Schon seit es sie gibt, experimentieren Funkamateure mit ihnen: Kupferstreifen zum Aufkleben. Googelt man durchs Internet, findet man alle Arten von aufgeklebten Antennen: von einfachen Dipolen bis zu den sonderbarsten Formen. Dabei scheinen die Fenster unserer Funkbuden diese Klebeantennen magisch anzuziehen, wie man auch im folgenden Video eines Hamfluencers sehen kann:
Leider ist das Fenster der dümmste Ort, eine Antenne hinzukleben. Es sei denn, man lebe in einer alten Hütte. Natürlich gibt es Ausnahmen. In meinem Auto ist zum Beispiel die DAB+ Antenne auf die Frontscheibe geklebt.
Doch generell gilt: Ob geklebt oder nicht, man tut gut daran, mit seinen Antennen nicht in die Nähe von Fenstern zu kommen, weder von innen noch von außen. Einem Parabolspiegel oder einer UHF Yagi macht es nicht viel aus, wenn sie draußen ans Fensterbrett geklemmt wird, doch bei VHF Rundstrahlern hört der Spaß auf. Denn das Fenster ist bereits selbst eine Antenne und es mag keine Konkurrenz.
Moderne Fenster haben einen Metallrahmen, der die Gläser trägt und dieser Rahmen ist ein Quad-Element oder eine Magnet-Loopantenne, je nach Sichtweise. Und je nach Abmessungen hat es seine Resonanzfrequenzen. Diese Eigenresonanzen lassen sich mit einem Antennen-Analyzer und einer kleinen Koppelschleife messen. Meine beiden Fenster sind u.a. bei ca. 175 MHz resonant. Doch sie störten nicht nur die Abstimmung meiner 2m Antennen, die ich zu nahe vor dem Fenster montieren wollte, sondern machten auch den Abgleich von 4m und 6m Rundstrahlern praktisch unmöglich.
Da in meiner Bastelkiste eine Rolle Kupfer-Klebeband schlummerte, wie sie der nette Hamfluencer oben im Video benutzt, habe ich damit experimentiert. Zuerst im 4m Band und dann auch auf 2m. Denn auch ich streite nicht ab, dass es manchmal Wunder gibt, und ein solches hätte auch meine Klebeantennen zum Funktionieren bringen können.
Leider gab es auch diesmal kein Wunder. Ein vertikaler Dipol für das 4m Band zeigte folgende SWR-Kurve:
Das Bild lässt vermuten, dass die Antenne noch zu lang ist und die untere Resonanz die "richtige" ist. Die Kupferstreifen sind ja recht breit und die Permittivität (Dielektrizitätskonstante) des Glases (5-10) hat sicher auch noch einen Einfluss. Doch ein Verkürzen des Bandes machte das Bild nur schlimmer. Die Antenne weigerte sich auf 70MHz abzustimmen. Da konnte ich soviel schnippeln wie ich wollte, es nützte nichts. Die untere Resonanz verflachte sich bis zur Unkenntlichkeit. Anders sah es aus, wenn ich etwas Abstand vom Fenster nahm und die Antenne an die Shack-Tür klebte:
Beim 2m Band bildete sich ein breites Plateau auf der SWR-Anzeige und bei 200 MHz eine sehr schöne Resonanz. Wenn ich total verrückt gewesen wäre, hätte ich nun versucht, die Antenne zu verlängern, um diese Resonanz ins 2m Band runterzukriegen. Doch da ich nur halb verrückt bin, ließ ich es bleiben.
Und die Moral von der Geschichte: Bleibt mit euren Antennen vom Fenster weg. Eine Erfahrung, die übrigens auch der Hamfluencer oben im Video machen musste.
Das Kupferband zum Experimentieren direkt aufzukleben, empfiehlt sich übrigens nicht. Außer man hat Spaß am Fensterreinigen.
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