Samstag, 21. Dezember 2019

Make fürschi



Der amerikanische Amateurfunkverband, die ARRL, hat in den letzten Jahren bei Amateurfunk-Veranstaltungen Handfunkgeräte durchgemessen. Die meisten waren punkte Nebenaussendungen in der Norm und nicht zu beanstanden.
Nur Baofeng fiel negativ auf: Zu viele Oberwellen!

Im Jahr 2016 waren nur 9% in Ordnung, 33% waren grenzwertig und der Rest fiel durch.

Im darauf folgenden Jahr waren nur noch 5% innerhalb der Norm, 26% grenzwertig und der Rest jenseits von Gut und Böse.

Dieses Jahr wurde wieder gemessen und eine Verbesserung war nicht festzustellen: 9% waren in der Norm, 13% grenzwertig und ganze 78% dürften eigentlich nicht eingesetzt werden.

Zu erwähnen ist noch, dass auch Wouxun 2016, und im geringeren Masse 2017, einige schwarze Schafe im Feld hatte. 2019 waren jedoch alle Wouxun in Ordnung.
Nachzulesen in der Januar-Ausgabe des QST.

Wieso kriegt es diese Firma nicht gebacken?




Dienstag, 17. Dezember 2019

Mbit/s und MHz



Amateurfunker sprechen von MHz, IT-Affine von Mbit/s.
Beiden schwant, dass da ein Zusammenhang bestehen könnte, wenn es darum geht, Daten per Funk zu übertragen. Cracks wissen natürlich Bescheid. Wenn du zu Letzteren gehörst, solltest du nicht weiterlesen, sonst musst du u.U. in die Tischkante beißen.

Bei uns bringt das TV-Kabel das Internet ins Haus. Kürzlich entschloss ich mich zu einem Upgrade und wählte eine Geschwindigkeit von 100 Mbit/s (Download). Bisher hatten wir "bloß" 10 Mbit/s.

Und da Kontrolle in vielen Fällen besser ist als Vertrauen, testete ich die Download-Geschwindigkeit mithilfe eines Tools, wie man es im Web findet.
Und siehe da: mein Misstrauen war berechtigt, mehr als 10Mbit/s lagen auch nach dem Upgrade nicht drin.
Doch rasch wurde klar, dass nicht der Kabelbetreiber schuld war.
Als Funker sind mir nicht abgeschirmte Leitungen ein Gräuel, aber ich brachte es trotzdem über mich und stöpselte meinen Laptop ausnahmsweise direkt ins Modem, anstatt via WLAN zu surfen. Und da waren sie dann: die 100 MBit/s. Die Filme purzelten nur so aus dem Internet herunter, von der Musik gar nicht zu reden.

Glücklicherweise sammle ich alle Bedienungsanleitungen in einer großen Kiste und nicht in der runden Ablage. Weit unten in der Kiste fand ich das Datenblatt meines in die Jahre gekommenen WLAN-Routers...und siehe da:
das WLAN war in der Tat der Flaschenhals.

Wie gesagt, ich mag keine Leitungen in der Wohnung außer Koaxialkabel; ein neues WLAN musste her. Und möglichst eins, das nicht nur 2.4 GHz konnte, sondern auch 5 GHz, damit die 100 MBit/s auch sicher durchrauschten.

Denn um einen bestimmten Daten-Durchsatz zu erreichen, braucht eine drahtlose Verbindung auch eine bestimmte Bandbreite. Vereinfacht kann man sagen: 1 Bit/s braucht eine Bandbreite von 1 Hz.
100 MBit/s brauchen also 100 MHz. Als Faustregel, notabene. Mit einer geschickten Codierung kann man etwas mehr in 100 MHz reinpferchen.

Im 2.4 GHz WLAN-Band stehen in der Schweiz 13 Kanäle mit je 20 MHz Bandbreite zur Verfügung. Da das WLAN nicht an der eigenen Haustür halt macht, muss man diese Kanäle mit den Nachbarn teilen. Bei mir sind alle 2.4 GHz Kanäle mehrfach besetzt. Zudem benutzen die meisten Router gleich vier Kanäle gleichzeitig. Das wären dann 80 MHz und würde wohl für 100 MBit/s reichen, wenn die lieben Nachbarn nicht wären.

Glücklicherweise gibt es aber noch das 5 GHz Band. Und neuere Laptops, Tablets und Handys haben das auch intus. Bei 5 GHz stehen dann weitere 80 MHz und sogar 160 MHz breite Kanäle zur Verfügung. Das 5 GHz Band hat eine geringere Reichweite innerhalb Gebäuden und ist bei mir noch ziemlich verwaist. Gut, denn der neue WLAN Router ist ein Zweibander.
Dabei kombiniert er beide Bänder und so steht immer genügend Bandbreite zur Verfügung, um satte 100 MBit/s zu erreichen.

Mein Kabelnetz-Betreiber bietet auch ein 1 GBit/s Abonnement an. Doch in diesem Fall liegt der Flaschenhals nicht nur bei meinem WLAN, sondern beim Koaxkabel, das vom Verteiler unser Haus erreicht. Es schaft zwar fast 1 GHz, doch braucht es die Bandbreite hauptsächlich für die unzähligen TV-Programme, die uns beglücken.
Sollten wir tatsächlich einmal auf 1GBit/s upgraden wollen, muss eine Glasfaser ins Haus. Vielleicht wenn wir nicht mehr in die Ferien fahren, sondern per virtuelle Realität verreisen.

Glasfasern haben Bandbreiten, die in THz gemessen werden, sind hauchdünn und werden in Bündel zusammengefasst. Ihre Übertragungskapazität ist daher fast unbegrenzt. Das neue 5G Mobilnetz, wird niemals das leisten können, was Glasfaserkabel können. Auch nicht im 60 oder 70 GHz Band.

     

Sonntag, 15. Dezember 2019

Die Anstalt erhält Post



In der Anstalt kommen zuweilen interessante Briefe an. Natürlich werden nicht alle zugestellt. Da herrscht eine gewisse Zensur, genauso wie in den Leserbriefspalten der Zeitungen.
Die Insassen könnten sonst unter Umständen beunruhigt oder verwirrt werden, wenn man sie zu sehr mit der Realität draußen konfrontieren würde.

Hier eine Antwort eines Lesers des DMR-Blogs. Allerdings gebe ich die Mail hier nur anonym wieder. Man muss heutzutage etwas vorsichtig sein. Ich möchte nicht, dass meine Leser in Schwierigkeiten geraten und Besuch irgendeines Vereins bekommen, wie zum Beispiel der Antifa, Scientology, dem Staatsschutz, der CIA, der Steuerfahndung etc. oder gar dem Wahrheitsministerium:


Hallo Anton,

ich will ja deiner These nicht einfach so ganz selbstverständlich widersprechen, beinhaltet sie ja in Punkto Telefonie und Kurztext durchaus Ihre Richtigkeit, aber schauen wir doch mal über den Horizont hinaus: Es geht doch beim Handy schon lange nicht mehr um das Telefonat, die SMS oder die Whatsapp, sondern um weitaus größere Datenmengen, die übertragen werden sollen. Wird der heimische Fernseher nach wie vor immer noch größer und die Schärfe schärfer als der Mensch sehen kann, wollen das doch auch die Handys bieten! Filme überall anschauen können (Weil ja die Landschaft um uns herum so dermaßen trist und öde ist :- ) Musik hören, dass man die Dieselstinker nicht mehr hören muss und das Geschwätz der „fremdem“ Leute sowieso nicht mehr. Ach, warum soll ich denn das Summen der Bienen und das Zwitschern der Vögel hören, wenn ich sie schon nicht mehr sehe, weil ich doch Filme schauen muss??

Und für das Handy wird der ganze 5G-Krampf eh nicht gebaut, nein, für 80 % der „Buckelläufer, die zu Boden starren“ würde 4G locker reichen. Aber unsere Automobilbranche und die Überwachungsbranche samt Versicherungen, Amazon und Baumarktbesitzer wollen doch wissen, wo wir sind und was wir gerade machen! Dazu brauchen wir die vielen Datenmengen, die durch das digitale Netz geblasen werden sollen! Kaufe ich heute im Baumarkt zwei Bretter, bekomme ich 4 Wochen Werbung über noch mehr Bretter, Schleifpapier und Hammer mit Nägel! Ich warte nur darauf, dass die neumodischen Werbetafeln am Straßenrand erkennen, wer gerade sich nähert und schwupps wird die auf mich individuell zugeschnittene Werbung angezeigt.

Wenn ich das noch erleben darf, dann kaufe ich absichtlich Damenbinden, Jugendzeitschriften und Büstenhalter, nur um die Datenkraken zu verwirren… J

Liebe Grüße aus der Irrenanstalt… lach!

Donnerstag, 12. Dezember 2019

Das Gossensche Gesetz in der Mobiltelefonie



In der Nutzentheorie der Betriebswirtschaftslehre geht man davon aus, dass Nutzen messbar ist. Und lustigerweise geht man dabei auch von der Annahme aus, dass die Menschen beim Konsum immer den größtmöglichen Nutzen wählen. Doch wie alles in der Welt, hat auch der Nutzen seine Grenzen.

Daher spricht man vom Grenznutzen als Mass dafür, wie viel mehr Nutzen eine zusätzlich konsumierte Einheit eines Produkts bringt: In der Regel bringt jede zusätzlich konsumierte Einheit eines Produkts weniger Nutzen, als die vorhergehende, bis schließlich Sättigung eintritt.
Das lässt sich leicht nachvollziehen: Der erste Big Mac stillt den Hunger, sein Nutzen ist goss. Esse ich noch einen zweiten, ist der Zusatznutzen geringer, da ich nach dem ersten keinen großen Hunger mehr verspüre. Beim dritten wird mir schlecht – die Sättigung ist erreicht, der Grenznutzen ist erreicht.
Eigentlich müsste er dann negativ werden, aber Kotzen ist in der Betriebswirtschaftslehre nicht vorgesehen. Ist ja auch keine exakte Wissenschaft wie z.B. Biologie.

