Mittwoch, 9. November 2022

QRPproject schliesst Ende Jahr

 


QRPproject ist ein renommierter und geschätzter Entwickler und Anbieter von Bausätzen. In den letzten Jahren war QRPproject aber vor allem auch die deutsche Vertretung für Elecraft Geräte. Doch die QRP-Landschaft wandelt sich. Geräte und Bausätze aus China überschwemmen den Markt. Zum Bespiel von Xiegu, die bei der Entwicklung offenbar auf die Mithilfe ihrer Kunden zählen. Oder die kaum überschaubare Menge an Kopien des von PE1NNZ und DL2MAN entwickelten uSDX. Einem Abkömmling des QCX von Hans Summers QRP Labs

Gleichzeitig liegt der Euro in den Seilen und wird schwächer und schwächer und manch einer fragt sich, ob er à la longue überleben wird. Das macht Elecraft für europäische Kunden immer teurer. Dabei zählten die Geräte aus Amerika schon bei ihrem Start zu den teuersten. 

Darum hört nun QRPproject auf Ende Jahr auf. 

Das ist schade. Ich habe die Bausätze aus Germany gemocht. Gut erinnere ich mich noch an den 2m Transceiver Hohentwiel, den ich zusammengelötet habe. Ebenso an den Peiler Snoopy. Die Schaltungen waren zuverlässig und voller kreativer Ideen. Mit dem Abschied von QRPproject wird nun wohl auch Miss Mosquita sterben. Sie hat gegen die uSDX-Klone keine Chancen. Obwohl ich ihre inneren Werte dem uSDX vorziehen würde. Sie ist kein Softie, sondern ein Superhet mit einer kräftigen PA und einem Volumenpoti auf der Frontplatte.

Doch QRPproject wird nicht der Letzte sein, der aufgibt. Andere werden folgen und das Geschehen wird sich zunehmend nach China verlagern. Das wird wohl nicht nur die QRP-Szene betreffen. Die Amateurfunkgeräte-Industrie hat ihren Zenit erreicht oder vielleicht gar überschritten. Yaesu schiesst dauernd die eigenen Geräte ab, kaum sind sie auf dem Markt. Die neuen Handy-Versionen überschlagen sich, so rasch quellen sie in immer neuen Ausführungen aus der Produktion. Bei den Mobilgeräten ist es dasselbe. Ich habe den Überblick schon längst verloren. Aber auch Yaesu's Kurzwellentransceiver bleiben von der chaotischen Marketingstrategie nicht verschont. Kaum ist der FTDX-10 auf dem Markt, schiesst ihn Yaesu mit dem FT-710 ab. Nur der FT-817/818 zieht sich als unveränderliche Konstante durch das Programm. Allerdings ohne CW-Filter. Das ist schon seit Jahren nicht mehr erhältlich. 

Bei ICOM sieht es nicht besser aus. Nun soll es ein Mikrowellentransceiver richten, nachdem die Ideen ausgegangen sind. Das Flaggschiff ist gestorben und der IC-7610 meines Erachtens eine bedienungsmässige Missgeburt. Gut für ICOM, dass der IC-7300 und der IC-9700 Volltreffer gewesen sind. Beim IC-705 bin ich mir dagegen nicht so sicher. Ein teurer Stromfresser ohne Antennentuner. Das beste daran ist der Rucksack.

Der dritte im Bunde, Kenwood, schrumpft sein Programm fortwährend und befindet sich im Kriechgang. Mobiltransceiver gibt es in Europa nicht mehr und der TS-590 und seine Varianten hat schon längst den Anschluss an die Konkurrenz verloren. Einziger Lichtblick ist der TS-890S. Nicht etwa der TS-990S, ein unübersichtliches Monstrum von Transceiver. Der TS-890S ist denn auch der einzige KW-Transceiver, den ich zurzeit kaufen würde, wenn der Blitz in meinen Shack einschlagen und alle Transceiver verschmoren würde. Natürlich aus meiner Sicht als Telegraphist und MagLoop User. Wie dem auch sei. Ich frage mich, wie lange es Kenwood noch machen wird, bis dort das Licht ausgeht. Kenwood Communications hat übrigens nichts mit dem Hersteller von Küchengeräten zu tun, wie oft fälschlicherweise vermutet wird. Trotzdem: Der Amateurfunk ist nur eine kleine Sparte innerhalb Kenwood Communications mit seinen ca. 18000 Mitarbeitern. Wird sie überleben?

Auf der anderen Seite des Atlantiks bieten Elecraft und Flexradio gute Geräte an. Na ja: gute Schaltungen, gute Software, billige Blechkästen. Nur sind die bei uns in Europa inzwischen schweineteuer. Und wehe, wenn so ein Teil mal aussteigt. Dann löst ihr mal zuerst brav ein so genanntes Ticket. 

Manchmal überlege ich mir, ob ich nicht eine Reparatur-Anstalt für Funkgeräte aufmachen soll. Denn die meisten OM sind aufgeschmissen, wenn ihre Kisten Fisimatenten machen. Inzwischen liegen doch sicher ganze Stapel von Lahmen und Blinden in den Kellern und auf den Dachböden der OM. Da gäbe es einiges zu tun. Aber das ist wieder ein anderes Thema. 


1 Kommentar:

  1. Also die bekannten Reparateure in DL haben Vorlaufzeiten von 6 Monaten plus. Funk24 aus Aachen, Seipelt aus Berlin, Sarikaya aus Bochum. Alle randvoll.

    Wenn du also die Pension aufbessern willst, es gibt mehr Arbeit als Zeit für Loops.

    Vy 73 de 8YF

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