Dienstag, 16. Oktober 2018

Die Fake Antenne des Joseph Fuchs



Da mein Opel immer noch ohne Auspuff ist, konnte ich Armin in der Anstalt nicht besuchen. Aber wir haben miteinander telefoniert:

"Hallo Armin, ich habe gestern von dir Dinge erfahren, die du mir verheimlicht hast."

"Vielleicht sind es einfach auch nur Dinge, über die wir nicht gesprochen haben. Hast du ein Beispiel?"

"Dass du morsen kannst! Das hast du mir nie gesagt, und ich dachte, wir wären Freunde! Das befremdet mich."

"Manchmal werden Freunde zu Fremden und dafür Fremde zu Freunden. Das ist normal."

"Du hast mir auch nie gesagt, dass du eine Funklizenz hast."

"Das hätte an unserem Verbindungsproblem auch nichts geändert. Du brauchst für dein Präsident Jefferson eine bessere Antenne. Nur so kommst du in die Anstalt."

"Es ist ein Jackson und kein Jefferson. Ich habe betreffend Antenne ein bisschen gegoogelt. Die Spezis schwören auf sogenannte Fuchs-Antennen. Du weißt sicher wie die funktionieren."

"Nun ja, ich weiss zumindest, wie sich das Joseph Fuchs vorgestellt hat. Er hat seine Fuchs-Antenne nämlich im Jahr 1928 patentieren lassen. In Österreich."

"So alt ist diese Antenne schon? Und sie funktioniert noch immer?"

"Nein, immer noch nicht; auf jeden Fall nicht so, wie sich Joseph Fuchs das vorgestellt hat. Das Österreichische Patentamt hätte ihm nie ein Patent erteilen dürfen."

"Und wieso haben sie es denn gleichwohl getan?"

"Weil die damals in Österreich keine Ahnung hatten. Der Antenne fehlt schlicht und einfach ein Gegengewicht."

"Heisst das, sie ist kein Dipol?"

"Genau. Das steht sogar so in der Patentschrift. Dort steht: Sendeanordnung für drahtlose Telegraphie, dadurch gekennzeichnet.....dass sie einpolig direkt angeschlossen ist."

"Das hätte denen doch auffallen müssen. Kannten die den Dipol noch nicht?"

"Doch. Aber sie wussten nicht, wie eine Antenne funktioniert."

"Und wie funktioniert sie?"

"Damit eine Antenne strahlt, muss Strom fließen. Und Strom fließt nur irgendwo hinein, wenn er auch wieder herausfließen kann. Du brauchst also einen Zulauf und einen Ablauf. Davon kann aber keine Rede sein, wenn du nur einen Pol hast. Deine Autobatterie hat ja auch zwei Pole. Bei einem fließt der Strom raus, beim anderen wieder hinein."

"Die Fuchs-Antenne funktioniert deiner Meinung nach also nicht. Es ist also so eine Art Fake-Antenne?"

"So würde ich das nicht sagen", entgegnete Armin. "Die Fuchs-Antenne funktioniert schon. Aber nicht so, wie sich das Joseph Fuchs und Generationen von Funkern vorgestellt haben. Und sicher nicht, wie in der Patentschrift beschrieben. Dort steht nämlich: "Die Antenne wird rein durch Spannung angestoßen."

"Wie funktioniert sie dann?"

"Wie viele andere Antennen auch: Sie sucht sich selbst ein Gegengewicht, und dort fließt dann auch der Strom zurück.

"Das ist aber eine mysteriöse Geschichte. Vielleicht schickt mich mein Psychiater bald zu dir in die Anstalt, dann können wir den ganzen Tag über solche Dinge sprechen."

"Gott bewahre, wir können in der Anstalt keine Irren gebrauchen."

"Wie geht es eigentlich Charlie, die ich bei dir getroffen habe? Als ich raus auf den Parkplatz kam, hat die Polizei nach ihr gesucht."

"Ach, die Pilotin. Der geht es ganz gut. Die Anstaltsleitung meint, sie sei abgehauen, aber in Wirklichkeit wohnt sie immer noch hier. Inkognito, verstehst du?"

"Ist sie denn gefährlich, dass die Polizei nach ihr sucht? Und wieso hat sie eigentlich unterschiedliche Augenfarben: Rot und Grün?"

"Sie ist gefährlich für sich selbst, seit sie nicht mehr fliegen kann. Aber da ist sie selbst schuld. Was für eine verrückte Idee, sich ein Auge tätowieren zu lassen."












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