Auch die Mobiltelefonie hat sicher ihren Grenznutzen. Und zwar unabhängig davon, welche Metrik man anwendet. Dass die Sättigung mit der Anzahl Mobiltelefone, die man besitzt, rasch erreicht ist, leuchtet ein. Auch mit der Gesprächsdauer oder der Anzahl ausgetauschter Nachrichten wird der Nutzen immer geringer. 
Ich vermute, dass das Gossensche Gesetz auch bei der Anzahl App's, die man auf das Smartphone lädt, angewendet werden kann. 
Ja, vielleicht ist es auch so, dass man mit dem Schritt von 4G zu 5G dem Grenznutzen bereits näher kommt, als sich die G-Apologeten vorstellen.   

Mittwoch, 11. Dezember 2019

Wellen und Frequenzen



Die Welt-Funkkonferenz ist zu Ende und wir Amateurfunker sind ungeschoren davon gekommen. Vorerst.
Der Angriff auf unser 2m Band, von einem großen Industriekonzern ausgeheckt und von der französischen Verwaltung unterstützt, konnte abgewehrt werden. Und punkto 6m Band durften wir sogar einen Erfolg verbuchen. Es ist jetzt auch in der Region 1 ein offizielles Amateurfunkband.

Die Welt der Frequenzen ist ja in drei Regionen aufgeteilt. Europa und Afrika gehören zur Region 1 (gelb):


Quelle Wikipedia

Zwar wird uns das 6m Band (50 - 52 MHz) nur sekundär zugeteilt. Doch es ist mehr, als wir erwarten durften und ein großer Erfolg der IARU.

Dass es dazu kam, haben wir wohl dem Umstand zu verdanken, dass die tiefen VHF-Frequenzen unterhalb des FM-Rundfunkbandes für die kommerziellen Dienste immer unwichtiger werden.
Gefragt sind Frequenzen im GHz-Bereich. Da herrscht ungebremster Frequenzhunger. Treiber ist vor allem 5G.
Wohin die Reise geht, haben die Schweden gerade erfahren. Für die dortigen Amateurfunker gibt es in Zukunft keine Sonderbewilligungen für die Bänder 2.3 und 3.3 GHz mehr. Begründung: 5G.

Die nächste Konferenz findet 2023 statt; dann könnte es für unser 23cm Band eng werden. Beschlossen wurde jetzt nämlich, bis dahin zu studieren, ob der Amateurfunk und GPS kompatibel sind.

Eine wenig beachtete Bedrohung kommt aus den tiefen Frequenz auf uns zu. Nikola Tesla's Visonen gehen in Erfüllung:
Die drahtlose Übertragung von Energie. In Zukunft wird vom Telefon bis zum Auto vieles drahtlos aufgeladen. Man legt sein Handy auf ein Pad und fährt mit seinem elektrischen Auto auf ein markiertes Feld (bzw. es fährt selbständig darauf) und schon wird die Batterie geladen. Dass das nicht mit Gleichstrom geht, ist wohl den meisten klar, und dass diese Resonanz-Trafos auch Streufelder mit Oberwellen abstrahlen, kann sich der geneigte Leser gut ausmalen. Störungen unserer Funkfrequenzen sind damit vorprogrammiert.
Aber auch die Elektrosensiblen unter uns werden damit ein zusätzliches Sujet bekommen. 

Montag, 9. Dezember 2019

Erkenntnisse eines DJ-Lehrlings



Ich habe in meinem Leben schon verschiedene Berufe ausprobiert. In welcher Wirklichkeit ich sie ausgeübt habe, weiß ich zum Teil nicht mehr. Einiges mag geträumt sein, aber das ganze Leben ist in der Rückschau ja nicht mehr als ein Traum.
Zurzeit bereite ich mich auf eine Karriere als DJ vor. Ich stelle mir vor, dass das ein spannender und lustiger Job ist. Einer meiner Funkkollegen macht das schon Jahre lang und hat ein zufriedenes Stammpublikum.

Mein Debüt werde ich an Sylvester in einer kleinen Kneippe in einem verschneiten Alpental am Ende der Welt geben. Gespielt werden sollen Hits aus den letzten hundert Jahren und natürlich fetzige Tanzmusik. Von Charleston bis Lambada.
Zur Silvesterparty soll auch ein Wettbewerb gehören, bei dem es darum geht, den richtigen Filmtitel aus der abgespielten Filmmusik zu erraten. Wie ich erfahren habe, stehen die Experten schon in der Startlöchern. Ich werde es ihnen nicht leicht machen.

Als Alpen-DJ sollte ich zwar Singen oder mindestens ein Instrument spielen können. Zumal ich Anton heiße. Aber ich komme ja nicht aus dem Tirol. Vielleicht reichen ein paar grenzwertige Witze.


Doch etwas Bescheid wissen und in ein Mikrofon sprechen, sollte man vermutlich schon können.

Kein Problem, dachte ich, als Funker bin ich ja Mikrofone gewohnt. Einfach den Knochen drücken und losplappern, wie auf dem 80m Band. Vielleicht im Takt der Musik; das wird heutzutage Rappen genannt und ist bei der Jugend beliebt.

Also besorgte ich mir ein Mikrofon, wie ich es bei Sängern beobachtet habe. Aus China. Free Shipping.
Aber als ich es anschloss, kam nichts raus. Auch das Oszilloskop konnte nichts sehen.
Ich wollte es schon wegwerfen, doch da fiel mir die Bedienungsanleitung auf, die bereits im Papierkorb lag.
Na sowas! Wie hätte ich denn wissen können, dass da eine Batterie rein muss? Meine Funkmikrofone haben ja auch keine Batterie.

Im Gegensatz zu meinem Kollegen werde ich die Musik nicht von der Schallplatte, sondern aus dem Computer holen. Was liegt da näher, als das Mikrofon auch am PC anzuschließen. Dachte ich.

"Du brauchst ein Mischpult", riet mir ein Kollege aus der Branche. "mit Equalizer", fügte er hinzu.
"Mein PC ist auch ein Mischpult", hielt ich entgegen. "Außerdem verstehe ich was von Mixern. Meine Frau hat auch einen."

Doch dann beäugte ich den Audio-Anschluss meines Notebooks: WTF, ein einziger Stecker für Ein- und Ausgang? Überall wird gespart!
Also orderte ich auf E-Bay ein Y-Stück. Free Shipping.
Inzwischen habe ich einen ganzen Sack dieser China-Teile. Die meisten funktionierten nämlich nicht.
Doch als ich endlich ein Gutes gefunden hatte, war das Problem noch nicht gelöst.
Wenn ich ins Mikrofon sprach, kam aus dem angeschlossenen Verstärker ein Echo wie in einem Horrorfilm. Also doch ein Mischpult?
Ich hatte schon den Lötkolben eingeschaltet, um ein simples Mischpult und einen Vorverstärker für das Mikrofon zu basteln, da sagte mir eine wohlbekannte innere Stimme:
"Geh den Weg des geringsten Widerstandes."

"Widerstand?", das gefiel mir und ich dachte an das Streik-Chaos in Frankreich. Die hatten ja bei den Demos immer ein paar Meinungsverstärker dabei.
So ein Megafon konnte ich auch gebrauchen. Mein Computer macht die Musik, das Megafon macht die Ansagen.
Sollte das Publikum nicht auf meine Durchsagen hören, kann ich die eingebaute Sirene benutzen, und überhaupt.... so ein Ding ist sicher praktisch auf der nächsten Demo.


Samstag, 7. Dezember 2019

Digital versus Analog



Die Schweizerische Bundesbahn ist nicht zufrieden mit ihrem Digitalfunk. Das Personal fordert einen Stopp des Wechsel vom alten analogen System zum neuen digitalen. Hier der Bericht dazu.

Da fragen wir uns doch mal ungeniert: Sind wir Amateurfunker zufrieden mit unserem Digitalsystem?

Falsche Frage: wir haben gar kein eigenes Digitalsystem. D-Star wurde uns von ICOM angedreht, C4FM (Fusion) von Yaesu und DMR (DeMenzRadio) haben wir dem kommerziellen Funk abgeguckt.

Heutzutage benutzen wir alle Systeme wild durcheinander gewürfelt. Die Umsetzer auf den Berggipfeln benutzen mal dies, mal das, so wie deren Betreiber gerade lustig sind.
Manchmal sitzen unsere Umsetzer nicht einmal auf einem Gipfel, sondern irgendwo in einem Loch. Was solls! Demenzradio aus der Tiefe.

Aber Amateurfunk ist ja Experimentalfunk und nicht lebenswichtig, da passt das schon.
...ähem, stimmt auch nicht ganz, höre ich die Notfunker sagen.
Ob sie anstatt auf Digital lieber auf die altbewährte FM-Modulation setzen?

Die haben wir übrigens auch den Kommerziellen abgeguckt. Edwin H. Armstrong hat sie für den UKW Rundfunk erfunden.

Gerade jetzt, wo Weihnachtsgeschenke in Sicht kommen, fragt sich der digital jungfräuliche Funker:
Welches System ist denn für mich das Beste?
Fragen wir doch mal K6UDA um seine Meinung zu diesem Thema:


Soweit zu den Digitalen. Doch was ist mit der Uralt Modulation FM? Die ist doch total veraltet und sicher schlechter als die Digitalen?

Öffnen wir mal den Squelch und lassen es rauschen und sehen wir uns diese Präsentation über die sieben digitalen Irrtümer an.

Mein Fazit: Wenn es wirklich darauf ankommt, ist die alte Tante FM immer noch eine Nasenlänge voraus. Und die gescheiten Geräte haben das eh drin.
Wer gerne programmiert, ist mit DMR bestens bedient. Wer möglichst einfach digital funken will, kauft sich C4FM. Wer gerne auf veraltete Standards setzt, ist bei D-Star richtig. 

Bild: Hydra (schlägst du ihr einen Kopf ab, wachsen zwei neue nach)

Freitag, 6. Dezember 2019

Lost in Transition - eine Adventsgeschichte



Auch meine betagte Mutter besitzt ein Natel (Handy, Cellphone). Wie viele G, ob 3, 4 oder gar 5 interessiert sie nicht. Sie möchte nur telefonieren.

