohne Unterbruch hindurchführt. Ein simpler Beschiss. Da sind keine 2 mal 5/8 gestockt in der Antenne mit einer Spule als Phasenschieber und zur Verlängerung. Im 70cm Band ist der Klon etwa in der Nähe eines 5/4 Strahlers. Also einer Antenne mit einem Richtdiagramm in Kleeblatt-Form, wo die Strahlung bei senkrechter Antenne ca. 48 Grad nach oben geht. Daher hat die Feldstärkemessung vermutlich die enorme Diskrepanz von 14dB gezeigt. Die Strahlcharakteristik ist eine ganz andere als die der Originalantenne. Wir hätten die Antenne kippen müssen, um eine höhere Feldstärke zu messen.
Leider ist das Teil jetzt zerstört und weitere Messungen sind daher unmöglich (Übrigens eine gute Ausrede, die sich Ingenieure merken sollten).

Im aufgesägten Sockel fanden wir dann endlich das, was drin sein sollte: Eine Anpassung an einen Halbwellenstrahler für das 2m Band mittels Spule mit Abgriff und einem (winzigen) Kondensator. 

Fazit: Im 2m Band strahlt die Kopie wie das Original, im 70cm Band zündet sie in den Himmel und ist keineswegs der flache Strahler, den man erwartet. Und ja...Geiz ist nicht immer geil.




Samstag, 17. Dezember 2022

Weihnachtsgeschenke für den OM von heute

 


Ihr habt doch nicht vergessen, beim Weihnachtsmann euere Geschenke zu bestellen? 

Der OM von heute bestellt sein Geschenk natürlich On-Line beim Weihnachtsmann. Der wohnt auch nicht in Rovaniemi beim Polarkreis, sondern im fernen Asien. Doch was gönnt sich der OM von heute? Ein neuer Transceiver ist immer eine gute Wahl.  Am besten ein Handy. Das braucht keinen zusätzlichen Platz im Shack und man kann es überallhin mitnehmen, um damit zu spielen oder den Kollegen vorzuführen. Man hat zwar schon eine ganze Sammlung dieser Winzlinge. Macht nix. Wir sind schliesslich alle Sammler. Doch Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste: Billige Handfunken können sehr teuer werden. 

Beliebt sind auch QRP-Geräte. Besonders diese uSDX. Die können alles und kosten fast nix. Denn drin ist auch fast nix ausser ein bisschen Software. Die Auswahl an diesen geklonten Kästchen ist unendlich. Doch wer etwas auf sich hält, bestellt das gruselige orange Ding aus dem 3D-Drucker. Das Original. Auch wenn man kein SOTA, POTA, Prepper-Funk oder 44 macht. Es spielt keine Rolle. So ein Teil muss einfach jeder haben. Das gehört zum guten Ton, auch wenn der Ton aus diesen Kästchen mehr wie ein Krächzen klingt.

Apropos Prepper: Beliebt sind auch LiFePo4 Akkus. Damit man möglichst lange funken kann, wenn diesen Winter der Strom ausgeht. Zwar sollen in den nächsten Jahren neue Batterie-Technologien marktreif werden. Doch wieso warten und dabei die nächste Notallübung verpassen? 

Wer gerne bastelt und dabei nicht im Blindflug unterwegs sein möchte, braucht ein paar Messgeräte. Die meisten von uns können sich aber nicht die teuren Dinger leisten, die in den Labors der Profis stehen. Ein Multimeter hat zwar jeder vernünftige OM, aber wer möchte nicht einen Spektrum-Analyzer um die bösen Oberwellen seiner Selbstbauprodukte zu beobachten? Da wäre der TinySA gerade richtig. Er reisst kein grosses Loch ins Bastelbudget und reicht für die meisten Aufgaben des Eigenbaus. 

