Freitag, 4. November 2022

Die Monsterloop

 


Es tut mir leid für all die Draht- und Vertikal-Antennen Besitzer: aber ich komme heute schon wieder auf eine Magnetloop-Antenne zu sprechen. 

Die restlichen sieben Meter 7/8 Zoll Cellflex im Keller haben mir keine Ruhe gelassen. Bei jedem Gang in den Keller hat mich das Cellflex vorwurfsvoll angeguckt und ich glaubte, es flüstern zu hören: "Wieso muss ich mich hier langweilen? Ich könnte deine Hochfrequenz viel wirksamer in den Aether schicken als deine Magnetloop unter dem Dach!"

Schliesslich habe ich der Suggestivkraft des Cellflex-Kabels nachgegeben und den Koaxialring in den Aufzug gezwängt und in die Funkbude gebracht. Sieben Meter Koaxialkabel LCF78-50JA mit einem Aussendurchmesser von 27.8mm. Der Innenleiter ist ein massives Kupferrohr mit 9.3mm Durchmesser und die Abschirmung besteht ebenfalls aus massivem Kupfer. Durchmesser 25.2mm mit gerillter Oberfläche für eine bessere Biegsamkeit. Was diese Abmessungen mit 7/8 Zoll zutun haben, entzieht sich meiner Kenntnis. 

Dieses Koaxialkabel könnte die Antenne eines Mittelwellensenders mit 85 KW versorgen. Im 2m Band kann es noch mit 7.4 KW belastet werden und hat dabei nur 1.4dB Dämpfung pro 100m. 

Aber ich brauche keine Kilowatt und meine Leitungen sind nur wenige Meter lang. Das dicke Kabel dient als Ring für die Magnetloop. Was dabei zählt ist die Leitfähigkeit der Abschirmung. Je besser die Leitfähigkeit, desto kleiner sind die Verluste der Antenne. Doch der hochfrequente Strom fliesst wegen des Skineffektes nur an der Oberfläche. Bei 7MHz beträgt die Eindringtiefe bloss 25 Mikrometer. Darum muss die Oberfläche möglichst gross sein. Die Dicke des Kupfers ist irrelevant. Einfach gesagt: Je dicker das Rohr, desto besser ist die Magnetloop.

Leider waren 7 Meter Cellflex nicht unter dem Dach unterzubringen, und so griff ich schweren Herzens zur Metallsäge und zwackte einen Meter ab. Doch 6m sind immerhin besser als die bisherigen 5 Meter meines Loops. 

So habe ich denn in den vergangenen Tagen meine 5m Magnetloop auf eine 6m Magnetloop umgebaut. Wäre das Teil genau rund, würde das anstelle von 1.59m Durchmesser einen von 1.91m ergeben. Doch aus meiner aufgemotzten Loop ist kein Kreis, sondern eine Ellipse geworden, wie aus dem Bild zu ersehen ist. Und da bei einer Magnetloop-Antenne für die Berechnung die Fläche zählt, entspricht meine Ellipse nur einer Kreisloop mit 1.83m Durchmesser. Gemessen habe ich übrigens den Innendurchmesser, da die Magnetlinien im Innern des Kreises für die Wirkung der Loop massgebend sind. Doch über die Akkuratesse dieser Aussage kann man diskutieren. Genauso wie über die Frage, ob und wieviel des Stroms auf der Innenseite der Abschirmung und im Innenleiter des Kabels fliesst, den ich mit der Abschirmung verbunden habe. Auch über den Einfluss der gerillten Oberfläche kann man streiten. Denn das Cellflex funktioniert im Fall der Magnetloop nicht mehr als Koaxialkabel und kann nicht mehr in dieser Funktion betrachtet werden.

Bleibt natürlich noch die wichtigste Frage: wieviel hat es gebracht? Wieviel besser ist der Wirkungsgrad des vergrösserten Loops? Darüber können die Formeln zur Berechnung einer kleinen Loopantenne Auskunft geben, oder wenn das zu mühsam ist: man kann mit den verschiedenen Online-Rechnern spielen, die man im Internet findet. 

Ein direkter Vergleich der alten mit der neuen Loop ist leider nicht möglich. Zwei Loops haben hier keinen Platz. Abgesehen davon würden sie sich gegenseitig beeinflussen. Einen Hinweis über die Wirksamkeit  der Antenne könnte deren Güte sein, die man aus der SWR-Bandbreite errechnen kann. 

Erwähnen muss ich noch, dass auch die Einspeisung verändert, bzw. der Speiseloop vergrössert werden musste. Bewährt haben sich Speiseloops mit 1/5 des Umfangs der Magnetloop. Da die Antenne die Bänder 30, 40, 60, 80 und mit einer Zusatzkapazität auch 160m abdecken soll, muss ein Kompromiss gefunden werden. das SWR soll in allen Bändern gut (genug) sein. Da bleibt noch viel Arbeit für dunkle Novembertage übrig.

Doch seit das Monster unter dem Dach hockt, geistern noch andere Fragen in meinem Kopf rum. Zum Beispiel: Ist das Strahlungsdiagramm eines Ellipsoids gleich wie das eines Kreises?

Zum Schluss habe ich noch eine schlechte Nachricht: Leigh Turner VK5KLT ist leider kürzlich verstorben. Er war der Experte was Magnet-Loop Antennen angeht. Er hat in seinem ausführlichen Bericht "The Underestimated Magnetic Loop HF Antenna" sein Wissen zusammengefasst. Ich empfehle jedem, der sich für Magnetloops interessiert, seinen Artikel herunterzuladen, solange dieser noch im Web zu finden ist.  Leigh Turner VK5KLT

 

 

1 Kommentar:

  1. HAllo Anton,
    ich habe für meine Loop, die ich nur kurzzeitig verwendete, Aluminium-Flachmateriel verwendet. Beim Rohr zählt die Oberfläche. Beim Flachmaterial erreicht man schnell mehr Oberfläche als mit einem Rohr bei gleichzeitig optisch kleinerem Aufbau.
    Vielleicht kommen dir ja mal ein paar Meter Flachmaterial in die Hände und du kannst einen Vergleich machen.
    Gruß Stefan

    AntwortenLöschen