Kürzlich bekam sie Post von der Swisscom: ihr altes Abo sei nicht mehr im Angebot und sie müsse sich für ein neues entscheiden.
Wir beschlossen darauf, zu Migros-Mobile zu wechseln und ich habe das ganze Prozedere Online in die Wege geleitet.
Wenn wir gewusst hätten, dass wir uns damit auf eine Odyssee durch eine seltsame neue Welt begeben, wären wir wohl bei Swisscom geblieben.

Zu Beginn unserer Reise schien alles den bekannten Abläufen zu entsprechen. Eine Bestätigung kam per Mail und der Wechsel wurde brieflich angekündigt. Dann kam ein eingeschriebener Brief mit der neuen SIM-Karte. Da meine Mutter nicht mehr von der Wohnung hinunter zum Briefkasten geht, lag im Kasten ein gelber Abholzettel. Ein typischer Fall für ihren Sohn.

Ich begab mich mit diesem Zettel zur Poststelle in Courtepin, und damit kam die Story in Fahrt.

"Ihre Mutter muss persönlich zur Abholung erscheinen", beschied mir die Frau am Schalter.
"Dazu ist sie nicht mehr in der Lage", entgegnete ich. "Aber ich bin ihr Sohn. Möchten Sie meinen Ausweis und die Vollmacht sehen."
"Nein, ich will Ihre Mutter sehen. Nur ihr darf ich den Brief geben."
Dann wedelte sie mit dem Couvert vor meine Gesicht rum und fragte: "Was ist denn da überhaupt drin?"
"Eine neue SIM-Karte für ihr Natel", entgegnete ich wahrheitsgemäß.
"Dann geht das gar nicht, ihre Mutter muss persönlich kommen."

In diesem Moment überlegte ich, ob ich nicht den Brief aus ihren Händen schnappen und davonrennen sollte. Doch dann tauchte eine Szene mit einer wilden Verfolgungsjagd und mit Polizeisirenen in meinem Innern auf, und ich ließ es bleiben. Dafür bin ich einfach zu alt.

"Das wird Konsequenzen haben", regte ich mich auf. Ungeachtet dessen, dass Aufregung für die Gesundheit schlecht ist. Und dann musterte ich mit ernstem Blick ihr Namensschild und blaffte:
"Ich möchte Ihren Chef sehen!"
"Das geht nicht."
"Wie heißt er und wo ist er?", insistierte ich, bemüht meine Contenance zu halten.
"Keine Ahnung, der sitzt irgendwo in Bern."
Ich war baff. Dass die Post derzeit etwas Probleme hat und deswegen Mac Kensey zu Rate zieht, war mir bekannt. Doch eine solche Organisationsform mit derart diffusen Strukturen war für mich neu.
"Den Brief bekommen Sie nicht. Ich werde eine Zweitzustellung veranlassen", erklärte die Frau.
"Das wird nichts nützen", bemerkte ich resigniert und zottelte ohne die SIM-Karte nach Hause.

So nahm das Drama seinen Lauf und trat in seinen zweiten Akt:
Der Postbote läutet zum zweiten Mal bei meiner Mutter Sturm. Das Glück war ihr hold, denn die Dame von der Spitex (Spital externe Betreuung) war bei ihr und so wurde der Postbote bis an die Tür meiner Mutter gelotst.
Doch das Glück währte nicht lange.
"Sie müssen sich ausweisen", verlangte der Postbote.
"Ich habe keine Identitätskarte, nur den Ausweis der Krankenkasse", entgegnete meine Mutter.
"Das geht nicht. Ich brauche einen Ausweis mit einem Foto von Ihnen", beharrte der Postbote und zog unverrichteter Dinge wieder ab.

Gut dass ich nicht dabei war, sonst hätte ich wohl in die Türkante gebissen.

Für mich ging die Story dann am Telefon weiter. Ich rief die Hotline von Migros Mobile an, und
begann die Story dem Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung zu erklären. Doch weit kam ich nicht. Die Post gehe ihn nichts an und was mir überhaupt einfalle, und überhaupt, wer ich denn sei. Er redete sich immer mehr in Rage. Mein Einwurf, ich würde nach einer Lösung suche, beachtete er nicht. Er begann gewissermaßen ein Selbstgespräch zu führen und wurde immer lauter. Das Gespräch beschränkte sich in der Folge nur noch darauf, dass wir uns gegenseitig beschuldigten, einander anzubrüllen. Zum Schluss sagte er, dass er sich das nicht gefallen lasse und hängte danach auf.
Ich bin sicher, dass die Tonbandaufnahme, sofern sie denn existiert, zukünftig für Schulungszwecke verwendet wird.

Wie dem auch sei, ich wählte sofort nochmals die Hotline und wie erhofft, meldete sich diesmal eine nette Dame, der ich das Problem mit der zurückgesandten SIM-Karte erklären konnte. Nach einem längeren Gespräch und den Beizug von "Experten" der Migros wurden wir uns einig, dass es nur eine Lösung gebe: den Abo-Wechsel von der Swisscom zur Migros zu canceln.

"Also bleiben wir einfach bei der Swisscom und schauen dafür, dass du ein neues Abo bekommst", erklärte ich meiner Mutter und griff erneut zum Telefon.
Diesmal wählte ich die Hotline der Swisscom und landete dort in der Warteschlaufe.
Da erinnerte ich mich daran, dass die heutige Generation am liebsten mit Bildern oder per Chat kommuniziert. Ich logte mich in das Kundenkonto meiner Mutter ein und fragte auf dem Chat nach Hilfe.
Die kam auch sofort und ich hatte Glück. Die Mitarbeiterin am anderen Ende der Tastatur begriff problemlos, dass da nicht die Mutter, sondern der Sohn chattete und überhaupt: sie erfasste das Problem innert kürzester Zeit. Eine clevere Frau. Die hätte ich auch angestellt, als ich noch eine Firma leitete.
Trotzdem konnte sie mir auch nicht helfen. Der Abowechsel sei immer noch im System und auf meine Bemerkung hin: das sei wohl eine "Lost in Transition Situation", meinte sie, ich solle einfach mal abwarten.
Zur Not habe ich ja selber eine ID mit Bildli und bekomme sicher eine SIM, die ich ins Handy meiner Mutter transferieren kann.
So warte ich und schaue mal was passiert. Erfahrungsgemäß lösen sich Probleme oft von selbst. Was an einem Freitagabend in der Firma noch zu hektischen Sitzungen führte, löste sich am Montag von alleine.

Allen eine wunderbare und ruhige Adventszeit.

Donnerstag, 5. Dezember 2019

Funken aus dem Alpental



Unser Wunschort liegt in den Alpen. Frische Luft, keine Tropennächte im Sommer, kein Nebel im Herbst, kein Stress. Dafür im Sommer die schönsten Wanderrouten vor der Tür und im Winter glitzernder Pulverschnee.
In den nächsten Jahren werden wir uns wohl diesen Wunsch erfüllen.

Das Funken in den Bergen wird aber etwas schwieriger, wenn man dazu nicht auf die Gipfel kraxeln will, sondern zuhause vor dem Kaminfeuer sitzen möchte.
Für Kurzwelle kann ich vielleicht noch einen Draht zur Tanne hinter dem Haus ziehen und der Telegrafie frönen. Doch wie sieht es auf UKW aus? Wird der Kontakt mit den bisherigen Funkfreunden noch möglich sein, wenn ringsum Berge sich erheben?

Eine Antwort darauf kann u.U. das Tool von Roger Coudé VE2DBE geben. Es heißt Radio Mobile Online und greift auf Datensätze von 200 GB zu.
Damit können nicht nur Punkt zu Punkt Verbindungen gerechnet werden, man kann damit das Gebiet auf einer Karte darstellen, das man mit seiner Station erreichen kann.

Eine Version des Tools lässt sich auf den eigenen PC herunterladen, doch bei einer guten Internetverbindung (bei mir 100MB/s download) fährt man mit der Online-Version besser. Man kann ein Konto einrichten und seine Karten im Server speichern.

Das Programm erstellt nicht nur eine simple Schattenkarte, sondern rechnet die (mehrfache) Diffraktion des Signals aufgrund des Terrains. Reflexionen an Berghängen scheint es jedoch nicht zu berücksichtigen, wie ich festgestellt habe.
Trotzdem ist das Resultat sehenswert und liegt in meinem Fall nahe der Praxis.

Mein Wunschort macht sich gut. Mit 100W und einer Yagi dringt das Signal weit über das Tal hinaus in das Mittelland und den Jura vor. 


Dienstag, 3. Dezember 2019

Elektromagnetische Hypersensibilität



Es soll Menschen geben, die schon beim Anblick einer Antenne Kopfschmerzen kriegen, unabhängig davon, ob diese in Betrieb ist oder nicht.
Doch nicht alle diese Phänomene sind Einbildung und Spinnerei.

Wissenschaftlich lässt sich jedoch eine Hypersensibilität auf elektromagnetische Strahlung nicht nachweisen.
Man kann Versuchspersonen nicht mit Wellen bestrahlen und sie anweisen, einen Knopf zu drücken, wenn sie die Strahlung spüren. Zum Beispiel im Takt der Morsezeichen, die von einem versteckten Sender stammen.
Es gibt keine ernst zunehmende Studie, die diese Kausalität nachweisen kann.

Und trotzdem gibt es viele Fälle, in denen Menschen an einem Ort ernsthaft krank wurden und eine Besserung bei Ortswechsel oder Abschirmung auftrat (Siehe z.B. Kapitel 4, Seite 108 dieser Studie).

Wie dieser Fall zeigt, ist das Problem komplex. Denn außer elektromagnetischer Strahlung sind wir vielen anderen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Zum Beispiel chemischen, wie im vorliegenden Fall. Aber auch Infra- und Ultraschall können zu gesundheitlichen Problemen führen, ohne dass wir der Ursache gewahr werden. Schallwellen unter oder über dem hörbaren Bereich werden von den verschiedensten technischen Einrichtungen erzeugt und können in gewissen Fällen (Resonanzen) sehr hohe Werte annehmen.