Aber der Maker von heute sollte nicht nur seine bösen Neben- und Oberwellen kennen. Die genaue Frequenz ist in Zeiten der digitalen Betriebsarten genauso wichtig. Wer noch keinen Frequenzzähler sein Eigen nennt, sollte sich beim schlitzäugigen Weihnachtsmann einen ordern. Aber bitte mit Sahne. Und die Sahne beim Frequenzzähler ist ein 10 MHz Referenzeingang. Ohne ist das Teil nur ein Peut-être. Ein dummes Instrument, dem man nie richtig trauen kann. Dieses unscheinbare Teil hier gibt es in verschiedenen Versionen bis 26,5 GHz. Schon die Basisversion zählt bis 6 GHz.

Der 10 MHz Referenzeingang braucht natürlich eine Referenz. Das ist offenbar noch nicht allen OM klar. Darum gondeln noch viele ICOM IC-9700 Besitzer ohne rum und verwirren den Rest der Aether-Bevölkerung mit wandernden Signalen. Da ist es höchste Zeit, hinten an der kleinen SMA-Buchse einen Bodnar anzuschliessen und das GPS-System über unseren Köpfen anzuzapfen. Inzwischen haben auch die Funkhändlern eures Vertrauens solche Referenzen

  

Samstag, 10. Dezember 2022

NVIS Ausbreitungs-Prognosen

 


Für Alpental-Funker, Prepper und Notfall-Amateure stellt sich die Frage: wie komme ich über den Berg ins nächste Tal, wenn das Relais auf dem Hügel schlapp macht?

Natürlich mit der guten alten Kurzwelle! Für das gibt es über unseren Köpfen dieses unsichtbare Gebilde, das man die Ionosphäre nennt. Sie reflektiert auch steil einfallende Wellen, wenn ihre Frequenzen nur tief genug sind. Man muss bloss darauf achten, dass die Antenne wie ein Springbrunnen strahlt. Alles hoch, nix flach. Also das pure Gegenteil vom dem, was der DX-Funker tut.    

Dass dazu ein Dipol nicht höher als 0.25 Wellenlängen sein sollte, und seine optimale Höhe für NVIS zwischen 0.1 und 0.25 Lambda liegen sollte, ist uns Springbrunnen-Funkern. bekannt.  Auch dass Vertikalantennen für NVIS ungeeignet sind.  

Aber es gibt Fragen, die sind nicht so einfach zu beantworten. Unter anderen:

- Welches Band ist wann am besten für NVIS geeignet?

Die Senkrechtgrenzfrequenz, also die Frequenz, die gerade noch von der Iononosphäre bei senkrechtem Einfall reflektiert wird, schwankt im Tages und Jahresverlauf sehr stark. In einer Winternacht kann sie unterhalb 3.5 MHz liegen, sodass eine NVIS-Verbindung nur noch im 160m Band möglich ist. Im Sommer, speziell in Jahren hoher Sonnenaktivität, kann sie über 10 MHz steigen.

Zwei Quellen aus dem Internet können uns dabei helfen, das richtige Band auszuwählen: zuerst einmal das Ionogram einer nahen Ionosonde. Hier in Mitteleuropa sind das u.a. Dourbes, Juliusruh und Pruhonice. Sie benutzen alle die gleiche Darstellung. Für mehr südlich gelegene Standorte ist auch Rom eine gute Referenz. Der Wert, der für NVIS massgeblich ist, also die Senkrechtgrenzfrequenz heisst f0F2. Sie steht bei den drei erstgenannten Stationen ganz links oben und bei der Station in Rom oben rechts.

Mit diesem einen Wert ist der Kuchen aber noch nicht gegessen. Unter der F2 Schicht in 250 bis 400km Höhe gibt es tagsüber noch die F1-Schicht in ca. 200km Höhe. Weiter unten, zwischen 110 und 130km fristet die reguläre E-Schicht ihr Dasein. Sie ist nur tagsüber vorhanden und reflektiert vor allem Frequenzen unterhalb 4 MHz. Um die Mittagszeit ist sie am stärksten und nach Sonnenuntergang verschwindet sie. Auch die sporadischen E-Schichten, die im Frühsommer auftauchen und Signale bis in den VHF-Bereich reflektieren können, befinden sich in dieser Höhe. In 70 bis 90km Höhe findet man schliesslich noch die D-Schicht. Auch diese verschwindet in der Nacht. Doch anstatt die Radiowellen zu reflektieren, dämpft sie die. Je tiefer die Frequenz, desto mehr. Darum hörte man tagsüber nur nahe Mittelwellensender, als es diese noch gab. Und darum sind 160 und 80m für NVIS-Verbindungen tagsüber oft keine gute Wahl. Vor allem nicht im Sommer.

