Amateurfunk ist das ideale Hobby für Pandemie-Zeiten. Man trifft nicht nur seine Kumpels in der ganzen Welt, ohne sich dabei anzustecken. Man kann auch nach Lust und Laune die verrücktesten Dinge ausprobieren, und dabei höchstens eine geschmiert kriegen. Im besten der schlimmsten Fälle vom Strom, im schlechtesten von der XYL.
Fehlt was in der Anstalt, bestellt man es einfach online. Ein Chip aus Amerika, ein Kondensator aus Russland oder einen Fake-Akku aus China. Es gibt nichts, was es nicht gibt in den unendlichen Tiefen des Internets. Sofern einem Microschrott nicht plötzlich das Licht ausknipst, wie es mir heute Morgen passiert ist. Da hat doch der Bill Gates ungefragt an meinem Computer rumgedoktert - ich glaube er nennt es update - und wollte mich ohne Microschrott Passwort nicht mehr rein lassen. Woher soll ich denn das Passwort nehmen. Ich habe es nämlich nicht in meinem alten Gehirn (V1.1) sondern irgendwo in der Cloud gespeichert. Den Göttern sei Dank gibt es noch Tablets und Smartphones, die man fragen kann. Stellt euch vor, alle diese Dinger würden gleichzeitig geupdatet!
Aber man muss heutzutage mit allem rechnen, in dieser verrückten Welt. Darum glaube ich, dass nicht nur ich, sondern wir alle in einer Irrenanstalt leben. Nennt es meinetwegen Matrix oder mehrdimensionale Wirklichkeit, ich finde Anstalt durchaus passend.
So, nachdem das geklärt ist, kommen wir endlich zu des Pudels Kern.
Apropos Pudel. Wisst ihr, dass ich Pudel nicht ausstehen kann. Meine Eltern hatten einen Pudel, soweit ich denken kann. Als ich das Licht der Welt erblickte, war das Erste was meine staunenden Augen sahen, die Schnauze eines Pudels. Wieso der unbedingt dabei sein musste, wurde mir erst in den folgenden Jahren klar. Pudel spielten eine zentrale Rolle in der Welt, in die ich hineingeboren wurde. Morgens beim Aufwachen erblickte ich als erstes die treuherzigen Augen eines Pudels. Abends vor dem Einschlafen spürte ich als letztes die feuchte Schnauze eines Pudels.
Aber zurück zum Thema:
Antennen für das 160m Band sind in der heutigen, verdichteten Welt viel zu lang. Vielleicht waren sie früher kürzer, oder die Gärten waren grösser. Auch hatten damals die Gärten noch Bäume, an denen man lange Drähte anbinden konnte. Heute kurven Rasenroboter durch ewig kurzgeschnittenes Gras oder die Leute pflanzen Steinwüsten in ihre Vorgärten, damit sie nicht jäten müssen.
Wer gar keinen Garten hat, weder in Form eines Steinbruchs, noch in der Art eines Rasenteppichs, kann zwar in seiner Wirklichkeits-Ebene keinen Draht spannen, jedoch mit etwas Fantasie das Antennenproblem auf eine andere Ebene verlegen. Zum Beispiel direkt in die Funkbude.
Zwar kann ich im Moment noch Drähte spannen, aber im Verlaufe eines "Was wäre wenn"-Szenarios habe ich den Stunt gewagt, und meine 160m Antenne temporär in den Shack verlegt.
Zu diesem Zweck mussten die verbleibenden 10m Cellflex-Koax herhalten, die ich freundlicherweise von einem benachbarten Kerzenhersteller und Funker erhalten hatte. 10m reichen gerade für eine Spule mit drei Windungen mit etwas mehr als einem Meter Durchmesser. Damit diese Spule nach Wunderantenne aussieht, habe ich die Windungen in einem Anfall von künstlerischem Unvermögen entsprechend drapiert. Ich stellte mir dabei vor, dass die verschobenen Windungen eine besondere Fluxkompensation des aetherischen Disruptionsvektors ergeben könnten.
Immerhin war ich genügend in meiner persönlichen Wirklichkeit verankert, um die Induktivität des Gebildes zu messen. 19.18uH zeigte das Instrument.
Das Kunstwerk transformierte sich aber sofort in eine ordinäre Magnetloop-Antenne, als ich es mit Hilfe eines russischen Vakuum-Kondensators in einen Schwingkreis verwandelte. Leider hatte der alte Russe aus Sowjetzeiten maximal nur 120pF drauf. Für eine Resonanz im 160m Band reicht das bei weitem nicht. Um das 160m Band abzudecken, musste noch ziemlich Kapazität zugeschaltet werden. Ich habe das in Form von Glimmerkondensatoren getan. Denn bereits bei vorherigen Versuchen hatte ich herausgefunden, dass Keramik-Kondensatoren dazu weniger gut geeignet sind und heiss werden.
Rein rechnerisch hätte ich 300pF dazuschalten müssen, doch die drei Windungen haben eben auch eine parasitäre Kapazität wie jede Spule. So reichten in meinem Fall 250pF aus, um mit dem Vakuumkondensator bequem das ganze 160m Band zu überstreichen. Vorteilhaft erweist sich auch in diesem Fall die elektrische Untersetzung durch die Parallelschaltung. Die Abstimmung ist nämlich ziemlich feinfühlig, denn die Bandbreite der Antenne (SWR 1.5) beträgt nur ca. 2 kHz!
Gespeist wird die 160m Magnetloop, wie bereits die vorherige 20-80m Version, mit dem gleichen abgeschirmten Feedloop. Mit der Positionierung des Feedloops kann das SWR auf 1:1 eingestellt werden, wenn einem die Geduld nicht ausgeht.
Aber kommen wir endlich zu den Bildern:
Diese 160m Magnetloop ist keineswegs ein Dummy-Load wie erste Versuche zeigen. Mit 5 Watt ergab sich in der Betriebsart WSPR folgendes Bild nach Einbruch der Dunkelheit:
Die am weitesten entfernte Empfangsstation war TF4X in Island. Auch das RBN (Reverse Beacon Network) rapportierte positive SNR Werte nach einem CQ-Ruf, sodass zumindest CW-QSO's machbar sein müssten. FT-8 natürlich sowieso. Doch bei der ganzen Bastelei bleibt kaum Zeit um QSO's fahren. Aber ich werde das jetzt nachholen, bevor ich versuche herauszufinden, ob auch 630m QSO's aus dem Shack heraus möglich wären.
Aber zuerst möchte ich der 160m Loop noch etwas mehr Leistung zumuten. Die zurzeit verwendeten Glimmerkondensatoren stehen dem noch im Wege. Auch sie werden nämlich nach einem WSPR-Durchgang warm. Daher werde ich sie durch einen festen Vakuumkondensator von 250pF ersetzen, der den hohen Strom besser erträgt, der im Schwingkreis fliesst.