Daher ist es angezeigt, bei auftretenden Problemen alle möglichen Quellen zu prüfen, bevor teure Abschirmmaßnahmen gegen elektromagnetische Strahlen ergriffen werden. Nach Möglichkeit von echten Experten mit entsprechenden Messgeräten. Unter anderem mit einem Gas Spektrometer. Denn vielleicht ist nicht die Mobilfunkantenne in der Nachbarschaft, sondern das Formaldehyd aus den frischen Spanplatten schuld an den Beschwerden.
Aber vielleicht sind der gestörte Schlaf, das dauernde Druckgefühl und die Migräne auch auf eine Ultraschall-Quelle zurückzuführen. Auch die kann nur mit geeigneten Messgeräten entdeckt werden.
Infraschall kann ebenfalls zu gesundheitlichen Problemen führen und auch seine Quelle kann nur mit entsprechenden Einrichtungen entdeckt werden.

Persönlich möchte ich für nichts in der Welt unter einer Hochspannungsleitung wohnen und hüte mich vor langen Telefonaten mit dem Handy am Ohr. Besonders dann, wenn der Empfang schlecht ist; dann schaltet das Mobilgerät nämlich auf Höchstleistung. Auch den WLAN-Router stelle ich nicht neben das Bett und eine Heizdecke benutze ich auch nicht. Man muss sich ja nicht unbedingt vermeidbaren Risiken aussetzen.

Doch Panik ist nicht angebracht. Elektromagnetische Strahlung - auch im Mikrowellenbereich - ist nicht ionisierend. Die Radarsoldaten z.B. der DDR wurden auch nicht durch die Radarwellen geschädigt, sondern durch die Röntgenstrahlung durch gewisse Komponenten der Anlage.


Sonntag, 1. Dezember 2019

Wer braucht eigentlich 5G?



Der neue Mobil-Standard 5G soll bei uns im Schnellzug-tempo eingeführt werden, als hinge unser Leben davon ab. Doch mit dem Druck steigt auch der Gegendruck. Die Antennenfürchtigen gehen auf die Strasse, Kantonsparlamente rebellieren gegen das Diktat aus Bern und beschließen Moratorien. Die Elektrosensiblen  laufen Sturm und Experten aller Couleur sprießen aus dem Nichts wie die Pilze in diesem Jahr.

Apropos: 2019 war ein Pilzjahr, wie ich es noch selten erlebt habe. Als Kundiger konnte man im Wald jederzeit eine leckere Mahlzeit  aufgabeln, und sich als Unkundiger - von einer Handy-App geleitet - in wenigen Minuten eine Henkersmahlzeit sammeln.
Doch nicht nur die falschen, auch zu viele Pilze sind ungesund.

Auch "zu viel G" kann ungesund sein. Nicht nur wegen der zusätzlichen Belastung durch elektromagnetischen Strahlen, sondern vor allem aus einem anderen Grund:

Mit 5G soll jeder und alles vernetzt werden (Internet der Dinge). Damit werden wir alle zu Marionetten, die auf Schritt und Tritt gesteuert und kontrolliert werden können.
Es geht nicht um schnellere Download-Zeiten für Video und Musik. Das bestehende Netz reicht dazu völlig aus. Es geht um die totale Überwachung, um den gläsernen Bürger.
Bereits jetzt sind die meisten von uns durchsichtiger als sie glauben. Bereits jetzt besitzen mächtige Konzerne unsere Daten.
Eine falsche Botschaft auf Facebook und du bekommst keinen Job mehr, ein Satz auf Whatsapp und die Behörden werden auf dich aufmerksam.
Deine Vorlieben und Laster sind längst bekannt. Das Netz weiß, was du gerne isst, was du einkaufst und ob du Pornoseiten besuchst. Es kennt dein Bewegungsprofil und deine Krankenakte und weiß, wie kreditwürdig du bist.

Mit 5G wirst du in Zukunft vollständig durchsichtig. Und wenn du deinen Kühlschrank nicht automatisch auffüllen lässt, mit Bargeld bezahlst und deine Hauselektronik nicht deine Stimme vernimmt, machst du dich höchst verdächtig. Gut möglich, dass du dann Besuch bekommst.
Der Satz "Ich habe nichts zu verbergen" wird dann zum running gag.

5G ist der Anfang vom Ende. Für die großen Konzerne und die strippenziehenden Eliten ist es ein Traum. Für dich wird es zum Alptraum. 5G wird überall sein. Es wird dein Leben bestimmen und beherrschen. Du wirst zum Borg. Dagegen ist das bisschen zusätzliche elektromagnetische Strahlung irrelevant. Widerstand ist zwecklos. Du wirst integriert, du wirst Teil des Netzes.






Freitag, 1. November 2019

Ein Handy für alle Fälle



Heutzutage hat jeder ein Handy. Funkamateure aber haben zwei: eins zum Telefonieren und eins für....was eigentlich?
Ach ja, zum Funken. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass mal das Telefon-Handy kaputt ist oder Whatsapp nicht geht. Ein solches Handy nennt man Handfunkgerät.

Auch ich habe so ein Teil, obwohl ich es eigentlich nicht brauche.
Bisher war es ein Baofeng UV-3S, das ich noch vor dem Bannspruch des BAKOM, unserer Regulierungsbehörde, im Land des Lächelns erstanden hatte. Natürlich hatte ich deswegen immer ein schlechtes Gewissen und träumte manchmal davon, dass die Sondereinsatztruppe "Schwarzes Edelweiss" des BAKOM meinen Shack stürmte und mich mit Koaxkabel gefesselt abführte.
Obwohl ich das Sendefilter so modifiziert hatte, dass es mit etwas gutem Willen, etwa den Normen entsprochen hatte, lag es bei mir eigentlich immer nur rum.

An der Surplusparty in Zofingen fand ich dieses Jahr endlich die Gelegenheit, mein Gewissen zu reinigen und ein neues Handy, pardon Handfunkgerät, zu erstehen. Für nicht ganz zweihundert Stutz.
Genug Geld für etwas, das meistens nur rumliegt.

Um den Wechsel sauber zu vollziehen, musste ich nur noch mein Baofeng ordnungsgemäß ausser Betrieb setzen und entsorgen. Verschenken oder verkaufen hätten mich in arge Schwierigkeiten bringen können. Auch ein einfacher Wurf in den Elektrogeräte-Container unserer lokalen Entsorgung hätte verhängnisvoll sein können, wie mir ein ehemaliger BAKOM-Mitarbeiter versicherte. Böse Buben hätten es rausfischen und benutzen können.
Also habe ich es vor dem Wurf ins Elektrograb nach bestem Wissen, Gewissen und Können in einen Zustand gebracht, der eine Wiederherstellung seiner Funktionen auch bei großem Optimismus unmöglich macht. Auf dem folgenden Foto ist das Resultat zu sehen:



Bei diesem Vorgang ist dem Teil noch etwas Dampf entwichen, als würde seine Seele entfliehen und zurück zum Hersteller reisen. Ich hatte es versäumt, die Batterie vorher zu entfernen.

Zurück von Zofingen habe ich mein neues Handy in Betrieb genommen und ausprobiert. Es kann alles, was ich kaum jemals brauchen werde. Neben FM auch C4FM.
Das ist eine digitale Modulation, die sich auch innerhalb der Anstalt einsetzen lässt und nicht so kompliziert ist wie DMR (Demenzradio).
Leider ist die Relais-Szene total schizophren. Neben C4FM und DMR gibt es noch D-Star, und keines dieser Systeme ist mit den anderen kompatibel. Glücklicherweise gibt es noch die ganz normalen FM-Relais. Auch sie liegen - wie all die "Digitalen" - Tage lang brach. Welche Verschwendung! Nimmt mich nur wunder, wer den Strom dafür bezahlt.







Mittwoch, 30. Oktober 2019

FT-8 mit dem IC-9700



Gerade hat sich in der Anstalt wieder ein Fall von Demenzradio ereignet. Armin hatte vergessen, dass er vor kurzem einen IC-9700 erstanden und nach ein paar Wochen wieder verkauft hatte. Schwupps, weg war die Erinnerung an dieses Gerät mit der 10MHz Fake-Referenz. Dort wo die Erinnerung in Armins Gedächtnis hätte sein sollen, klaffte ein schwarzes Loch.
So kam es, wie es das Schicksal für derartige Fälle vorgesehen hat: Armin kaufte sich erneut einen IC-9700.
Nun hockt er vor der Kiste und weiß nicht mehr, wie sie funktioniert. Als ich ihn besuchte, tappte er ziellos auf dem Bildschirm rum und drehte verzweifelt am Abstimmrad.

"Weisst du per Zufall, wie ich mit dem Teil FT-8 machen kann?", fragte er mich und guckte mich an, wie ein Hund, der sein Stöckchen nicht gefunden hatte. 

"Findest du dich in der Welt nicht mehr zurecht, frag Google!", entgegnete ich. "Da wird dir sicher geholfen."

"Habe ich doch schon und ich habe mir dieses Youtube schon unzählige Male angesehen, werde aber nicht schlau draus:"

 
"Das ist alles so kompliziert und ich möchte doch bloss FT-8 und WSPR machen und nicht den Transceiver fernsteuern. Quick und dirty, du verstehst schon?"

"Also so, wie du das immer gemacht hast in deinem Leben," grinste ich.

So kam es, dass wir zusammen versuchten, den Weg des geringsten Widerstandes zu finden.

1. Gehe ins Menu > Set > Connections

2. Gehe dort auf USB AF/IF Output > USB-Modulation level auf 30%, Data off Mode auf Mic/USB

3. Gehe auf Mod Input > USB-Modulation-Level auf 30%. Data off Mode auf Mic/USB

4. Gehe auf USB Send > USB(A) RTS

Damit ist der Transceiver eingestellt und du kannst damit im normalen USB Modus über ein USB-Kabel senden und empfangen.

5. Gehe in das WSJTX-Programm. File > Settings

6. Unter Radio > Rig: None. PTT-Method RTS. Port: Com4.

7. Unter Audio > Wähle für Mikrofon und Lautsprecher USB.

Jetzt kannst du den Transceiver mit dem PC durch ein USB-Kabel verbinden und testen. 
Doch jetzt kommt noch ein sehr wichtiger Punkt: 
Du darfst den Sender unter keinen Umständen übersteuern.
Schalte daher den Bildschirm des IC-9700 auf die Meter-Anzeige.
Beim Senden drehst du nun den USB-Sound im PC soweit zurück, dass höchstens 1 blauer Balken sichtbar wird. 
Ob dein Signal sauber ist, kannst du noch mit dem Audio-Scope des Transceivers überprüfen. 