Doch wie weit kann man mit NVIS funken? 

Das hängt einerseits vom Abstrahlwinkel ab. Und andererseits von der Höhe der reflektierenden Schicht. Der mögliche Abstrahlwinkel aus einem Tal kann trigonometrisch ermittelt werden. Der Tangens dieses Winkels errechnet sich mit Gegenkathete/Ankathete des folgenden Dreiecks: Die Gegenkathete des Dreiecks ist die Höhe des Berges, der im Wege steht, die Ankathete die Distanz bis zum Berg. Und die Hypotenuse logischerweise die Sichtlinie der Antenne auf den Gipfel.  

Und die Distanz, die ein erster Sprung der Wellen mit Reflexion an der F-Schicht zurücklegen kann, errechnet sich dann mit

D = hf2/Tangens

hf2 ist die Höhe der F2 Schicht und kann aus dem Ionogramm gelesen werden. 

Reflektiert unser Signal bereits an der E-Schicht, was tagsüber je nach Frequenz gut möglich ist, ist die Sprungdistanz wegen der geringeren Schichthöhe entsprechend kürzer. Darum geht es tagsüber im 80m Band nicht so weit wie nachts. Und um die Mittagszeit, wenn die Dämpfung der D-Schicht am grössten ist, sind die Signale auf 80m nur noch schwach oder gar nicht mehr da. Im 160m Band ist dieser Effekt noch ausgeprägter.   

Hier findet man eine Weltkarte mit allen Digisonden, und wer mehr über Ionogramme und deren Interpretation wissen möchte, findet hier eine Erklärung in Deutsch. 

Nützliche Informationen sind aber auch bei den militärischen Nutzern der NVIS-Technik zu finden.  Wurden doch Kurzwellenverbindungen über kurze Distanzen im Verlaufe des zweiten Weltkriegs vom Militär "erfunden". Heute wird in den meisten Armeen der Welt NVIS im Bereich von 2 bis 10 MHz eingesetzt, wenn die zu überbrückende Distanz die VHF-Reichweite überschreitet. Um den Funkern ihre Aufgabe zu erleichtern, werden dazu Frequenzprognosen erstellt. Hier geht's zu den monatlichen Prognosen der Schweizer Armee. 

     



Dienstag, 6. Dezember 2022

FT-8 - Das Geheimnis ihrer Beliebtheit

 


FT-8 ist die meist verwendete Betriebsart im Amateurfunkdienst. Doch wieso entschliessen sich so viele Funker, FT-8 zu benutzen, anstelle von SSB, CW und dem ganzen Rest?

Auch in der Anstalt ist FT-8 beliebt. Natürlich habe auch ich FT-8 ausprobiert, auf Kurz- und Mittelwelle und auch auf 50MHz und im 2m Band. Sollte mir einmal das Telegrafieren verleiden oder wegen des Zipperleins nicht mehr möglich sein, werde auch ich auf FT-8 umsatteln. 

Als FT-8 aufkam, hatten die Doomsayer und Naysayer das Ende des Amateurfunks prophezeit. Doch der Amateurfunk ist immer noch da und lebt. Man muss nur auf den richtigen Frequenzen hören: auf den FT-8 Kanälen. Und genau diese Kanäle sind schon ein Vorteil gegenüber SSB, CW und dem Rest. Kein gewaltiger, aber ein bequemer Vorteil. Man weiss sofort, wo man hin muss, denn jedes Band hat seinen FT-8 Kanal. Es gibt kein mühsames Absuchen des Bandes, kein Kurbeln am Abstimmknopf. Das erinnert uns alte Hasen ein wenig an den CB-Betrieb und macht jeden Kanalarbeiter glücklich.

