Dienstag, 15. November 2022

Die Witz-Antenne

 


Auch in der Anstalt ist man immer auf der Suche nach der Eier legenden Wollmilchsau im Antennenwald. Klein soll sie sein, wird gesagt. Breitbandig soll sie daher kommen und wenn möglich mit Gewinn. Zumindest nicht mit saumässigen Verlusten. 

Eine solche Sau wird immer wieder durch das Funkerdorf getrieben, meistens ohne Schwanz, in Fachkreisen Gegengewicht genannt.

Kürzlich hat sich ein solches Exemplar in der Anstalt verirrt. Es heisst Witz Loop oder so ähnlich. Ein Freund der Anstalt hat das Tier mitgebracht. Ein kleines Kästchen, das direkt auf den Transceiver geschraubt wird, mit einem kleinen Ring aus dünnem Kupferdraht. Die Wundersau hatte zwei Rändelschrauben an der Schnauze zur Befestigung ihres Nasenrings. Der Durchmesser des Rings wurde von den Insassen der Anstalt auf ca. 50cm geschätzt. Der Drahtdurchmesser auf etwa anderthalb Millimeter. Der Nasenring ist also etwas grösser, als er heute von trendigen Jugendlichen getragen wird. 

Natürlich hat der Anstalts-Arzt, Dr. Rauschzahn, das Teil unverzüglich seziert und seine Organe offengelegt. Viel gab es allerdings nicht zu sehen: ein gelber Ringkern (vermutlich ein 6er Eisenpulverkern). Dazu ein billiger Drehko, wie man sie vor der Digitalisierung in Taschenradios benutzte, und eine Leiterplatte.


Meine Leser wissen natürlich, dass es sich bei diesem Exemplar nur um eine so genannte Loop-Antenne handeln kann. Eine Magnetloop, um genau zu sein. 

Der Anstaltsfreund, der die Witz-Loop im Schlepptau hatte, berichtete von Funkverbindungen, die er damit gemacht habe. Notabene in Verbindung mit einem famosen QRP-Transceiver der Variante uSDX. Das verwundert mich nicht, schliesslich habe ich in meiner Amateurkarriere schon mit jedem Witz von Antenne QSO gefahren, wie meine langjährigen Leser wissen.

Interessant an dieser Antenne ist die Speisung des Magnetloops. Sie erfolgt nicht über einen kleinen Speiseloop vis-à-vis des Drehkos, sondern direkt an diesem. Die Magnetloop ist ja bekanntlich nichts anderes als ein Parallelschwingkreis, und der hat bei Resonanz eine sehr hohe Impedanz. Wenn man über dem Drehko einspeisen will, muss daher von 50 Ohm auf einige Kiloohm hochtransformiert werden. Sonst geht die Güte der Antenne flöten und ihr Nutzen strebt gegen Null. Die Aufgabe der Transformation übernimmt der gelbe Ringkern, auf dem zwei Wicklungen aufgebracht sind. 

Ein interessantes Prinzip und eine Vereinfachung für den Aufbau und beim Betrieb der Antenne. Auf E-Bay usw. findet man etliche solche Antennen aus China im Preisbereich von 100 bis 150$. Für letzteren Betrag gibt es noch eine Tasche, eine Mantelwellensperre und ein Dreibein dazu. Im Gegensatz zum Witz von Moonraker bestehen die Loops der Chinesen aus dickem Koaxialkabel und sind teilweise etwas grösser.

Welchen Wirkungsgrad hat die untersuchte Antenne unseres Anstaltfreundes? Nun, um das herauszufinden gibt es verschiedene Online-Rechner. Ich benutze diesen hier

Für das 10m Band komme ich damit, unter Vernachlässigung von eventuellen Zusatzverlusten, auf ca. 18%. 

Für das 20m Band sind es aber nur noch knappe 2%. 

Zum Vergleich sehen wir uns mal meine selbst gebaute kleine Magloop für 10 - 20m an. Durchmesser 80cm mit Cellflex 7/8 Koaxialkabel. 

Der Rechner spukt dabei gute 93% Wirkungsgrad für das 10m Band und immer noch 55% für das 20m aus. 

Das sind Welten! Zwar kann man auch mit 100mW funken, doch bei QRP den Grossteil der Leistung zu verbraten ist unsinnig. 

Bild ganz oben: Spätherbst in den Alpen, ca. 1500m üM. Auf dem Weg von der Grubenberghütte nach AbländschenDas Berghotel in Abländschen heisst übrigens "Zur Sau". Der markante Hubel in der Ferne ist das Stockhorn. SOTA BE-103. 

 

   

1 Kommentar:

  1. Es gibt nur noch eine bessere Antenne! Das sind 5m Draht und einem 50-Ohm-Widerstand gegen Masse. Garantiert bestes SWR von Langwelle bis einschl. 6m und es sollen tatsächlich auch Verbindungen möglich sein! ;-)

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