Mittwoch, 14. November 2018
Incommunicado
Liebe Leserinnen, Leser und Leserx
Ich bin's wieder, euer Armin. Da sich dieser Blog vor allem dem Gebiet "Funk und Kommunikation" widmet, und ich bisher den Eindruck hatte, dass dieser Aspekt im Trubel der Ereignisse etwas zu kurz gekommen ist, möchte ich Ihnen heute eine kleine Anekdote erzählen:
Wohl nur wenige von Ihnen dürften mit der Tatsache vertraut sein, dass in Funkerkreisen immer noch telegrafiert wird. Das heißt, es wird mit Punkt und Strichen kommuniziert. Ein Verfahren aus den Anfangszeiten der elektrischen Kommunikation, als man noch keine Sprache übertragen konnte und als die Reichweite von Buschtrommeln und Signaltürmen als ungenügend erachtet wurde.
Bis gegen Ende des letzten Jahrhunderts wurde die Morsetelegrafie noch im Militär und in der Schifffahrt verwendet. Jetzt hört man praktisch nur noch die Hobbyfunker morsen.
Es sind aber nicht nur die rückwärts gewandten Fundamentalisten unter den Funkern, die dieser archaischen Kommunikationsart frönen, auch Newcomer fühlen sich zuweilen davon angezogen. Wie früher bei den Türmen und den Trommeln unterliegt sie strengen Regeln. Ein Feuer zu Unzeiten oder ein Schlag neben die Trommel kann katastrophale Auswirkungen haben. Auch für die Morsetelegrafie gilt: wehe, einer hält sich nicht an die traditionellen Abläufe.
Das ist einem meiner Bekannten passiert. Als er einen Funkfreund aus nördlichen Landen im Aether rufen hörte, meldete er sich entgegen dem Protokoll:
"Nicht los, heute?" fragte er und hängte an dieses Frage gewissenhaft sein Rufzeichen an. Es handelte sich also keineswegs um einen anonymen Zwischenruf nach Strich und Punkt.
Bass erstaunt war er, als sein Funkfreund nicht auf seinen Anruf einging, sondern frisch fröhlich weiter rief als wäre da nichts gewesen, als hätte er ihn nicht gehört. Dieses Spiel wiederholte sich noch ein paar Mal.
Das kann natürlich immer wieder passieren. Mal läuft verschüttetes Tastenöl in den Empfänger, mal hat man den Kopfhörer verkehrt aufgesetzt oder die Katze spielt mit dem Abstimmknopf.
Was war in diesem Fall geschehen?
Nichts von alledem. Mit Befremden musste mein Bekannter in der Folge hören, wie sein Funkfreund zwar mit anderen Stationen verkehrte, ihn jedoch ignorierte.
Es handelte sich dabei also um einen klassischen Fall von Nicht-Kommunikation, wie er immer wieder zwischen Menschen vorkommt, vorzugsweise zwischen Mann und Frau. Die Nachricht in einer Nicht-Kommunikation zu entschlüsseln ist nicht einfach, und ich denke, er rätselt immer noch daran herum.
Mir jedoch war dieser einfache Fall von Nicht-hören-wollen sofort klar, als mein Bekannter in einem Nebensatz die Bemerkung fallen ließ, sein Funkfreund wäre Zeit seines Lebens Lehrer gewesen.
Déformation Professionelle sagt man in Anstaltskreisen dazu.
Die Weisskittel hier im Haus haben Pillen dagegen. Ich empfehle jedoch eine angemessene Dosis Tastenöl.
Zum Schluss habe ich noch eine gute Nachricht und eine schlechte für die Bastler und Grübler unter euch. Zuerst die schlechte:
Der bekannte und geschätzte Helmut Singer Flugversand, der Occasionsgeräte aus der Industrie vertrieb, wurde liquidiert. Diese Quelle ist also versiegt.
Weltweit gibt es ein paar große Distributoren von elektronischen Komponenten wie Mouser, Digikey Reichelt, Conrad, Distrelec etc. bei denen man fast jedes Bauteil bekommen kann.
Ich habe mich aber immer gefragt, wo denn die Chinesen ihr Zeug bestellen. Und siehe da: Hier findet man den größten Distributor von elektronischen Komponenten in China. Er liefert nicht nur die Komponenten, die bei Digikey und Konsorten zu finden sind, sondern auch Bauteile von im Westen unbekannten Marken aus dem Land des Lächelns. Ein Stöbern lohnt sich und ist zugleich ein Augenöffner. Die Preise dieser exotischen Komponenten sind für unsere Verhältnisse extrem niedrig. Zum Beispiel 3 Cent für eine integrierte Schaltung. Das erklärt auch, wieso die Produkte aus China so günstig sind: nicht nur die Arbeitskosten sind sehr niedrig, sondern auch die Materialkosten der Produkte.
Liebe Leserinnen, Leser und Leserx. Das war etwas viel Technik für heute. Nächstes Mal werde ich Ihnen über einige beunruhigende Vorgänge hier in der Anstalt berichten, und natürlich über die Genesungsfortschritte des Namenlosen.
Euer Armin.
Mein Name ist Anton und dies ist das letzte einer Reihe von Blogs, die ich in den vergangenen Jahrzehnten geschrieben habe. Irgendwann kam beim Schreiben immer der Moment, wo ich das Gefühl bekam, es sei Zeit, zu neuen Horizonten aufzubrechen und etwas Neues anzufangen. Das war auch diesmal der Fall – im März 2023.
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