Doch der Kanalbetrieb ist beileibe nicht der einzige Vorteil und wäre allein genommen kein Grund für die extreme Beliebtheit dieser Betriebsart.  Ein weiterer Vorteil von FT-8 liegt darin, dass dazu absolut keine Sprachkenntnissen notwendig sind. Kein Englisch, kein Französisch und kein Spanisch. Nicht einmal "Five Nine" muss man verstehen, um fremde Länder zu arbeiten. Deutsch reicht vollkommen. Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass auch partielle Analphabeten FT-8 machen können. Und das ist eine nicht zu unterschätzende Bevölkerungsgruppe. Im Gegensatz zu FT-8 muss man für SSB-Betrieb Englisch können. Ohne Englisch kein DX. Gut, der notwendige Wortschatz ist bescheiden, aber immerhin muss man auch in der Lage sein, die unterschiedlichen Ausprägungen des Englischen zu verstehen. Ein Inder spricht nun mal ein anderes Englisch als ein Texaner.

Die Morsetelegrafie verlangt zwar auch keine Englischkenntnisse. Zumindest nicht für Standard-QSO's. Aber für CW-Verkehr gibt es einen ganzen Katalog von Abkürzungen und Codes, die man beherrschen sollte. Zudem ist es wie bei SSB: wenn mal jemand rückfragt, steht man ohne Sprachkenntnisse wie ein Esel am Berg. Das kann Ärger geben.

Und damit sind wir bei einem weiteren Vorteil von FT-8: Es gibt keinen Ärger. Wer regt sich nach der Arbeit schon gerne auf? Niemand. Man möchte es möglichst friedlich haben und eine ruhige Kugel schieben. Jagt man in SSB oder CW nach DX, kommt man automatisch mit einem so genannten Pile-Up in Berührung. Das ist eine Ansammlung von Undisziplinierten, Besserwissern, Neidern, Störern und anderen unangenehmen Zeitgenossen. Sowas tut man sich doch nicht freiwillig an! 

Auch ausserhalb der DX-Jagd läuft man in SSB Gefahr, angemotzt zu werden; und sei es nur deshalb, weil die eigene Modulation der anderen Station nicht gefällt oder man eine Privatfrequenz benutzt, die einem notorischen OM "gehört". In FT-8 fällt dir keiner mit dummen Bemerkungen ins Wort und die Oberlehrer haben keine Möglichkeit, dich zu schikanieren. Sie müssen dem Schema folgen, das vom Program vorgegeben wird.

Dieser schematische Ablauf erspart einem nicht nur Ärger, sondern auch Zeit. SSB, CW und der ganze Rest sind sehr zeitintensiv. Man muss dauernd an der Station hocken und an den Knöpfen und Schaltern hantieren. Da bleibt keine Zeit für anderes. Beim FT-8 Betrieb ist das ganz anders. Man kann dazu in der Zeitung lesen, TV gucken, QSL-Karten oder Lotto-Zettel ausfüllen. Das QSO erledigt der Computer. Und damit kommen wir zu einem weiteren entscheidenden Vorteil:

Für FT-8 sind keine besonderen Fähigkeiten notwendig. Von den Sprachkennnissen haben wir ja schon gesprochen. Doch bei der Funkerei sind mitunter noch andere Kenntnisse erforderlich. Ganz schlimm ist es beim Morsen. Abgesehen von den vielen Abkürzungen ist die Telegrafie wie eine Sprache - eine mit Punkten und Strichen. Die muss man nicht nur mühsam erlernen, man muss auch aufpassen, dass sie nicht wieder aus dem Hirnkasten entfleucht. Anders als beim Velofahren oder Schwimmen, verlernt man das Morsen mit der Zeit. Es ist einfach zu abstrakt, um längere Zeit in unserem Kopf zu verweilen. 