Die FT-8 Frequenz im 2m Band ist übrigens 144.174 MHz USB.

Viel Spaß!


Donnerstag, 17. Oktober 2019

Surplusparty 2019



Gestern hat mir Anton erklärt, dass er seinen restlichen Ballast an der Surplusparty in Zofingen abwerfen wird. Am Samstag, den 26. Oktober.

"Wer in die Berge zieht, dem fällt ein schwerer Rucksack zur Last", erklärte er.

"Das meiste Mikrowellen-Equipment bin ich längst los", jetzt geht es noch ans Eingemachte."

Auf die Frage, was er denn "eingemacht" habe, sagte er:
"Das sind die Dinge, von denen ich mich am schwersten trenne. Teile und Geräte, die mir ans Herz gewachsen sind."

"Also vor allem altes, nostalgisches Zeug?", fragte ich. "Sicher nicht Dinge, die jedermann gebrauchen kann?"

"Wer weiß das schon. Die Kundschaft in Zofingen ist zwar immer die gleiche, nur jedes Jahr um ein Jahr älter, doch ihr Verhalten ist schwer vorherzusehen. Manche wollen nur an den Knöpfen deiner Geräte rumfummeln, andere fragen danach, was das für Geräte sind. Beide Sorten kaufen nichts. Interessant sind die Schnäppchenjäger. Die wissen, um was es geht und sie fragen dich höchstens: "Was ist letzter Preis?" meistens auf Italienisch. Doch die Lira ist nichts mehr wert und der Euro teuer.

"Du hoffst also auf die Schnäppchenjäger?", wollte ich wissen.

"Ich hoffe nicht nur, ich setze gezielt auf sie."

"Wie denn das?"

"Ganz einfach. Ich mache Schnäppchenpreise. Die Preise für gebrauchtes Funkzeug sind eh im Keller, wie man im Netz beobachten kann. Also platziere ich sie bereits im Keller."

"Und wenn das nix nützt und du am Abend immer noch mit deinen Geräten am Stand sitzt?"

"Kein Problem. Am Mittag halbiere ich die Preise und um vier Uhr werf' ich das Zeug fort."

"Ein eigenartiges Geschäftskonzept", wunderte ich mich.

"Das machen doch alle Verkäufer so. Geh doch mal am Samstag vor Ladenschluss zum Händler deines Vertrauens. Wenn der Salat noch nicht verkauft ist, wird er gnadenlos runtergeschrieben und am Abend findest du ihn im Container."

"Aber du verkaufst ja keinen Salat, sondern Amateurfunkgeräte, die tausende von Franken gekostet haben. Willst du denn kein Geld verdienen?"

"Ich will in erster Linie Ballast abwerfen."

"Aber jetzt mal Butter bei die Fische, wie man in Deutschland sagt. Was verkaufst du denn so?"

"Mein Lieblingsgerät zum Beispiel, einen IC-7200, dann einen IC-7400 und sein amerikanisches Pendant, einen IC-746Pro. Letzterer mit 220V Originalnetzteil."

"Was wird denn auf dem Preisschild stehen?", wollte ich wissen.

"399 Franken, der Einfachheit halber bei allen der gleiche Preis."

"Das ist verrückt, Anton. Die Geräte sind bestimmt Schrott?"

"Natürlich nicht. Sie sind wie neu, geprüft und im allerbesten Zustand. Mit Netzkabel, Mikrofon und Manual. Hier noch die Links für die Fummler und Frager, die keine Ahnung haben. Das erspart mir lange Erklärungen, Eselsohren in den Manuals und Fingerabdrücke auf der Frontplatte:

IC-7200 inkl. Griffen

IC-7400 mit OCXO

IC-746Pro mit OCXO und Netzteil

"Hast du etwa auch noch eine deiner Endstufen im Gepäck?"

"Um Himmels willen, die waren viel zu schwer. Die habe ich alle bereits verkauft - für je einen Hunderter."

"Das ist schade. Was hast du denn sonst noch dabei? Auch Bauteile?"

"Ja, wie immer. Doch die meisten OM basteln ja nicht mehr. Und so habe ich mir überlegt, ob ich das Zeug überhaupt mitschleppen und nicht gerade wegkippen soll. Kürzlich habe ich bereits eine Kiste voll einem OM mitgegeben, der meine Lang- und Mittelwellensender und Variometer holen kam.
Für die übrig gebliebenen Selbstbauer nehme ich aber noch meine Sammlung an Glimmer und Türknopf-Kondensatoren mit."

"Nun bin ich gespannt, was in deinem Rucksack noch übrig bleiben wird."

"Du wirst dich wundern", grinste er.



Sonntag, 29. September 2019

Die Rybakov Antenne



Das grösste Ärgernis der meisten Funkamateure ist die Antenne. Es ist noch schlimmer als das QRM.
"Wie kriege ich eine Antenne für Kurzwelle auf meinen Balkon oder in den Grünstreifen meines Reihenhauses", lautet für viele die entscheidende Frage.

In seiner Verzweiflung greift dann manch ein Funker gerne zu einem Zauberteil mit dem Namen UNUN.
Das ist im Prinzip ein Bagel aus Eisenmehl statt aus Weizenmehl. Darum ist dieser UNUN auch nicht essbar.
Seine Qualitäten liegen woanders: er gaukelt dem OM ein gutes Stehwellenverhältnis (SWV) vor, wo eigentlich keines vorhanden wäre, wenn alles mit rechten Dingen zuginge. 
Wie wir ja alle wissen, gibt es gute und böse SWV. Bei den guten bewegt sich der Zeiger des SWV-Meters kaum und bei den bösen fängt der Transceiver an zu spinnen.

Nicht jeder Unun kann gleich gut zaubern. Es ist wie beim Bagel backen: Erwischt man das falsche Mehl, wird er ungenießbar. Persönlich bevorzuge ich eine 27er Ferritmischung, wie sie auch von den Eisenbagel-Bäckern empfohlen wird. Zumindest für die längeren Bänder. 

Wie auch immer. Der Zaubertrick funktioniert natürlich nur, wenn auf der Aether-Seite des UNUN's eine Stück Draht oder Metall hängt, das irgendwie an eine Antenne erinnert. 
Rezepte für derartige Unun-Zauber gibt es wie Sand am Meer. Sie unterscheiden sich hauptsächlich durch ihren Namen und ihr Übersetzungs-Verhältnis. Nicht zu verwechseln mit dem Stehwellenverhältnis. 

Ein schönes Beispiel ist die Rybakov Antenne. Sie schafft den Trick mit einem 1:4 Unun. Viele Bastler bevorzugen dafür T-Kerne anstatt FT-Kerne. Vermutlich weil sie so schön rot oder gelb sind.
Manche versuchen die Zauberkraft des UNUN's zu potenzieren und schalten eine Mantelwellensperre dazu. Ich bin jedoch der Meinung, dass das nur den UNUN unnötig heiß macht, und plädiere dafür, das Koaxkabel seinen Job als Gegengewicht ruhig machen zu lassen.

Sonntag, 22. September 2019

Die Anstalt im Aufbruch



Seit meinem letzten Post ist viel passiert in der Anstalt. Aber nicht nur dort.
Der Angriff der französischen Administration auf unser 2m Band wurde abgewehrt und das Thema ist für die nächste Wellenkonferenz vom Tisch.
Icom hat mit dem IC-705 einen portablen Transceiver vorgestellt, der ein "Game Changer" sein könnte. Vorausgesetzt Icom ver***** es nicht wieder. Portable QRP-Transceiver gibt es zwar en masse, auch mit SDR und Wasserfalldisplay, doch haben sie alle einen wesentlichen Nachteil: Sie können nur Kurzwelle und kein VHF/UHF. 2m SOTA in SSB ist wesentlich spaßiger als in FM mit einer drögen Handgurke.
Bereits wurde eine Diskussionsgruppe für den IC-705 eingerichtet und es wird heftig über Preis und Spezifikationen diskutiert.
Das Teil soll erstaunlicherweise keinen eingebauten Antennentuner beinhalten, dafür Bluetooth und GPS. Da könnten Icom's Inschenöre ja den Referenzoszillator ans GPS anhängen, das wäre doch toll. Doch ein niedriger Erwartungshorizont schützt vor Enttäuschungen.  Erwarten wir nicht zuviel. Ich bin schon froh, wenn das Gerätchen einigermaßen die Frequenz stabil halten kann. Yaesu macht es seit Jahrzehnten vor, notabene ohne 10 MHz Referenzeingang, zum Beispiel im FT-817 oder FT-857.
Diesmal werde ich aber nicht zu den Early Birds gehören und anderen den Vortritt lassen.

Einige OM spüren wohl den Hebst und sind daran, ihren Shack auszuräumen und man fragt sich, ob sie in Zukunft überhaupt noch funken werden. Vielleicht werden wir das an der Surplus-Party in Zofingen erfahren. Ich rechne mit einem Überangebot an Funkware.

A propos: braucht jemand noch einen kleinen 10 GHz Spiegel? Ich hätte da per Zufall zwei im Angebot. Diese Sorte hier: Teil 1, Teil 2, Teil 3.

Doch zurück zur Anstalt: Armin ist vollauf damit beschäftigt, sich auf seine neue Karriere als DJ vorzubereiten. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für Funk übrig.
Sein Debüt soll in einem abgelegenen Restaurant, irgendwo im Gebirge, in der Silvesternacht stattfinden. Da er weder ein Instrument spielen, noch singen kann und auch eine Laufbahn als Rapper an seinem dementen Habitus scheitert, versucht er sich nun als DJ. Eine logische Konsequenz, nicht wahr? 

