Donnerstag, 4. Juni 2020

UKW Aus dem Alpental - Teil 2



Es gibt zurzeit kein besseres Instrument, um die Möglichkeiten eines UKW-Standorts abzuschätzen, als den Betrieb mit FT-8. Damit lassen sich die verschiedenen Strahlrichtungen ausprobieren und vergleichen. Im Gegensatz zu den 59 Rapporten bei Funkwettbewerben sagt einem der Computer meist die Wahrheit und liefert akkurate Rapporte in dB Rauschabstand. Meist zwar im negativen Bereich und deshalb für SSB- oder gar FM-Betrieb als Ersatz für die FT-8 Verbindung ungeeignet. CW allerdings ist meist möglich, wenn man das FT-8 Signal von Ohr hören kann. 

An meinem Standort unten im Tal von Charmey stellte ich rasch fest, dass nur zwei Strahlrichtungen in Frage kommen. Talabwärts Richtung Moléson, also Südwest, und talaufwärts, hinauf zu den Felszacken der Gastlosen. Also Richtung Ost-Südost. 

Es ist übrigens keine gute Idee, einen Blindenstock (Vertikaler Rundstrahler) in ein Gebirgstal mitzunehmen. Erstens hat man damit keine Ahnung wo das Teil die Aetherwellen hinschickt oder herholt. Zweitens heizt man damit nur die umliegenden Berghänge auf. Denn Vertikalantennen strahlen flach. Je länger sie sind, desto mehr werden die Wellen in der Vertikalen gebündelt. Das Stichwort für die Antenne im Alpental heisst Elevation. Eine Yagi-Antenne ist deshalb das Instrument der Wahl. Diese wird aber so gerichtet, dass sie nicht geradeaus schaut, sondern hoch zu den Gipfeln.

Für vertikal polarisierte Stationen (die Blindenstock-Freunde ennet dem Berg) muss die Yagi in der Regel auch vertikal gestellt werden. Bei DX-Verbindungen ist die Polarisation weniger wichtig. Die Polarisations-Dämpfung bei unterschiedlich polarisierten Antennen nimmt mit der Distanz in der Regel ab.  In einigen Fällen kann man sogar eine Polarisations-Drehung feststellen.
Es lohnt sich, eine Antenne dabei zu haben, bei der man die Polarisation rasch umschalten kann.
Die FT-8 Verbindungen in den folgenden zwei Bildern kamen ausschließlich mit vertikaler Polarisation zustande. Eingesetzt wurde eine 4 Element Vormast-Yagi nach DK7ZB mit 100 Watt vom Icom IC-9700.

Die Verbindungen im ersten Bild kamen mit Ausnahme der beiden deutschen Stationen Nähe Friedrichshafen (DC2TH) und vis à vis Strassburg (DK0A) mit der Yagi talabwärts zustande. Für Strassburg und Friedrichshafen musste ich die Antenne jedoch talaufwärts drehen.         



Der zweite Anlauf mit der Betriebsart FT-8 förderte noch erstaunlichere Resultate zu Tage. Von Westen näherte sich bereits eine dunkle Gewitterfront. Doch wo kein Blitz, da kann man ruhig senden. Ob die Front einen Einfluss hatte, wird sich bei weiteren Versuchen zeigen. Obwohl die vertikale Yagi auch diesmal gegen Südwesten gerichtet war, kam ein QSO mit IZ2SVA zustande. Allesandro's QTH liegt am Comersee nördlich von Mailand und sein Signal kam mit -11dB unter dem Rauschen bei mir an. Aus Südwesten!
F1DRN in der Nähe von Marseille und F1NZC südwestlich von Clérmont-Férrand in der wunderschönen Auvergne waren weitere DX-Stationen. Sie wurden allerdings übertroffen von F4CWN. Florent hat sein QTH westlich von Toulouse und ist fast 600km von Charmey entfernt. Er konnte mich mit -11dB empfangen.



Soweit meine ersten Erfahrungen im Alpental. Im dritten Teil geht es weiter. Ich werde dann über SSB und FM Verbindungen berichten. Aber auch über Störungen von einem Pager-Sender in der Nähe und weiteren "Spezialitäten" hier oben.


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