Einzig das Funkgerät sollte man in FT-8 einigermassen bedienen können. Nach der Anzahl durchgebrannter Endstufen zu schliessen, schaffen das nicht ganz alle. Doch die Anforderungen an die Operating-Skills, also an die Bedienfähigkeit des Operateurs sind weniger hoch als bei den "klassischen" Modulationsarten. Einziger Wermutstropfen: FT-8 verlangt etwas Computerkennnisse. Ich denke, dass das der Grund ist, wieso überhaupt noch jemand ausserhalb der FT-8 Kanäle unterwegs ist. Die Pappenheimer schaffen es einfach nicht, das FT-8 Programm auf ihrem PC zu installieren - sofern überhaupt vorhanden.

Wenn jetzt jemand meint, dass man in FT-8 auf all die Goodies und Leckerlis verzichten muss, die der Amateurfunk für seine Hobbyisten bereit hält, der geht ganz irr. QSL-Karten sammeln, Wettbewerbe bestreiten und Diplome "arbeiten" ist genauso möglich wie in SSB, CW und dem anderen Rest. Nur weit weniger mühsam.

Doch kommen wir zu einem ganz wichtigen Punkt. Wie ihr alle wisst, bin ich S-Meter-Fan. Ich liebe es, aufs S-Meter zu gucken und habe Freude daran, wie der Zeiger seinen Tanz aufführt. Ich möchte, dass das S-Meter möglichst genau ist und dass S9 auch wirklich 50 Mikrovolt sind. Ein S-Meter muss einfach schön sein und Funkgeräte mit einem hässlichen S-Meter würde ich nie kaufen. Daher ist für mich auch der Rapport eine wichtige Sache. Ich möchte nicht nur sehen, wie gut ein Signal bei mir ankommt, ich möchte auch wissen, wie stark mein Signal bei der Gegenstation ist. In SSB, CW und dem ganzen Rest ist das - zumindest im DX Betrieb - nicht möglich. Alle bekommen 59 oder in CW 599. One size fits all. Auch die Signale an der Grasnarbe und die mit dem grössten Chirp. Ja, ich habe mich sogar selbst dabei ertappt, wie ich einer Station mit einem Paraset 559 gegeben habe. Dabei jaulte sein Signal herum wie von einer Wespe gestochen. Wir erinnern uns: Die letzte Zahl bewertet die Tonqualität. 

Doch kommen wir am Ende meines Lobgesangs auf den Vorteil, mit dem ursprünglich FT-8 angepriesen wurde: FT-8 braucht sehr wenig Platz. Gut 50 Verbindungen können in einem einzigen SSB Kanal Platz finden. Die geringe Bandbreite und das ausgetüftelte Protokoll der Übertragung ermöglichen es dem Computer, Signale weit unter dem Rauschen zu detektieren. Wenn das menschliche Ohr schon lange keinen Pieps mehr hört, erscheint die Botschaft der Gegenstation noch fehlerfrei auf dem Schirm. Das bedeutet auch, dass man schon mit kleiner Leistung und wenig Antenne eine Verbindung machen kann. Ein unschätzbarer Vorteil für alle Antennengeschädigten. 

Ein FT-8 QSO braucht zwar mehr Zeit als z.B. eine Standard-Verbindung in SSB/CW mit einer Station auf einer seltenen Insel. Doch im Gegensatz zu dem sinnlosen 59-Austausch, der eigentlich nur belegt, dass man auf der Insel gehört wurde, beinhaltet ein FT-8 Austausch alle notwendigen Komponenten, die ihn zu einem vollwertigen QSO machen: den Austausch beider Rufzeichen, einen Rapport, eine Standortangabe und die Übermittlung einer Grussbotschaft. Dabei wird nicht einfach 59 geplappert oder sinnlos 599 gemorst. Der Rapport ist reel. Zwar keine von Auge abgelesene S-Meter-Anzeige, aber ein vom Computer festgestelltes Signal-Rauschverhältnis in dB. Das ist zwar nicht genau das selbe, aber mindestens genauso aussagekräftig. 

Kurz zusammengefasst: Mit FT-8 kriegt man mehr für weniger.  