Mittwoch, 28. August 2019

Rubidium Normal LPRO-101



Die Anstalt wirft Ballast ab, und in letzter Zeit fahren vermehrt Pickup vorbei, deren Besitzer schweres Zeug auf die Ladefläche hieven. KW-Endstufen zum Beispiel. Einiges hat schon Käufer gefunden. Wie zu erwarten war, vor allem das Gratismaterial. Der Rest wird wohl auf Tutti.ch oder Ricardo.ch landen. Oder dann im grossen Container für Elektronikschrott.
Ob man Atomuhren auch da rein werfen darf, weiss ich nicht. Aber ich bin sicher, dass sich jemand finden wird, der so ein Teil gerne hätte. Im Anstaltskeller liegen zwei davon und sie sind gut im Schuss. Hier ein Blogeintrag aus dem Jahr 2011. Um genau diese Frequenznormale handelt es sich:



Veröffentlicht am 31. August 2011
Als gestern die Post kam und ein kleines Kästchen aus China lieferte, wurde meine XYL misstrauisch. Nicht wegen dem beiliegenden “Gift”. Denn auf dem Teil stand Atom drauf und wie ich zugeben musste, war auch Atom drin ;-)
“Ist das nicht gefährlich?”, fragte sie und dachte wohl an den Schweden, der sich ein kleines Atomkraftwerk auf dem Küchentisch basteln wollte und dann von der Polizei abgeholt wurde.
Doch mein Ziel war kein eigenes KKW, sondern eine genau Frequenz. Deshalb hatte ich ein ausgedientes Rubidium-Normal in China bestellt, made in USA by Erfatom, eine alte Atomuhr.

Rubidiumatome haben eine äusserst exakte Resonanz bei 6.8346875 GHz, und die wird ausgenützt um einen VCXO zu stabilisieren. Herzstück dieser Atomuhr ist eine Lampe mit Rubidiumgas, das zur Zündung gebracht wird und dann fein rosa leuchtet. Doch keine Angst! Da ist keine Strahlung wie in Fukushima.
Der Betrieb der Atomuhr, in meinem Fall eine LPRO-101 (1) (2) (3) ist denkbar einfach. Bevor man das Teil in Betrieb nimmt, sollte man zuerst auf die Grundplatte ein anständiges Kühlblech schrauben, denn das Kästchen zieht bei 24Volt über ein Ampère und wird deshalb heiss. Ohne Kühlung fängt die Uhr bei längerem Betrieb an zu spinnen. Das ist dann etwa so, wie bei einer toten Armbanduhr – die zeigt nur zweimal im Tag die genaue Zeit an ;-)
Dann braucht es natürlich noch ein kräftiges 24V Netzteil. Ich habe mir, der Einfachheit halber, in Hongkong ein Schaltnetzteil für eine Handvoll Dollar geordert.

Nach dem Anlegen der Spannung dauert es ein paar Minuten, bis der Oszillator einrastet. Wer diesen Zeitpunkt beobachten möchte, für den steht am Pin “BITE” ein Signal zur Verfügung. Wenn der VCXO einrastet, geht dort das Signal von ca. 4.5V auf Null. Wichtig ist auch noch die Lampenspannung, welche am Pin “Lamp Volt” beobachtet werden kann. Sie liefert eine Aussage über das Alter des Rubidium-Normals. Je tiefer sie ist, desto altersschwach ist das Teil. zwischen 6 und 9 Volt ist die Lampe gesund. Unter 3V nahe am Exitus. Meine liegt bei 7.2 Volt und es sind deshalb wohl noch einige tausend Betriebsstunden zu erwarten. Ein Dauerbetrieb wäre aber Verschwendung. Der ist auch nicht nötig, denn ich will ja nur wissen, wie genau meine TCXO’s in den Funkgeräten und vorallem im Messsender sind, und diese ggf. nachtrimmen.
Der LPRO-101 liefert ein Signal von 7.8 dBm in 50 Ohm bei 10 MHz, also etwa ein halbes Volt RMS. Die Genauigkeit sollte besser als 10-6 sein. Also 10 mHz Abweichung bei 10 MHz. Überprüfen kann ich das aber nicht. Da müsste schon eine noch genauere Atomuhr ran, ein Cäsium-Normal. Aber immerhin: ein Quarzofen bringt es nur auf ca. 10-6, das heisst 10 Hz bei 10 MHz.
Genauso sah es denn auch aus, als ich das Ribidium-Normal an meinen Zähler hängte, der von einem externen 10 MHz Quarzofen gespeist wird. Hier das Resultat nach einer halben Stunde Einlaufzeit des Quarzofens:

Was ich hier also messe ist keineswegs die Frequenz meines Rubidium-Normals, sonder die Frequenzabweichung des Quarzofens des Zählers. Nun kann ich diesen neu abgleichen und habe dann die höchste Frequenzgenauigkeit, die mit Amateurmitteln zu erreichen ist.
Alternativen zum Rubidium-Normal sind eine Anbindung an das GPS-System oder an den Zeitsender DCF-77. Diese Systeme hängen zwar an einem Cäsium-Normal. Aber die Genauigkeit wird durch Laufzeitverzerrungen der Funkstrecke beeinträchtigt.
73 de Anton

Mittwoch, 21. August 2019

Hat der ICOM-7610 ein Problem?

Ricardo ist das Schweizer Ebay. Unter anderem wird dort auch Amateurfunk-Equipment angeboten. Doch der Markt ist klein und das Angebot grösser als die Nachfrage. Das ist nicht verwunderlich, denn die Anzahl Funkamateure blieb in den letzten Jahren mehr oder weniger kontant, und die Funker kauften sich gerne immer wieder mal ein Neugerät.

Vor kurzem fand ich dort einen fast brandneuen IC-7610. Hier ein Screenshot.



Neupreis bei Lixnet in der Schweiz Fr. 3791.-
Das Gerät ist kein Jahr alt, funktioniere angeblich einwandfrei. Das Display sei von ICOM wegen einer "Einbrennproblematik" getauscht worden.

So ein Angebot macht sogar Anstaltsbewohner neugierig.
Da wirft man doch rasch einen Blick auf die Review-Seiten von Eham, um zu sehen ob das nur ein Einzelfall oder gar eine Epidemie ist.

Und Bingo! Probleme haben auch andere IC-7610 mit dem Display.

Auch auf Youtube findet man dazu etwas:


In ICOM's Ahenreihe gab es immer wieder Probleme und kaum ein Gerät kam ohne Kinderkrankheiten auf die Welt, wie wir kürzlich auch wieder beim IC-9700 sehen konnten.

Im Archiv der Anstalt bin ich übrigens über einen Blogeintrag über den IC-7410 aus dem Jahr 2011 gestolpert, der in diesem Zusammenhang sicher für den einen oder anderen interessant ist:



Veröffentlicht am 23. September 2011


Heute ist die neuste QST bei mir in den Postkasten geflattert. Die Oktober Ausgabe. QST ist die Zeitschrift der amerikanischen ARRL. Meines Erachtens eine der besten Amateurfunk-Publikationen. Neben vielen interessanten Artikeln über Antennen und Expeditionen enthält die Oktober-Ausgabe auch einen Testbericht des IC-7410.  Hier ein paar Highlights aus diesem Test:
Der Autor, Rick Lindquist, WW3DE, hat ihn mit seinem IC-756ProIII verglichen. Und da erstaunt es nicht, dass ihm als erstes auffiel, dass das Gerät nicht zuerst 10 Sekunden lang booten muss, sondern sofort startet. In der Tat, war der ProIII der letzte der Reihe, der diese Eigenschaft aufwies. In der Zwischenzeit hat sich bei der digitalen Signalverarbeitung einiges getan. Und so musste Rick feststellen, dass der IC-7410, obschon im tieferen Segment angesiedelt, den ProIII punkto Grosssignalverhalten übertraf. Auch andere DSP Funktionen sind gemäss Testbericht besser: Zum Beispiel die Noise Reduction (NR). Und tatsächlich: Vergleicht man die Messresultate mit dem früheren Test des IC-7600, so muss man feststellen, dass der IC-7410 mindestens ebenso gut oder besser ist und in einigen Punkten sogar zu Icoms Spitzentransceiver IC-7800 aufschliessen kann. Kein Wunder, kommt der Tester zum Schluss, dass der neue Transceiver zwar nicht der beste, aber sehr gut sei.
Schon beim IC-7200 konnte ich feststellen, dass die DSP Fortschritte gemacht hatte. Im praktischen Betrieb konnte ich keine grossen Unterschiede gegenüber meinem älteren und dreimal so teuren ProIII feststellen. Einzig bei der AGC. Die Anstiegszeit ist viel zu kurz und bei jedem leichten Knacken spricht die AGC sofort an und regelt den Empfänger zu. Besonders störend ist das auf 160, 80 und 40m, wo ich deswegen den NB dauernd eingeschaltet lasse. Genau das bemängelt der Tester beim IC-7410 auch. Die AGC ist offenbar bei der DSP noch eine Problemzone.
Aber an einer anderen Front gibt es dafür Entwarnung: Der IC-7410 ist zwar etwas schmaler, dafür wesentlich länger als der ProIII oder sein Nachfolger IC-7600, und das hat seinen guten Grund. Der Kühlung des Transceivers wurde offenbar grosse Aufmerksamkeit zu Teil. Sein direkter Vorgänger, der IC-7400 (IC-746Pro in den USA) hatte nämlich ein Wärmeproblem und war “berühmt” für entsprechende Ausfälle. Überhaupt habe ich den Eindruck, dass Icom der Wärmeabfuhr seiner Transceiver früher wenig Beachtung geschenkt hat. Mein ProIII wird sehr heiss und auf meinem IC-910 kann ich bei FM-Betrieb mit voller Leistung Spiegeleier braten.
Übermässige Hitze verkürzt das Leben der Elektronik, auch wenn das einige abstreiten. Zum Beispiel Adam Farson, AB4OJ, der diesbezügliche Diskussionen in seinen Yahoo-Groups immer wieder abklemmt. Doch schauen wir weiter, was Rick Lindquist in der QST über den IC-7410 berichtet:
Er findet das Menu nicht gerade intuitiv. Whatever that means, hi. Doch das ist keine Katastrophe. Denn auf der Frontplatte findet man Regler für alle oft verwendeten Funktionen und so kann man, einmal eingestellt, dasMenü Menü bleiben lassen. Wo man bei anderen Geräten immer wieder ins Menü abtauchen muss – zum Beispiel um die Sendeleistung zu verstellen – hat der 7410er einen Regler. Auch ich finde die Bedienungsergonomie des Icoms hervorragend.
Rick meint in seinem Bericht, die Knöpfe seien überraschend gross und handlich und ihm liege z.B. der Abstimmknopf besser in der Hand als der seines älteren ProIII. Ich denke, dass dies ein wichtiger Punkt ist, denn damit muss der Operateur schließlich arbeiten. Was nützen gute elektrische Daten, wenn ich mich täglich über die umständliche Bedienung aufrege?
Doch wo hat Icom gespart? Das Gerät ist ja preislich weit unter dem IC-7600 angesiedelt.
Natürlich beim Display und bei der Spektrumanzeige. Das Gerät verfügt nur über einen rudimentären Frequenzscanner, bei dem der Empfänger stumm geschaltet wird. Immerhin lassen sich auf dem Display aber SWR-Kurven der verwendeten Antenne aufzeichnen. Ein tolles Feature. Gespart wurde auch bei den Leuchtdioden. Alle Anzeigen erfolgen auf dem Display und Rick meint, dass sich so ein eingeschalteter RIT leicht übersehen lasse.
Und natürlich wurde bei den Bändern gespart, was einem bei der Betrachtung der Rückseite auffällt: Abdeckungen sitzen dort, wo bei der Vollversion des Transceivers Buchsen für die Bänder 2m, 70cm und 23cm sind. In diesem Zusammenhang muss man auch wissen, dass der Vorgänger, der IC-7400, noch das 2m Band beinhaltet hat. Da hat ganz klar ein Downgrade stattgefunden.
Positiv aufgefallen ist beim IC-7410 die Empfindlichkeit auf der Lang- und Mittelwelle. Sowohl auf dem 136kHz, wie auch auf dem 500 kHz Band ist das Teil genügend empfindlich um ihn als vollwertigen Empfänger einzusetzen. Zum Beispiel zusammen mit einem selbst gebauten 136 kHz Sender.
Zu berichten gäbe es noch gar manch interessantes Feature. Der IC-7410 hat von seinen Vorgängern offenbar das Beste übernommen und Rick kommt zum Schluss, dass das Gerät zwar preislich im unteren Teil des Marktsegments angesiedelt wurde, doch leistungsmässig im oberen Drittel. Wer sich also mit KW+6m und Abstrichen beim Display zufrieden geben kann, für den ist der 7410er sicher eine ausgezeichnete Wahl.
73 de Anton
PS. Das Gerät hat kräftig Durst: Bei Empfang säuft das Teil bereits 3A, beim Senden 23A. Ein Upgrade beim Stationsnetzteil ist u.U. ins Auge zu fassen.
Bild: öfter mal eine neue Antenne. Eine einfache Halterung neben dem Dachfenster macht’s möglich. Hier eine HB9CV für 50 MHz. Rechts davon eine Mobilantenne für 2m und 70cm.

