Mit dem Teil 4 geht mein Bericht vorerst zu Ende. Zumindest die Season #1. Season #2 kommt dann im Herbst. Etwa zu der Zeit, wenn die zweite Corona-Welle so richtig in Gang kommen wird, glaubt man den Virologen.
Doch zuerst eine erfreuliche Nachricht. Der ICOM IC-705 ist in Produktion. In Japan ist er bereits erhältlich und es wird nun nicht mehr lange gehen, bis auch wir dieses Gerät kaufen können. Zwar ist das Design etwas gewöhnungsbedürftig: der Transceiver kommt in Kotzform Klotzform daher. Aber wir haben uns ja bereits an die Pultform beim IC-7100 gewöhnt. Vielleicht hat dann der nächste Transceiver Stangenform.
Das folgende Video zeigt die Zerlegung (Teardown) des IC-705 durch einen furchtlosen Japaner:
Wenn ihr diese Szene gerne nachstellen möchtet, empfehle ich die Benutzung von JIS-Schraubenziehern. Bei japanischen Funkgeräten, Motorrädern etc. wichtig, wenn man nicht die Schrauben vermurksen möchte.
Ja, ich weiß, liebe Oberlehrer: In manchen Teilen des deutschsprachigen Raums heißt das Schraubendreher. Also erspart mir eure Kommentare.
Aber nun ab ins Alpental. Zweck der Übung war ja das Testen von direkten Funkverbindungen mit Stationen jenseits der Berge. Die VHF/UHF-Wellen folgen zwar den Gesetzen der Optik, doch da gibt es mehr Möglichkeiten als nur Verbindungen auf Sicht. Der folgende Vortrag (Englisch) ist eine tolle Zusammenfassung der Ausbreitungsmöglichkeiten ultrakurzer Wellen:
All dies, was Dr John Worsnop G4BAO hier berichtet, gilt natürlich auch für ein QTH, umzingelt von Berggipfeln und Kühen. Und so konnte ich während meines Aufenthalts im Val de Charmey beruhigt feststellen: Aus dem Tal kann man auch ohne Relaisstationen funken.
Trotzdem sind Relaisstationen eine nützliche Einrichtung, wenn man in einem Alpental sitzt. Ausbreitungsversuche lassen sich darüber abmachen und koordinieren. Auch mit Freunden an wirklich unglücklichen Funkorten und mit bescheidenen Antennen kann man in Verbindung bleiben.
Gerade hat mir die Pöstlerin einen FTM-7250D gebracht, den ich bei meinem nächsten Aufenthalt im Tal testen will. Das Teil macht 50 W im 2 m und 70 cm Band und kann FM und C4FM. Ein Backup-Gerät für alle Fälle.
Allerdings habe ich bisher noch keine Relaisstation entdeckt, über die eine Verbindung in der digitalen Betriebsart C4FM möglich wäre. Aber was nicht ist, kann noch werden. Wunder sind jederzeit möglich. Allerdings haben Wunder die lästige Eigenschaft, dass sie sich nicht nach Belieben reproduzieren lassen.
Wenn ich die Schweizer Relais-Liste anschaue, so gibt es zwar eine unglaubliche Menge an Relais. Jeder Radioladen und jedes Klübchen kocht sein eigenes Süppchen. Und da Höhenstandorte für Relais selten im Angebot und teuer im Unterhalt sind, wird die Suppe halt im Tal gekocht. Was gibt es schöneres für einen Administrator, als ein Relais in der eigenen Bude?
So kommt es, das immer mehr Relais nicht mehr auf einem Berggipfel sitzen, sondern irgendwo im Tal. Nur Charmey hat noch keins.
C4FM ist die einzige digitale Betriebsart, deren Gebrauch mich nicht überfordert. Wobei mir diese Wires-X Geschichte schon etwas suspekt ist. Wieso sollte ich auf die Idee kommen, mich via Internet in ein Relais irgendwo in Takatuka-Land einzuschalten?
Da könnte ich doch gerade selbst ins Internet einsteigen.
Aber Halt! Ich bin ja Funker. Staatlich geprüfter und zertifizierter mit CE-Stempel auf dem Gerät (China Export). Da muss unbedingt ein Funkgerät im Spiel sein.
Wie wäre es zum Beispiel mit einem Hotspot in der eigenen Funkbude? Gewissermaßen die Minimalversion einer persönlichen Relaisstation? Richte ich dann noch einen Hotspot im Auto und in meinem Rucksack ein, steht meiner Handfunke immer der Weg in die weite Welt offen.
Aber es geht noch einfacher: Jedes Smartphone ist nämlich auch eine Handfunke, auch wenn dessen Benutzer nichts davon weiss. Man braucht nur die richtige App und schon ist man via Smartphone QRV.
Die App heisst Zello und verspricht eine Verbindung in jede beliebige Funkgruppe. Es hart dort auch Chaträume und es hätte mich gewundert, wären dort nicht schon längstens Schweizer OM unterwegs.
Dabei bleibt die wichtigste Eigenschaft des Funkens unangetastet: Das "Push to Talk" Prinzip. In Deutsch: Drücke den Knochen, wenn du sprechen willst.
Trotzdem werden vielleicht einige Hardcore-Funker Mühe damit haben, einfach ihr Smartphone zu benutzen, wie der liebe Nachbar, der ja kein diplomierter Amateurfunker ist. Das kann ich gut verstehen. Denn das Auge funkt mit. Irgendwie sollte ein Funkgerät immer noch nach Funkgerät aussehen. Sonst beginnt der geneigte Funker zu fremdeln. Aber auch in diesem Fall kann geholfen werden. Dazu gibt es Smartphones zu kaufen, die wie ein Funkgerät aussehen, inkl. Stummelantenne.
Wer braucht da noch C4FM oder gar Demenzradio - abgekürzt DMR?
Nicht nur in der Anstalt hängt man solchen Gedanken nach. Sogar die Schweizer C4FM-Seite hat diese Schlüsse gezogen.