Bild: Am Weihnachtsmarkt in Jaun      

     

Sonntag, 4. Dezember 2022

Wieso man seine Antenne mit Katzenstreu düngen sollte

 



Immer wieder finden wir in der Anstalt verblüffende Lösungen. Manche mögen auf den ersten Blick verrückt sein, aber das Verrückte ist in der Anstalt normal. 

Katzenstreu aus Bentonit verbessert nicht etwa das Wachstum der Antenne, aber es kann die Eigenschaften deiner Antenne verbessern.  

In der Geologie ist Bentonit eine Art von Tonstein. Ein sehr weiches, poröses Gestein, das sich seifig oder fettig anfühlt. Im Handel wird der Begriff Bentonit allgemein für jeden Quellton verwendet, der hauptsächlich aus Smektit-Tonmineralien besteht.

Es dehnt sich aus, wenn es nass wird, und absorbiert ein Mehrfaches seiner Trockenmasse an Wasser. Aufgrund seiner Eigenschaften wird es häufig in Bohrschlämmen für Öl- und Gasbohrungen und anderen Bohrlöchern verwendet. Die Eigenschaft des Quellens macht Bentonit auch zu einem guten Dichtungsmittel, da es eine selbst dichtende Barriere mit geringer Durchlässigkeit bildet. Es wird z. B. zur Auskleidung von Deponien verwendet.

Bei fast allen Bodenverhältnissen verbessert die Verwendung von Bentonit die Wirksamkeit der Erdung. Meist dauerhaft und ohne Unterhalt. Es verringert den Übergangswiderstand von Erdpfählen zum Boden und seine Fähigkeit die Feuchtigkeit zurückzuhalten erhöht die Bodenleitfähigkeit auch in schwierigem Terrain wie bei felsigem Untergrund oder Sandböden. Das ist vor allem wichtig in Gebieten mit wenig Regen. Erdpfähle mit Bentonit zu umgeben, ist bei den Profis eine gängige Praxis.

Wenn du nur wenig Terrain für Radiale hast, wenn du deine Erdpfähle nicht weit in den Untergrund treiben kannst, dann grabe ein Loch, fülle es mit Bentonit und treibe deinen Erdpfahl hinein. Damit verbesserst du die Erdung und damit die Wirksamkeit deiner Vertikal-oder L-Antenne. 

Bentonit ist nicht teuer und wird deshalb auch in einigen Sorten Katzenstreu verwendet. Hier zum Beispiel bekommst du einen 25kg Sack für 37 Franken.

Wie wirksam Bentonit ist, siehst du, wenn du Katzenstreu ins Klo schüttest. Ich rate aber von diesem Experiment ab - es könnte teuer werden.

Quelle: VE7SAR




Donnerstag, 1. Dezember 2022

Hütet euch vor dem "Blindenstock"

 


Als Blindenstock wird im Amateurfunk eine vertikale VHF/UHF-Rundstrahlantenne bezeichnet. Denn diese sind meistens weiss. Oben im Bild ist ein ganzer Pulk von Blindenstöcken zu sehen, die sich einen Mast teilen.

Oft ist die Antenne für zwei oder gar drei Bänder ausgelegt und damit das klappt, enthält sie zusätzliche Spulen und Kondensatoren. Der Blindenstock ist ein vertikal polarisierter Rundstrahler. Gegenüber einem idealen Kugelstrahler - den es in Wirklichkeit nicht gibt - weist er ein paar dB Gewinn auf. dBi genannt. Ein vertikaler Halbwellendipol hat 2.15dBi.  Längere Antennen bündeln in der Vertikalen besser und können u.U. mit einem kleinen Zusatzgewinn gegenüber einem vertikalen Halbwellendipol aufwarten. Zumindest auf dem Papier.