Dienstag, 20. August 2019

HE3OM Sottens 2011 _ Schlussbericht



Gestern bin ich persönlich ins Archiv der Anstalt hinunter gestiegen, um eine Zusammenfassung des Betriebs von HE3OM zu suchen. Die folgenden Blog-Fundstücke aus dem Jahr 2011 sollen den Bericht über die Langwellen-Station HE3OM in Sottens nun abschließen. 



Die Operation HE3OM geht diese Woche zu Ende. Am 4. März um Mitternacht ist endgültig Schluss, am Samstag wird abgeräumt. Zeit für ein paar Schlussgedanken.
Am 1.2.1998 fand das erste Langwellen-QSO zwischen zwei Schweizer Stationen statt: zwischen Paul, HB9DFQ in Watt bei Regensdorf, und mir, HB9ASB in St.Antoni im Kanton Freiburg. Die CW-Signale waren schwach, die ausgetauschten Rapporte lagen bei 519. Am 10.3.1998 kam dann eine Verbindung mit Bert, HB9DCE in der Nähe von Winterthur, zustande und am 16.3.1998 mit Marco, HB9BGG. Mehr als diese vier Stationen waren aus der Schweiz meines Wissens auf Langwelle nie QRV – bis am 30.11.2011 HE3OM seinen ersten Ruf in den Äther schickte.
In den dreizehn Jahren dazwischen hat sich die Langwellen-Szene gewandelt. Viele Stationen aus der Pionierzeit sind heute nicht mehr QRV und in klassischem CW wird kaum mehr gefunkt. QRSS ist die beherrschende Betriebsart. Extrem langsame Telegraphie mit Punktlängen zwischen 3 und 120 Sekunden, vom Computer generiert und von blossem Auge auf einer Wasserfallanzeige decodiert. Völlig stressfrei, das pure Gegenteil von hektischem Contest-Betrieb. Dafür kommen Verbindungen zustande, die sonst nicht möglich wären.
Gegen Ende des letzten Jahres hatte ich ein QSO mit Yves, HB9DTX, auf 432 MHz in SSB und erfuhr dabei zum ersten Mal von der geplanten Operation in Sottens. Yves wusste, dass ich auf Langwelle QRV war und fragte mich, ob ich mitmachen wolle. Keine Frage! Ich sagte spontan zu. Mein Langwellensender, der letzte in einer Reihe von fünf, den ich 1999 gebaut hatte, langweilte sich im Keller. Ich machte ihn wieder betriebsklar und machte mir Gedanken über die Anpassung der Antenne in Sottens. Die junge Generation von Ingenieuren simuliert natürlich gerne Antennen auf dem Computer, bevor sie in der Praxis ausprobiert werden, und so landeten schon bald die ersten Analysen in meiner Mailbox. Die errechneten Impedanzwerte lagen im Bereich meiner Abschätzungen und das Strahlungsdiagramm sah auch so aus, wie ich es von einem 125m-Strahler erwartete. Der Turm stand isoliert, eine ideale Voraussetzung. Mit einem Variometer von ca. einem Millihenry würde die Antenne problemlos anzupassen sein. Keine grosse Sache, eine Spule auf einem kleinen Plastikkübel, die sich in einem grösseren drehen lässt. Damit kann man die Kapazität der zu kurzen Antenne kompensieren. Die Einspeisung erfolgt dann über einen Abgriff auf der Spule.
Glücklicherweise wollten die OM’s den 188m hohen Hauptmast auf Kurzwelle aktivieren und nicht den „kleinen“ 125m Reservemast. Am Grossen hätten wir uns die Zähne ausgebissen. Der Mast ist nämlich geerdet und trägt einen Vertikaldipol für 765 kHz, der in Form von sechs Stahlseilen quasi darübergestülpt wurde. Das funktionierte nur, weil der Mast eine halbe Wellenlänge hoch war. Schon die Benutzung dieses Gebildes für Kurzwelle war eine Herausforderung und wie sich später herausstellte war diese Antenne für 160, 80 oder gar 40m nicht so gut wie sie hoch war. Nicht nur wegen der krassen Fehlanpassung mit der die Antennentuner geplagt werden mussten, sondern vor allem wegen der Höhe. Für die kurzen Wellen ist der Mast zu hoch und der Erhebungswinkel der abgestrahlten Wellen nicht ideal für DX. Hätten wir diesen Mast für Langwelle „zugeteilt bekommen“, hätten wir wohl raufklettern müssen um zuoberst einen Draht zu befestigen um ihn dann schräg nach unten zu spannen. Doch raufklettern hatte uns die Swisscom strengstens verboten.
Also waren wir ganz zufrieden mit dem „Kleinen“. Aber nur, weil wir noch nicht wussten, was da noch auf uns zukommen würde. Doch wer ist „wir“? Beim Installieren der Station halfen viele mit. Unter anderen HB9CGL, HB9DUL, HB9DUI, HB9IIV, HB9TOB, HB9DBC, HB9IIB und natürlich HB9TUH, der Präsident des RAV (Radio Amateurs Vaudois). Selten habe ich ein so tolles Teamwork erlebt, jeder hat zum guten Gelingen dieser Operation beigetragen.
Als Operateure wirkten dann später neben mir auch Kurt, HB9AFI, Iacopo, HB9DUL und Claude-Alain, HB9CGL an der Taste, bzw. am Computer.
Probleme zu lösen gab es bei der Langwellenstation einige. Das Wichtigste und Interessanteste war wohl die Erdungsdrossel. Ein Standbein des Masts war über eine grosse Spule geerdet, durch die auch das Kabel für die Stromversorgung der Beleuchtung gezogen war. Ihre Induktivität war für 765 kHz dimensioniert, auf 136 kHz war sie ein Kurzschluss. Am liebsten hätte ich sie einfach abgesägt, doch das ging wegen der Beleuchtung nicht, sonst wäre vielleicht eines Nachts ein Flieger im Mast hängen geblieben. Zuerst überlegten wir uns, ob wir die Induktivität nicht durch Einbringen von Ferriten erhöhen konnten, doch dann entschlossen wir uns, die Spule mit einem Parallelkondensator zu einem Schwingkreis zu ergänzen. Dieser Sperrkreis auf 137 kHz löste dann tatsächlich das Problem. Schwierig war es nur, die passenden Kondensatoren zu finden und den Schwingkreis abzugleichen. Auch unsere grössten Kondensatoren (alte, in braunem Kunstharz vergossene Glimmerkondensatoren aus den USA) hielten dem grossen Blindstrom nicht stand und wurden heiss. Schliesslich half uns ein Swisscom-Mitarbeiter mit einer Schachtel voller Scheibenkondensatoren aus der Patsche. Zur Feinabstimmung benutzen wir einen der mächtigen Kondensatoren im Häuschen unter dem Mast, der Teil der „Matchbox“ für den 765kHz Sender gewesen war.
Apropos Häuschen: das war unser Shack. Normalerweise hat man ja ein Haus mit einer Antenne. Wir hatten nun eine Antenne mit Haus. In diesem Häuschen belegten das Variometer und die Abstimmkondensatoren für 765 kHz die Hälfte des Platzes. Die andere Hälfte gehörte uns. Und die war eisig kalt. Auf dem Hochplateau von Sottens weht häufig eine heftige Bise und Februar gehört bekanntlich nicht zu den warmen Monaten. Trotz zwei Keramikheizern à 1.5kW kamen wir nicht über 10 Grad. Wir funkten in Skijacke und mit Mütze. Doch dann kam die Rettung. Olivier, HB9TOB, kam mit schwerem Geschütz zu Hilfe, in Form von alten Direktheizern, die bei der Renovation seines Hauses übrig geblieben waren.
Die erste Funkverbinung auf Langwelle tätigten wir in CW auf 137.3 kHz mit – wie könnte es anders sein – Paul, HB9DFQ. Auch Bert, HB9DCE, reaktivierte seine Station. Dann folgten einige Crossbandverbindungen 137.3kHz / 3.5 & 7 MHz. Doch das Interesse hielt sich in Grenzen. Obschon unser Signal überall in Europa gut zu hören war, auch mit unangepassten Antennen. Wir erhielten bald einige interessante Empfangsrapporte, unter anderen aus Haifa in Israel.
Auch Langwellen-QSO’s in CW kamen nur wenige zustande. Die am weitesten entfernte Station, die wir in normalem CW kontaktieren konnten, war Mal, G3KEV in der Nähe von London. Mein Distanzrekord für normales CW auf Langwelle aus dem Jahre 1999 mit OH1TN blieb unangetastet. So stiegen wir bald um auf QRSS, auf computergestützte, extrem langsame Telegrafie. Nun änderte sich die Situation und die Rekorde purzelten einer nach dem anderen.
Fortsetzung folgt
73 de Anton
Veröffentlicht am 3. März 2011

