Samstag, 17. November 2018
Die L-Antenne
Ich bin wieder zuhause und schreibe nun wieder selbst an meinem Demenzblog. Ich kann ja meine Demenz nicht einfach anderen überlassen. Armin und Sämu haben zwar ihre Sache gut gemacht, vom Leierkastenaffen mal abgesehen.
Mein Zahlentourette stört höchstens noch beim Einkaufen an der Kasse. Aber die besten Zahlen klingen langsam ab.
Mein Präsident Jackson ist wieder im Schuss, doch mein Interesse am Jedermannfunk ist nicht mehr so gross. Die ursprüngliche Faszination ist weg. Mir ist aufgefallen: Was früher so etwas wie ein Volksfunk war, ist in der Zeit der Smartphones nur noch ein Artefakt aus längst vergangenen Zeiten. Wer sich tatsächlich für Funk interessiert und experimentieren möchte, macht eine Amateurfunkprüfung.
Die Geschichte mit dem Antennenverbot hat mir natürlich auch zu denken gegeben. Aber in den meisten Fällen wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. In meinen Träumen als Gehilfe von Guglielmo Marconi habe ich Drähte als Antennen schätzen gelernt. Man kann damit sehr effektive und unauffällige Antennen konstruieren.
Ich habe mich lange mit Armin über dieses Thema unterhalten. Schließlich ist die Antenne das Wichtigste bei der ganzen Funkerei. Sie verwandelt einen Elektronenstrom in einen Photonenstrom. Das tut übrigens auch eine Glühlampe. Ob da ein Unterschied besteht? Beide tun doch das gleiche, beide senden elektromagnetische Wellen aus, aufgrund eines Stroms, der durch einen Leiter fließt.
Doch zurück zum Praktischen.
"Auf was kommt es bei einer Drahtantenne wirklich an", war meine wichtigste Frage, als ich Armin kürzlich am Telefon hatte.
"Erstens, dass du sie so hoch wie möglich aufhängst. Zweitens, dass sie genügend lang ist, in Bezug auf die Wellenlänge und drittens, dass sie möglichst weit von Störquellen entfernt ist."
"Also möglichst weit weg vom Haus mit seinen Schaltnetzteilen, dem VDSL und den Sparlampen und all dem Zeug?"
"Ja, und wenn du kannst, baue eine symmetrische Antenne und speise sie wenn möglich über eine hochohmige, verlustarme Zweidrahtleitung."
"Also ein Dipol."
"Genau! Wenn du am Beginn der Zweidrahtleitung einen automatischen Antennentuner installierst und einen 1:1 Strombalun für undefinierte Impedanzen, hast du eine gute Allbandantenne."
"Aber so ein Dipol für das 160m oder 80m Band ist ganz schön lang. Was, wenn mein Garten zu kurz ist?"
"Dann verkürze den Dipol. Zwei mal 17m, zum Beispiel, spielen auch noch im 160m Band mit, wenn auch mit verminderter Effizienz. Eine Antenne braucht nicht in Resonanz zu sein, um zu strahlen."
"Aber so eine mittig gespeiste Antenne, von der eine Zweidrahtleitung runter hängt, sieht schon sehr nach Antenne aus. Geht es nicht etwas unauffälliger."
"Doch. In diesem Fall nimm die zweitbeste Lösung. Sie ist zugleich die einfachste Antenne für die Kurzwellenbänder, die du bauen kannst. Es ist die L-Antenne. Auch sie ist eine Allbandantenne, wenn du sie mit einem automatischen Antennentuner speist. Ein Strombalun erübrigt sich meistens, aber du solltest unbedingt einige Erddrähte, so genannte Radiale, im Boden vergraben."
"Wieviele und wie lang müssen dieses denn sein?"
"Die Regel lautet: viele kurze sind besser, als wenige lange. Vier sollten es aber schon sein. Nur ein einziger Erddraht bringt schon erhebliche Einbußen. Auch für das 160m Band reichen schon einige Meter. Ihre Länge und Ausrichtung richtet sich nach den örtlichen Gegebenheiten."
"Und die soll ich einfach vergraben. Das ist schon recht mühsam. Muss ich blanken oder isolierten Draht nehmen?
"Das spielt keine Rolle: zum Beispiel Elektro-Installationsdraht oder Litze. Zum Vergraben eignet sich eine alte Kettensäge. Sie fräst im Nu wunderbare Schlitze in den Boden. Wenige Zentimeter Tiefe genügen, damit der Opa mit dem Rasenmäher keinen Schaden anrichtet. Auch das Kabel vom Tuner in die Funkbude kannst du so eingraben."
Somit stand mein Plan fest. Ich würde eine L-Antenne bauen. Der Vertikalteil hoch in den Baum hinter dem Haus und der horizontale Teil zur Dachfirst gespannt.
"Der Baum ist höchstens 10m hoch und steht etwa 15m vom Haus entfernt. Wird das genügen?"
"Für das 80m Band wird es genügen, auf 160m ist es ein annehmbarer Kompromiss. Doppelte Masse wären fantastisch, aber auch mit der Hälfte kannst du noch auf 80m funken. Gut ist, dass du den Vertikalteil möglichst weit weg vom Haus hast."
Wir plauderten noch über Gott und die Anstalt und kamen schließlich auf einige Dinge zu sprechen, die sich Armin auf Ebay besorgt hatte.
"Die Chinesen liefern auch in die Anstalt?", gab ich meinem Erstaunen Ausdruck.
"Wieso sollten sie nicht? Ganz Europa ist ja im Begriff zu einer Anstalt zu werden, wenn das so weitergeht", entgegnete Armin.
Mein Name ist Anton und dies ist das letzte einer Reihe von Blogs, die ich in den vergangenen Jahrzehnten geschrieben habe. Irgendwann kam beim Schreiben immer der Moment, wo ich das Gefühl bekam, es sei Zeit, zu neuen Horizonten aufzubrechen und etwas Neues anzufangen. Das war auch diesmal der Fall – im März 2023.
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