Der Blindenstock des Funkamateurs hat einen Vorteil: Er strahlt in alle Richtungen. Doch er hat auch einen Nachteil: er strahlt in alle Richtungen. Seine Stärke ist also gleichzeitig sein grösstes Handicap. Er hat dazu noch zwei weitere Nachteile: Mit seiner weissen Farbe ist er auch für den dümmsten aller Nachbarn sofort als Antenne erkennbar und er kann horizontal polarisierte Signale sehr schlecht aufnehmen. Bis zu 20dB weniger stark - das ist der Unterschied zwischen einem 1 Watt und einem 100 Watt Sender. Die vertikale Polarisation wurde übrigens wegen dem Mobilfunk eingeführt. Gegenüber der horizontalen Polarisation hat sie im VHF-Bereich eher Nachteile als Vorteile (z.B. höhere Absorption durch im Wald).

Doch zurück zu der Rundstrahl-Charakteristik des Blindenstocks. Wenn man rundum mit allen erreichbaren Stationen funken und alle Signale gleich gut empfangen möchte, ist der weisse Stängel scheinbar eine ideale Lösung.  

Doch so ein Rundumstrahler sendet nicht nur in alle Richtungen, er empfängt auch aus allen Richtungen. Bei immer mehr Elektrosmog rund um uns herum ist das ein Nachteil. Gerade in FM merkt man oft nicht, wie der Störpegel im Laufe der Zeit langsam ansteigt. Schwache Stationen kommen nur noch mit Prasseln rein oder sind gar nicht mehr hörbar. Ein weiteres Problem des Rundumempfangs ist die Mehrwegausbreitung der VHF/UHF-Signale. Treffen die Signale einer Station aus verschiedenen Richtungen auf die Empfangsantenne führt das zu Modulationsverzerrungen - im Extremfall bis zur Unverständlichkeit.

Das ist im ebenen Land selten, im Gebirge häufig der Fall. Die Signale kommen oft nicht auf direktem Weg zur Antenne, weil keine Sichtverbindung existiert, sondern via Reflexionen an Hügel- und Berghängen. Manchmal aber auch über Diffraktion (Beugung) an Hügelzügen oder Felskanten.  

Anstelle des Rundstrahlers ist es oft besser, eine kleine Yagi vertikal in der Vorzugsrichtung zu montieren. Störpegel und Modulationsverzerrungen nehmen dann oft ab. In den meisten Fällen genügt eine kleine Yagi mit 3 oder 4 Elementen und einer Boomlänge von maximal 1.5m. Die Antenne sollte für Vormastmontage ausgelegt sein, um eine Behinderung der Abstrahlung durch den Mast zu vermeiden. Gerade wenn man in einer Hanglage wohnt, ergibt ein Blindenstock wenig Sinn. Die VHF/UHF-Wellen klettern hinter dem Haus nicht den Berg hinauf um Stationen auf der anderen Seite des Hügels zu erreichen. Meist erfolgt die Verbindung über eine Reflexion. Wenn man seinen wichtigsten Reflexionspunkt herausgefunden hat, kann man die Yagi darauf ausrichten. Bei mir ist das für das 70cm Band zum Beispiel der Dent de Broc, eine Felswand im Süden. An meinem alten QTH im Schweizer Mittelland war das der Chasseral und im vorletzten das Jungfrau-Massiv der Berner Alpen oder auch das Stockhorn.

Probieren geht zwar über studieren. Trotzdem empfiehlt es sich mit einem Ausbreitungsprogramm zu "spielen" wie zum Beispiel dem hier. So sieht die Karte für meinen Standort aus:


Berechnet mit 100W im 2m Band mit 12dBi Yagi meinerseits Richtung Stadt Bern. Als Empfangsantenne habe ich einen vertikalen Halbwellendipol eingegeben. 

Das Programm von VE2DBE ist ein guter Indikator, aber keine perfekte Simulation. Darum ergeben sich in der Wirklichkeit allerhand positive und leider auch negative Überraschungen. Doch darüber mehr in meinem nächsten Blogeintrag.

Amateurfunk ist Experimentalfunk. Anstatt den Blindenstock mal eine Yagi zu probieren, ist ein interessanter Versuch. Und für den handwerklich Begabten auch ein lohnenswertes Bastelprojekt.