In QRSS gelangen einige Erstverbindungen von der Schweiz aus, die bisher noch keine der vier erwähnten Schweizer Langwellenpioniere zustande gebracht hat. Das erste Premiere-QSO hatten wir mit YO2IS, Suli in Timisoara. Wir hatten ihn schon zuvor in Crossband kontaktiert. Doch jetzt konnten wir Suli auch in QRSS3 (1Punkt = 3 Sekunden) aufnehmen. Zwar nicht gerade mit einem O (gut), aber immerhin mit einem M (teilweise). Dabei handelt es sich um das übliche Rapport-System bei QRSS-Betrieb: O,M,T, drei Striche, zwei Striche, ein Strich. Letzterer steht für „nicht lesbar“. Denn in QRSS muss gespart werden. Auf alles Überflüssige wird verzichtet, PSE, DE, UR etc. kommen nicht vor, da sie keine Informationen enthalten. Ein CQ-Ruf lautet also kurz und bündig: CQ HE3OM K. Und die Antwort darauf: HE3OM HB9ASB K. Wenn mir dann HE3OM einen Rapport sendet wird auf den Präfix verzichten: ASB OM O K. Dann kommt die Rückmeldung: OM R O K. R steht für eine Bestätigung des Empfangs, O für den Rapport. HE3OM wird dann das QSO beenden und da die Rufzeichen genügend ausgetauscht wurden lautet der Text: 73 TU SK. Wie ihr sehen könnt, ist QRSS eine strenge Sprache, man kürzt, wo es nur geht. Glücklicherweise gehen wir im Alltag nicht so miteinander um.
Die zweite Premiere feierten wir dann mit einer Verbindung mit RA3YO in Moskau über eine Distanz von 2350km. Dabei hätten wir auf unserer Seite eigentlich gar kein QRSS benützen müssen. Dmitri konnte unser Signal gut hören. Er kam übrigens in einer Variante von QRSS zurück, in DFCW (Dual Frequency CW). Dabei sind Punkte und Striche gleich lang, aber unterschiedlich in der Frequenz. Je nach Geschwindigkeit beträgt der Frequenzshift einige Hertz oder sogar nur Bruchteile davon. Damit kann nicht nur die Strichlänge auf Punktlänge verkürzt werden, die Abstände zwischen Punkten und Strichen innerhalb der Zeichen entfallen. So wird QRSS wieder schneller, ohne an Lesbarkeit einzubüssen.
Nach RA3YO konnten wir auch noch RN3AGC arbeiten. Ebenfalls in der Umgebung von Moskau und etwa in gleicher Entfernung. Darauf folgte nochmals eine Erstverbindung: ES5AM, Mati aus KO38gr in Estland.
Am 18.2., gegen Mitternacht, gelang uns dann der grosse Sprung. W1VD, Jay in Burlington, CT, hatte uns auf dem Schirm. Da uns Martial, HB9TUH, freundlicherweise das Internet eingerichtet hatte (per Richtstrahlverbindung), konnten wir live mitsehen. Unser Traum von der Überquerung des Atlantiks ging endlich in Erfüllung. Nicht, dass wir die erste europäische Station gewesen wären, die das schaffte, englische Stationen hatten das schon Jahre zuvor zu Stande gebracht, aber das tat der Freude keinen Abbruch. Wir waren erstaunt, wie gut wir auf der anderen Seite zu sehen waren und das in der schnellsten QRSS-Betriebsart mit 3-Sekunden Punkten. Die Zeichen auf der anderen Seite sahen zwar etwas verwackelt aus und wir spekulierten darüber, ob sie vielleicht von  Ionosphäre frequenzmoduliert wurden, die gerade von einem Sonnensturm aufgewühlt wurde. Aber sie waren gut lesbar. Jay antwortete auf 40m in CW. Fast hätten wir ihn im Hickhack des dort laufenden Contests verloren, doch Claude-Alains geschulte CW-Ohren konnten in immer wieder aufspüren. Während dieser Zeit tobte übrigens ein schweres Gewitter über Burlington, recht ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Sturm in der Ionosphäre, Gewitter in der Atmosphäre, welch abenteuerliche Bedingungen.
Diese Erfahrung hatte uns übermütig werden lassen. Wenn es mit den USA klappte, könnte es doch auch auf die andere Seite gehen, gegen Japan! Der bekannte Low Band DXer JA7NI war auch auf 136 kHz QRV und war bereits in Russland empfangen, bzw. gesehen worden. Wir kontaktierten Yasi, JA8SCD, der für Kuni, JA7NI, die Skeds abmacht. Doch der erste Versuch mit Kuni war eine Enttäuschung. Von unserem Signal war in Tokio nichts zu sehen, obschon wir die Geschwindigkeit bis auf QRSS60 reduzierten. Doch dann, am 21.2. tauchte auf der Wasserfallanzeige von JA7NI, die wir auf dem Internet beobachten konnten, plötzlich eine schwache Drei auf und dann ganz klar und deutlich der Suffix OM. War das wirklich unser Signal? Als wir am darauf folgenden Samstag den Test wiederholten, konnten wir die Zweifel ausräumen. Während Stunden tauchte unser Signal immer wieder auf Kunis Schirm auf, in einer Distanz von fast 10‘000km und nach einem Pfad, der zum grössten Teil über Land führte. Das QSB war ausgeprägt und entschied über „sichtbar“ oder „unsichtbar“. Es schwankte in einem Rhythmus von ungefähr einer halben Stunde. Wir fühlten uns wie Marconi und feierten das Ereignis mit Champagner, den Christian, HB9DBC, mitgebracht hatte. Kunis Signal konnten wir jedoch nicht in der Schweiz aufnehmen. Sein Langwellensignal war zu schwach. Somit blieb diese Verbindung eine einseitige. Ob sie je nur mit Amateurmitteln, also ohne Sendemasten von altgedienten Mittelwellensendern, zu schaffen sein wird, ist fraglich.
Lange Zeit betrachtete ich die lange Welle als eine recht stabile Angelegenheit. Das ist sicher auch richtig, was die Bodenwelle anbelangt. Doch nachts, wenn die Ionosphäre mitspielt, variieren die Bedingungen. Sonnenstürme beeinträchtigen auch die Langwellenverbindungen. Aber sie können sie auch verbessern. Gerade nach einem Sonnensturm habe ich häufig stärkere Signale beobachten können. Das könnte auch bei unserer Verbindung mit Japan eine Rolle gespielt haben – in die eine oder andere Richtung.
Bei den Crossbandverbindungen, die wir mit europäischen Stationen getätigt haben, spielte uns das Funkwetter übrigens auch ein paar Streiche. Allerdings nicht auf Langwelle. Einige Stationen konnten nicht verstehen, dass sie unser Langwellensignal gut hören und wir aber ihr Signal auf 7MHz nicht aufnehmen konnten. Die lange Welle kennt eben keine tote Zone.
Insgesamt haben wir auf Langwelle mehr als fünfzig Stationen in fünfzehn Ländern kontaktiert. Das scheint wenig, angesichts der Superantenne, die wir zur Verfügung hatten. Aber es ist viel, wenn man die Verhältnisse im 136kHz-Band kennt. Viele Amateure aus der Anfangszeit der langen Wellen sind auf 500 kHz oder gar auf 9 kHz abgewandert und leisten dort nun Pionierarbeit. Leider stehen uns diese Bänder in der Schweiz nicht zur Verfügung. Schade, denn ich denke, dass der Amateurfunk in erster Linie als Experimentalfunkdienst gedacht war, und weniger als eine Spielwiese für Legofunker.
Andererseits hatte es auch sein Gutes, dass wir uns auf 136 kHz konzentrieren mussten. Wir konnten so weitere wertvolle Erfahrungen sammeln, ohne uns zu verzetteln. Jeder von uns Operateuren, die an der Langwellenstation Nächte lang ausgeharrt haben, kam zum Schluss noch zu seinem persönlichen kleinen Erfolgserlebnis. Wir konnten nämlich alle drei, HB9DUL, HB9CGL und HB9ASB, Sottens von zuhause aus auf Langwelle kontaktieren. Mit einem kleinen 10Watt-Sender, der unter uns die Runde machte, provisorischen Antennen und natürlich in klassischem CW.
73 de Anton
PS. Es ist Mittwochabend und während ich diese Zeilen zuhause schreibe, beobachte ich das Signal von HE3OM auf dem Grabber von DF6NM in Nürnberg. Iacopo, HB9DUL, ist gerade daran, eine Funkverbindung mit Weissrussland abzuwickeln. Eine weitere Erstverbindung (Grabber = Web-SDR für QRSS-Signale).
Bild: Das Signal von HE3OM bei W1VD in Burlington CT