Mittwoch, 17. Oktober 2018
Die leeren Kanäle
Vergangene Nacht habe ich wieder mit dem Präsident Jackson in den Aether gelauscht. Dabei ist mir etwas aufgefallen. Der Präsident hat viele leere Kanäle auf denen nichts zu hören ist. Aber vielleicht haben es Präsidenten so an sich, dass sie nur auf einigen wenigen Kanälen kommunizieren. Trump, zum Beispiel, kommuniziert ja auch nur auf einem Twitter-Kanal. Oder diese scheinbar leeren Kanäle sind geheim: so geheim, dass dort nichts nach außen dringt.
Der Präsident hat ja einen Schalter mit Buchstaben von A bis E. Neuere Präsidenten hätten sogar einen Buchstabenschalter bis F, habe ich mir sagen lassen. Diese Buchstaben erschließen dem geneigten Funker viele weitere Kanäle, beziehungsweise Kanalgruppen. Das steht zumindest in der Bedienungsanleitung.
Aber eben: man hört dort fast nichts. Bis auf einen einzigen Kanal waren alle leer. Was für eine Verschwendung.
Auf dem Kanal, der benutzt wurde, haben übrigens zwei komische Käuze miteinander gesprochen. Einer beendete seine Sätze immer mit H.I, was mich sofort an Samü den Trucker denken ließ, und der andere mit "Breik". Das allein war ja schon verwunderlich, aber der mit dem H.I. am Schluss begann seine Sendungen immer mit einem Rotscher. Vielleicht ein Fan von Rotscher Federer, wer weiß.
Sie sprachen auch über Antennen, aber seit ich von Armin weiß, dass die Antenne das komplizierteste Wesen neben dem Mensch ist, scheint mir das nur natürlich.
Ich habe mich nach einer Weile mal gemeldet, um mich nach dem Mysterium der leeren Kanäle zu erkunden. Und tatsächlich: einer der beiden sagte nach kurzer Pause:
"Du, Schorsch, da ist noch einer drauf. Hörst du den auch?"
Darauf meldete sich der andere mit einem Rufnamen mit vielen Wörtern und einer Zahl drin, die ich in der Aufregung sofort wieder vergaß. Das ist leider eine Eigenart meines Hirns: wenn ich aufgeregt bin, habe ich einen Blackout. Darum habe ich bisher nie eine Prüfung bestanden. Auch nicht die Fahrprüfung. Glücklicherweise hat damals mein Onkel den Experten beim vierten Versuch überreden können.
"Ja Karl,", sagte der andere, "aber er ist leider zu schwach. Ich kann ihn nicht aufnehmen.
Drösel, dachte ich, du musst mich nicht aufnehmen, nur verstehen, und wiederholte den Rufnamen, den ich mir ausgedacht hatte: Mike Golf Yankee, das Rufzeichen der Titanic.
"Mike Golf Yankee", sagte mir der erste, "wie lautet dein vollständiges Call?"
"Mike Golf Yankee", wiederholte ich, "so wie die Titanic."
"In dem Fall hast du dich verirrt, mein Junge. Das hier ist nicht das Elfmeter- sondern das Zehnmeterband."
"Nichts für ungut", sagte ich, "bin gleich weg."
Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann mich zum letzten Mal einer "mein Junge" genannt hatte. Gerne hätte ich den Karl noch gefragt, wieso denn die Kanäle im Zehnmeterband so leer waren, aber ich würde Armin bei nächster Gelegenheit darauf ansprechen.
Mein Name ist Anton und dies ist das letzte einer Reihe von Blogs, die ich in den vergangenen Jahrzehnten geschrieben habe. Irgendwann kam beim Schreiben immer der Moment, wo ich das Gefühl bekam, es sei Zeit, zu neuen Horizonten aufzubrechen und etwas Neues anzufangen. Das war auch diesmal der Fall – im März 2023.
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