Sonntag, 11. November 2018

Ausfall des Namenlosen



Guten Morgen liebe Leserinnen, Leser und Leserx
mein Name ist Armin und ich blogge heute anstelle meines Freundes, der üblicherweise hier schreibt. Ich habe seinen Blog vorübergehend übernommen, weil er seit gestern bedauerlicherweise ausgefallen ist.
Mich kennen Sie ja bereits, obwohl mein Freund nicht immer alles korrekt wiedergegeben und mich oft in ein schiefes Licht gerückt hat. Dass ich ihn hier vertreten kann, ist also auch eine Gelegenheit, die Ereignisse in und um die Anstalt etwas zu korrigieren.
Sie sollten aber nicht etwa denken, dass ich den Blog in eigener Regie und ohne Auftrag übernommen habe. Dem ist keineswegs so. Doch zurück zu den Ereignissen von gestern, bzw. vorgestern.

Wie so oft in den letzten Tagen erhielt ich Besuch von meinem Freund, dessen Namen ich nicht nennen darf. Das liegt natürlich nicht an irgendeinem Datenschutzgesetz, wie er behauptet, sondern ist schlicht dem Umstand geschuldet, dass er inkognito bleiben möchte. Nennen wir ihn der Einfachheit halber: den Namenlosen.

Diesen Namenlosen habe ich gestern im Korridor eine Etage höher in einem deplorablen Zustand aufgefunden, nachdem er sich von mir verabschiedet hatte. Charlie, die Anstalt-Nomadin, hatte mich etwa eine Stunde, nachdem er gegangen war, alarmiert. Sie ist immer irgendwo unterwegs, vermutlich auf der Suche nach sich selbst. Im Gegenzug wird sie dauernd von der Anstaltsleitung gesucht.

Als ich beim Namenlosen ankam, hockte er in einer Ecke auf dem Boden, stierte vor sich hin und murmelte endlose Zahlenreihen. Eine Kostprobe davon habe ich bereits in den Blog gestellt.
Er war kaum ansprechbar, das heisst, er antwortete auf jede Frage mit einer Zahl, die jedes mal grösser wurde. In der Folge habe ich dann die Weisskittel alarmiert und der Namenlose wurde anschließend von Sanitätern abgeholt. Wo er sich jetzt befindet und wie es ihm geht, entzieht sich meiner Kenntnis, da ich die Anstalt nicht verlassen kann. Ein bedauerlicher Umstand, aber ich werde Tag und Nacht von Funkern und anderen dubiosen Gestalten draussen im Park observiert, die meiner habhaftig werden wollen. Sie werfen mir unter anderem vor, dazwischen zu funken.

Mit Charlie zusammen habe ich letzte Nacht versucht, die Ereignisse zu rekonstruieren, die zum Zusammenbruch des Namenlosen geführt haben könnten.

Aufgrund einer Analyse der Zahlen, die der Namenlose von sich gab, und die ich mir gewissenhaft notiert habe, gehen wir davon aus, dass er dem Fibonacci-Kind begegnet sein muss. Er war ja schon vorher etwas verwirrt, wie Charlie und ich festgestellt hatten. Das Kind wird ihn wohl endgültig über den geistigen Jordan geschickt haben. Wir konnten es auftreiben und haben es befragt. Es hat uns berichtet, der Namenlose sei ihm begegnet und sie hätten eine Weile über die NATO diskutiert.

Das kann aber nicht stimmen, wie ich den Namenlosen kenne. Vermutlich haben sie über das NATO-Buchstabieralphabet gesprochen. Eine Sache, die den Namenlosen seit Wochen beschäftigt. Genau genommen, seit dem Augenblick, als er mit dem Präsident Jackson zum ersten Mal in den Aether lauschte.
Er gab verschiedentlich seiner Verwirrung Ausdruck, dass die Funker alle möglichen Namen benutzen würden, wenn sie etwas buchstabieren müssten: zum Beispiel "Zeh, Kuh" oder "Eks, Wei, Äl". Einer nenne sich zum Beispiel immer Wurzelquadrat und ein anderer Tal-Uri.
Natürlich habe ich ihn darauf aufmerksam gemacht, dass zwar das NATO-Alphabet international Standard sei, aber noch viele andere Buchstabieralphabete existieren würden, wie zum Beispiel das deutsche Telefonalphabet, das jede aufgeweckte Hausfrau beherrscht. Das Wort Mängel, zum Beispiel wird damit so buchstabiert: Martha, Ärger, Nordpol, Emil, Ludwig.
Das gilt übrigens auch für die Schweiz, und ich denke, dass die Telefongesellschaften streng darauf achten, dass richtig buchstabiert wird. Das hilft Fake-News und Ärger zu vermeiden.

Verehrte Leserinnen, Leser und Leserx, ich werde Sie über diese bedauerliche Angelegenheit weiter auf dem Laufenden halten.

Euer Armin 

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